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Kapitel 3

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Die Redaktion befand sich in einer Querstrasse der Neuhauser Strasse, welche um diese Uhrzeit glücklicherweise noch ausgestorben war. Den Feierabend musste man sich täglich nicht durch die Arbeit verdienen, sondern durch den Spiessrutenlauf durch all diese taschenbepackten Mademoiselles in ihren hochhackigen Schuhen, wo sich bereits bei deren Anblick Blasen an meinen Füssen bildeten.

Ich betrat das Gebäude, nur um dann festzustellen, dass der Aufzug defekt war. Fünf Stockwerke zu Fuss! Der Tag war ja bereits jetzt im Eimer!

Ein Ständer beim Anblick Angelikas.

Eine proppenvolle U-Bahn

Mein stinkender Mitreisender

Defekter Aufzug in der Redaktion

Was denn noch?

Fehlte nur noch, dass die Speisekarte der Kantine heute Innereien ankündigt.

Was ein Scherz sein sollte, entpuppte sich fünf atemlose Stockwerke später als bittere Wahrheit. Der Fresszettel am Anschlagbrett versicherte mir, dass ich nicht träume.

Hat sich die ganze Welt gegen mich verschworen?

Missmutig stiess ich die breite Glastür auf, um mich dann im Empfangsgebäude wiederzufinden.

„Guten Morgen Patrick!”, strahlte mir die Sekretärin entgegen.

Ja, sie hat sich gegen mich verschworen.

Die gute Dame war 24 und stand offensichtlich auf mich.

So weit so gut.

Nur war sie etwa 170 Zentimeter gross und gefühlte 200 Kilogramm schwer. Zudem schien sie anscheinend nur jeden zweiten Zahn zu besitzen. Ihre Haarfarbe wechselte im wöchentlichen Rhythmus. Heute war giftgrün angesagt. Steht ihr irgendwie...nicht! Was stand ihr überhaupt? Am ehesten noch eine Glatze.

Als Krönchen ihrer Erscheinung besass sie noch eine Brille, welche wohl stärker war als ein Präzisionsfernglas bei der Bundeswehr.

Die gute Dame war halb blind. Wahrscheinlich wäre sie gerne total blind, vor allem in den Momenten, in denen sie sich im Spiegel anblicken muss.

Ich nuschelte ihr ein genervtes „Morgen!” entgegen und suchte dann meinen Arbeitsplatz. In diesem Labyrinth von Grossraumbüro einfacher gesagt als getan.

Als ich meinen Schreibtisch der Erlösung endlich gefunden hatte und diese schäbige Kiste namens Computer hochfuhr, schob sich plötzlich ein breiter Bauch vor mein Gesichtsfeld.

Ich blickte hoch.

Vor mir stand mein Chef, das perfekte Yang zur Sekretärin. Gefühlte drei Meter gross, gewogene 150 Kilogramm, puterrotes Gesicht ähnlich dem eines Schweins, schwitzend, und einen zerzausten Schnurrbart.

Eine einflussreiche Gestalt mit Gewicht – im wahrsten Sinne des Wortes.

Haha, Wortwitz!

Patrick, du solltest Kabarettist werden.

Mein Chef, Franz Ebermann war sein Name – passend zum Gesicht – hatte das Aussehen eines Ottfried Fischer gemischt mit den rhetorischen Fähigkeiten eines Edmund Stoiber. Trotzdem war er ein hohes Tier in der Münchner Verlagsszene, weil er unser Blatt in kürzester Zeit so umstrukturierte, dass man gar die Auflage steigern konnte. Dass damit die Abnahme der Qualität der Artikel verbunden war, schien ihn im geringsten nicht zu interessieren. Ebenso, dass ihm seine Kollegen von seriöseren Medien keinen Respekt entgegenbrachten.

Für ihn zählte nur seine Meinung, denn selbstverständlich tut nur er das Richtige!

Die halbe Redaktion rauszuschmeissen war für ihn der beste Entscheid. Oder eher für sein Portemonnaie. Der Ertrag blieb derselbe, dafür konnte der Aufwand verringert werden.

„Schneider!” Trotz des Aussehens hatte er nichts von einem knuddeligen Erzählopa. Seine Stimme war etwa so weich wie ein frisch geschliffenes Messer.

Ohne eine Antwort zu geben, schaute ich ihn an.

„Ich habe einen Auftrag für Sie!”

Er schmetterte eine fleckige alte braune Aktenmappe auf meinen Schreibtisch, machte wortlos auf dem Absatz kehrt und verschwand aus meinem Blickfeld.

Neugierig nahm ich die Mappe unter die Lupe.

Auf der ersten Seite war in Computerschrift meine Anweisung abgetippt. Auf der Redaktion war es Usus, das Ebermann einem den Wisch auf den Tisch donnerte, ohne ein Wort zu sagen, und der Auftrag stattdessen schriftlich formuliert war.

Bei der Erfüllung war man auf sich alleine gestellt. Schutzschilder in Form von Vorgesetzten suchte man bei unserer Zeitung vergeblich.

Ich musste die Zeilen mehrmals lesen, um zu verstehen, was meine Aufgabe war.

Ich sollte einem Drogenring beitreten, um danach undercover eine Reportage für meine Zeitung abliefern zu können.

Ich schüttelte den Kopf.

Das konnte doch nicht wahr sein.

Das durfte doch nicht wahr sein!

Getäuscht

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