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Kapitel 12
Оглавление„Greier! Pollinger!” Ehrat platzte in das Grossraumbüro. Die Angesprochenen fuhren erschrocken auf ihren drehbaren Bürostühlen herum, die Abtrennwände zu den übrigen Schreibtischen zitterten.
Ehrat klatschte ein dickes Dossier auf den Tisch. Die Wände zitterten erneut.
„Die Spanier können doch noch arbeiten!”
„Nicht so rassistisch, Herr Kommissar!”
„Fräulein Greier! Sie sind heute aufmüpfig!”, bellte Ehrat.
Lena Greier grinste, während ihr Kollege Stefan Pollinger dumm aus der Wäsche guckte.
Ehrat räusperte sich. Er hatte nun wieder ihre volle Aufmerksamkeit.
„Die Polizei der Ajuntament de Palma hat uns alle Ermittlungsdaten zum Fall Johannes Stelzer zukommen lassen!”
„Ja und?”, fragte Greier.
Ehrat verdrehte die Augen. Die junge Dame ist wahrlich selbstbewusst.
„Greier! Auch wenn Sie eine grosse Klappe haben, sind Sie immer noch unser bestes Pferd im Stall!”
Gemurmel im Büro. Greier schien nicht aufgefallen zu sein, dass sie mit einem Tier verglichen wurde.
„Und Pollinger! Sie sind Halbspanier! Sie übersetzen und helfen Fräulein Greier, sich in dem Wust zurechtzufinden!”
„Aber auf Mallorca spricht man Katalanisch!”, entgegnete Pollinger.
„Mir egal! Ehrat beendete seinen Auftritt standesgemäss mit einem Türzuknallen.
Greier und Pollinger warfen einen Blick auf die Akten. Der Berg ist riesig. Das würden sie doch niemals schaffen!
Lena seufzte, Pollinger knurrte.
„Alles Seufzen bringt nichts, wir müssen an die Arbeit!”, meinte er.
Sie lachte kurz auf.
„Nene, mein Lieber. Ich arbeite erst, wenn du mir den Wust übersetzt hast!”
„Kommt nicht in die Tüte, da kannste gleich zwei Wochen Urlaub nehmen!”
„Ja, das hatte ich auch vor!”
„Nein, wir arbeiten gleichzeitig. Ihr Frauen seid ja solche Multitaskingtalente!”
Sie seufzte abermals, rang offenbar mit sich und entschied sich zur Kapitulation.
„Na gut, dann fangen WIR an!”
„Kommissar Ehrat!“, wurde er von einer ihm sehr unliebsamen Stimme aufgehalten, als er aus Lenas und Pollingers Büro in den Flur gerauscht war. Abrupt hielt er an und fuhr herum.
Seine persönliche Nemesis blickte ihn erwartungsfroh an.
„Frau Innenministerin, was gibt es denn noch?“, brummte er verärgert. Anstalten, gegenüber den Obrigkeiten freundlich zu sein, gehörten nicht zu seiner Lebenseinstellung. Lieber auf der eigenen Linie bleiben und alle wütend machen als dass er ein Arschkriecher würde, der seine Seele verkauft hatte.
„Herr Kommissar. Ich würde Sie gerne diese Woche noch einmal zu einer Besprechung zum Etat einladen!“ Süss, diese Zuckerschnecke!
„Wie Sie wünschen, Frau Fischer. Aber wenn Sie mich bitte entschuldigen mögen, Ich habe zu tun. Sie haben ja selbst bemängelt, dass wir zu wenig Anhaltspunkte haben!“
„Aber...“
„Vielen Dank, Frau Innenministerin!“, grummelte er mit Nachdruck.
„Meine Sekretärin wird Ihnen einen Termin zukommen lassen. Und Gnade Ihnen Gott, wenn Sie es versäumen, auf diesem aufzutauchen!“
Jetzt hatte Renate Fischer ihren Auftritt. Wie eine Furie drehte sie sich knurrend um und stöckelte wie eine Diva zum Treppenhaus. Ehrat fiel die Wolke aus zu viel aufgetragenem Parfüm erst jetzt auf.
War er hier in einem Polizeipräsidium oder in einem Bordell?