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Kapitel 13

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Langsam brach die Dunkelheit über München hinein, Zeit, sich entweder in der Notschlafstelle anzustellen oder stattdessen ein sicheres und vor allem warmes Plätzchen zu suchen.

Ich vermisste mein Bett, meine Dusche – ja meine vier Wände im Allgemeinen. Auch wenn ich nicht die ordentlichste Bude der Stadt hatte, wohnlicher als auf der Strasse zu leben war es allemal.

Und natürlich Angelika. Meine Eier quollen beinahe über.

Ich schritt durch die unterirdischen Gänge des Hauptbahnhofes und liess mich bei der Schillerstrasse nach oben befördern. Blicke werden mir entgegen geschleudert, Blicke, die sich sehr unangenehm anfühlen.

Kleider machen Leute – das Sprichwort hat eine gewisse Wahrheit in sich. Egal wie man im Inneren ist, wahrgenommen wird auf den ersten Blick nur das Äussere. Naja, da ich ja ein ziemliches Arschloch war, war das bestimmt nicht unbedingt zu meinem Nachteil.

An der Ecke sammelte ein VW-Bus die verkrüppelten Bettler der Gegend Bayer-/Senefelder-/Schiller- und Goethestrasse ein. Arme Schweine. Die Gegend verkam in letzter Zeit immer mehr, wurde immer schäbiger. Leuchtreklamen von Hostels, einschlägigen Lokalen und ebenso unseriös wirkenden Läden kämpften um die Gunst des Passanten.

Ich ging weiter, querte die Strasse. Der Rewe an der Schützenstrasse hatte bereits geschlossen. Auch hier hatte die Gegend etwas von einem Ghetto. Die Hauseingänge dienten als windgeschützte Schlafplätze.

Eine Gruppe junger Männer hatte improvisiert und ein Feuer auf offener Strasse gemacht. Mal sehen, wie lange das gutgeht.

Bemüht, irgendwie Kontakte zu knüpfen, gehe ich auf sie zu. Ich fiel sofort auf, wie es für Neulinge üblich ist.

Wie es der Zufall wollte, war eine alte Bekanntschaft darunter.

„He Graskäufer!”, wurde ich erkannt.

„Kasper!”, entgegnete ich. Er winkte mich zu ihnen.

Der Deckname war der weitaus am unpassendsten für ihn, er hätte einen brutaleren, einschüchternden verdient gehabt. Zwei Meter gross, breit – und mit einem buschigen Vollbart erinnerte er mich stark an Hagrid aus dem Harry Potter-Universum.

„Was willste?”, blaffte mich einer der Männer an. Sofort wurde er von Kasper mit einem bösen Blick bedacht.

Ich trat ans Feuer und streckte die Hände aus. Die Wärme tat gut. Ich sehnte mich nach meinem Bett und beruhigte mich innerlich, dass diese Undercover-Aktion hier nur meiner Karriere als Journalist diente. Meiner erbärmlichen und hoffnungslosen Karriere, notabene. Aber irgendwie kotzte mich das hier an. Ich fühlte mich wie Fidel Castro im Adidas-Anzug.

Kaspers Blick beeindruckte ihn nicht. Mit schnellen Schritten kam er auf mich zu und ehe ich mich versah, wurde mein Kopf über das gleissende Feuer gerissen. Mir wurde schlagartig heiss, ich wagte kaum zu atmen.

„Ich frage nochmal: Was willste?!”, bellte der Angreifer wieder und spuckte mir in den Nacken, als wollte er so die Brutalität seiner Aktion unterstreichen. Aber es gelang ihm eher, deren Primitivität hervorzustreichen. Meine Güte, waren die hier guter Laune!

Als ich nicht gleich antwortete, drückte er meinen Kopf näher gegen die Flammen. Ich hatte das Gefühl, dass gewisse Spitzen meines längeren Haares bereits angesengt wurden. Mir wurde noch heisser, ich schrie auf.

„Dann gib mir Antwort du Hurensohn!” Das war für Kasper zu viel.

„Halt die Fresse Juri!”, brüllte er und verpasste meinem Angreifer, der nun einen Namen erhielt, einen Kinnhaken. Da er mich noch am Kragen festhielt, wurde ich durch die Wucht des Schlages mitgeschleudert und prallte ebenfalls auf den Boden.

Ich schlug mit dem Schädel auf dem Asphalt auf, was mich kurz Sterne tanzen sehen liess. Ächzend und mit schmerzverzerrtem Gesicht richtete ich mich auf, Neben mir fasste sich Juri brüllend an die Nase.

„Kasper du verdammter Wichser!”, schrie er. Kasper beugte sich zu ihm und spuckte ihm ins Gesicht.

„Dies soll dir eine Lehre sein. Mach so etwas nie wieder! Der Kleine wird noch wichtig für uns sein, denk dran!”

Die Worte liessen einen Schauer meinen Rücken heruntergehen. Bisher hatte ich Sympathien für Kasper, aber diese Aussage liess mich stutzen. Was haben die mit mir vor?

Ehe ich mich versah, war mir dunkel vor Augen. Jetzt haben sie ein Tuch über meinen Kopf gestülpt.

Das fängt ja toll an!

Getäuscht

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