Читать книгу Getäuscht - Daniel Wächter - Страница 8

Kapitel 4

Оглавление

Zuhause angekommen, stellte ich mich unter die Dusche, um meine Gedanken zu sortieren. Ebermanns Auftrag hatte diese vollends in Beschlag genommen. Wie sollte ich nur den Weg in diese Drogenszene finden?

Ein grosses Laster hatte ich in dieser Hinsicht, nur war meine Droge legal:

Der Alkohol.

Ich war das Paradebeispiel, wie man durch Alkohol zum Arschloch wird. Ich wusste es, wollte mich ändern, aber konnte es nicht.

Meine Selbstzweifel schlugen dann stets in Arroganz um.

Ich schämte mich jede Woche für mein Verhalten, gelobte mir Besserung, doch ändern konnte – oder vielleicht doch wollte? – ich nichts.

War ich auch nüchtern ein solches Riesenarschloch?

Oder nur ein gottverdammter Zyniker?

Ich wusste es nicht.

Die wichtigste Frage: Wie stellte ich Ebermann mit meinem Auftrag zufrieden?

Wie komme ich nach dem Ende wieder aus dem Drogensumpf raus?

Würde ich selbst zum Junkie?

Den ganzen restlichen Tag hatte ich mit ersten Recherchen über die Münchner Drogenszene verbracht. Bei der Polizei biss ich auf Granit, diese Pfostenköpfe wollten mir selbstverständlich keine Informationen weiterreichen, da ich ja nur für Sensationsjournalismus stände und ihre Arbeit nur behindern würde. Tief in meinem Innern musste ich ihnen trotz allem Geschimpfe Recht geben, mein Arbeitgeber war wohl der falsche Partner, um die Polizei- und Sozialarbeit in der Öffentlichkeit positiv darstellen zu lassen. Wer las denn unser Papier? Wahrscheinlich nur die Arbeitslosen, welche mit ihrem 99-Cent-Bier den ganzen Tag auf Brunnenmauern hockten und über alles schimpften.

Ich fragte mich, wozu Ebermann überhaupt einen solchen Artikel in der Zeitung haben will? München sei ja schliesslich die sicherste Grossstadt Europas, solche Texte würden die Leser nur verunsichern.

Mir war es egal.

Erste Ergebnisse konnte ich bereits erzielen, Schwerpunkte in der Innenstadt wären der Hauptbahnhof und das Sendlinger Tor. Die Stadt hatte bereits irgendwelche Sozialarbeiter dorthin geschickt, um die Obdachlosen vom Sumpf loszueisen. Ich wünschte mal gutes Gelingen!

Ich wollte mich morgen mal am Hauptbahnhof umsehen und dann über mein weiteres Vergehen nachdenken.

Ich bekam eine Woche Zeit, den Artikel zu schreiben. Eine gottverdammte Woche im Sumpf.

Entschied ich mich für einen Rückzieher, würde mir Ebermann gewiss nicht den Arsch versohlen!

Nein, er würde mir eine Kartonschachtel an den Kopf werfen und mich feuern!

Schon mehrere Male gesehen oder gehört, die Schreie dringen jeweils durchs ganze Gebäude.

Er verlangte, dass wir unser Leben für seine Auflage riskieren und rastete aus, wenn wir Angst um uns haben.

Das nächste Mal sollte er meines Erachtens selbst an die Front.

Mit den gedanklichen Ermordungen meines Chefs schaltete ich das Wasser ab, schob den Duschvorhang zur Seite und griff nach meinem Handtuch.

Wieso machte ich das überhaupt?

Was wollte ich?

Frau und Kinder.

Woher kriegte ich sie?

Angelika?

Sie würde ich auf der Stelle heiraten.

Sie mich auch?

Wohl kaum.

Was mache ich bloss?

Fragen und Antworten auf diese Fragen und wieder neue Fragen und wieder deren Antworten schwirrten in meinem Kopf herum. Die Dusche hatte ihren Zweck kräftig verfehlt.

Wütend schlüpfte ich in meine Kleider und hastete, nachdem mein beschissener Magen geknurrt hatte, zielstrebig in die Küche, öffnete den Kühlschrank und – fluchte wie ein Rohrspatz.

Er war leer. Leer bis auf eine uralte schrumpelige Möhre, welche ich gleich aus dem Fenster schmiss. Scheiss auf den Pechvogel, der unten auf der Strasse von ihr bombardiert wurde. Schlechten Tag erwischt? Geht mir übrigens an meinem fetten Elefantenarsch vorbei!

Ich hatte doch glatt das Einkaufen vergessen! Wütend trat ich gegen die Kühlschranktür, nur um danach noch wütender werden, denn mein rechter Fuss tat höllisch weh. Wieso musste diese Scheiss-Kücheneinrichtung auch aus Metall sein?

„Der Tag wird wahrlich immer besser!”, schimpfte ich. Was würde noch folgen?

Ein Ständer am Morgen.

Sardinenbüchsenartiges Gequetsche in der U-Bahn.

Das Stinktier ohne Deo.

Der Aufzug in der Redaktion hatte seinen Geist aufgegeben.

Dessen Mechaniker machten auf Streik

Innereien in der Kantine.

Der Kantinenchef hatte eine akute Erkältung, die Hälfte seines Rotzes landete sicherlich im Essen.

Die „gute” Laune meines Chefs.

Eine Woche im Drogensumpf – hoffentlich darf ich mal high werden?

Ein leerer Kühlschrank!

Verdammt! ich muss zu Aldi!

Getäuscht

Подняться наверх