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Kapitel 1

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Januar 2013

Tja.

Ein neuer Tag war angebrochen.

Ich, immer noch schlaftrunken, fuhr mir durch das chaotisch abstehende Haar und liess mich am Küchentisch auf einen Stuhl fallen.

Wie hatte ich es nur bis hierhin geschafft. Am liebsten würde ich gleich wieder einschlafen.

Weniger als eine Minute war vergangen, als mich – wieder einmal – mein absolut nerviger Wecker mit seinem mindestens ebenso nervigen durchdringenden gleichmässigen Piepsen aus meinem Schlaf und aus meinen Träumen geholt hatte, um mir gleich die graue Realität auf dem Silbertablett zu präsentieren.

Ich, Vorname Patrick, Nachname Schneider, Alter 23, Dienstgrad unbekannt, pulte mir den Sand aus meinen Augen und starre auf die dampfende Tasse Tee vor meinen Augen. Ein Wunder, dass ich dies trotz meiner Müdigkeit vollbringen konnte. Manch einer würde mir jetzt zu einem Kaffee raten, doch ich verabscheute diese bittere Moccabrühe, die schmeckte, als hätte man einen zerstampften Karton in heissem Wasser aufgelöst. Sollte mir einer Kaffee auftischen, würde ich diesen aufs Geratewohl gegen die nächstgelegene Wand schmeissen und die servierende Person für immer mit Hass, Verachtung und bösen Blicken bedenken.

Tja, auch meine Eltern mussten diese Erfahrungen machen!

Wie konnte man das eigene Kind nicht kennen?

War halt die Quintessenz daraus, dass man nur auf seinen Beruf und das Ansehen in der Gesellschaft fixiert war. Für meine Eltern war es wichtiger, den teuersten Esstisch im ganzen Quartier zu haben, statt sich um ihren Sohn zu kümmern.

Ich sollte sie mal wieder anrufen.

Oder auch nicht.

Ich hatte bestimmt ihre Telefonnummer vergessen.

Da fragte sich noch einer, wieso ich ein solcher Zyniker geworden bin.

„Verdammt! Die Zeitungen!”, murmelte ich zu mir selbst und stand auf, um zum Briefkasten zu geben.

Dummerweise hatte mein Hintern jetzt entschieden, zu jucken, was ich unbedingt mit einem Kratzen quittieren musste. Zu viele Informationen? Korrekt.

Immer noch schlaftrunken versuchte ich, meinen Briefkastenschlüssel in das zugehörige Schloss zu stecken. Da ich eine Erdgeschosswohnung besass und somit die Briefkasten gleich gegenüber hatte, machte es mir nichts aus, meine Post schnell nur in Boxershorts zu holen. Sah mich ja eh keiner.

„Guten Morgen Patrick!”

Bis heute.

Ich schaute auf. Vor mir stand Angelika, die Bewohnerin des oberen Stockwerks, die Schönheit in Person. Lange blonde Haare und eine angemessene Figur samt einer Oberweite, die keinen Mann enttäuschte. Ihr perfektes Lächeln entblösste eine weisse Zahnreihe, welche es in ihrem Glanz ohne Probleme mit der Milchstrasse aufnehmen kann.

Zudem war auch ihr Wesen nicht von schlechten Eltern – kurzum, sie war ein Engel und nicht selten auch eine meiner Masturbationsfantasien.

Der einzige Makel, der ja bekanntlich den Rest noch schöner wirken liess, war ihr altmodischer Vorname, ihren Nachnamen hatte ich bereits wieder vergessen oder sie hatte ihn mir nie gesagt, kann auch sein, ich wusste es nicht.

Mist.

Hätte ich doch nur eine Jeans übergezogen.

Natürliche Reaktionen halt.

Hoffentlich sah sie es nicht.

„Morgen!”, nuschelte ich, grub die Zeitungen aus meinen Briefkasten, schloss ihn ab und verschwand schleunigst in meiner Wohnung.

Verdammt wie peinlich!

Ein Ständer am Morgen sorgt für Kummer und Sorgen!

Haha, der war gut!

Nicht lustig, aber zutreffend!

Wahrscheinlich hatte sie es eh nicht wahrgenommen, tat sie ja auch beim Gesamtpaket nicht.

Trotzdem hatte sie meinen Namen gewusst.

Mochte sie mich also doch?

Eh nicht.

Wahrscheinlich würde sie sich gleich mit ihrer besten Freundin zum Kaffeeklatsch treffen sich mit ihr wahrscheinlich den gesamten Tag auf meine Kosten amüsieren, in dem die beiden über die Standhaftigkeit des kleinen Patrick lachten.

Getäuscht

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