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Kapitel 14
Оглавление„Meine Fresse!”, keuchte Pollinger und lehnte sich im Stuhl zurück.
Die mallorquinischen Akten waren sehr umfangreich, aber leider ebenso unordentlich.
„Die haben wahrscheinlich bei dem Chaos aufgegeben!” Er liess einen Kaugummi zwischen seinen Kiefern tanzen.
„Wie ich jetzt auch!”
Lena wiederum schüttelte immer wieder den Kopf. Einerseits über die schnelle Kapitulation ihres Arbeitskollegen, andererseits aber auch über die unseriöse Buchführung. Leider klischeehaft. Aber die Akten sind keineswegs sortiert, während im Ordner bereits auf der ersten Seite der Name des Opfers, Johannes Stelzer, stand, war weiter hinten immer noch von einem „Unbekannten, dessen Identität erst noch geklärt werden musste” die Rede. Es war zum Mäusemelken, da musste sie Pollinger Recht geben – aber deswegen gleich alles hinschmeissen?
Die Akten waren durchaus interessant. Linda hatte sich einen kurzen Überblick verschafft und die Fakten kurz zusammengefasst:
Nicht nur in München war Stelzer aktenkundig, auch auf Mallorca. Bis zuletzt schien er bei den beiden Grossen an der Platja, Grupo Cursach und Antich, die Finger im Spiel gehabt zu haben. Nicht nur in Form von Aktienanteilen; er organisierte auch Partys in den entsprechenden Lokalitäten der beiden Konzerne.
Auch sonst war Stelzer eine zweifelhafte Person. Geboren im Klinikum rechts der Isar als Sohn eines Wurstwarenverkäufers am Viktualienmarkt, erlangte er betriebswirtschaftliches Wissen an der LMU, ehe er in den Immobilienmarkt einstieg. Schon damals ereilte ihn zweifelhafter Ruf, als er Feriendörfer in Mallorca, am Tegernsee und am Bodensee errichtete, um sie überteuert an Gäste zu vermieten. Doch konnte ihm damals juristisch kein Fehlverhalten nachgewiesen werden, erst als man bei Hausdurchsuchungen zu den Fällen auf geheime Drogenlabors stiess. Doch damals war Stelzer über alle Berge – oder eben auf Mallorca, wo er kurze Zeit später von einem Balkon stürzte. Interessanterweise gehörte besagter Balkon zu einem Hotel von Antichs Unternehmensgruppe.
Die Lokalvertretung der Policía Nacional in Palma ging relativ schnell von seinem Selbstmord aus, da sich keinerlei möglichen Verdächtigen in der Nähe ausmachen liessen. Für ein solches Verhalten sprechen nicht nur die kurz vor Stelzers Tod angelaufenen Ermittlungen in München, sondern auch dessen Verwicklung in einen Bestechungsskandal rund um Antich. Stelzers Name stand auf der Liste möglicher Involvierter in den Skandal, doch da war er längst tot.
„Linda, sieh dir dies mal an!”, schrak Pollinger sie aus ihrer Gedankenwelt.
Sie ging auf die andere Seite des Schreibtisches und schaute ihm über die Schulter. Pollinger deutete mit seinem Kugelschreiber auf eine Textzeile, die aus einem Artikel einer deutschen Boulevardzeitung stammte und den Bestechungsskandal rund um Antich zum Thema hatte.
„Auch die Polizei war in den Skandal involviert”, fasste sie das Gelesene zusammen.
„Mir kommt das – sorry für den schlechten Wortwitz – spanisch vor. Ermittlungen in Deutschland und Spanien starten, man springt vom Balkon,...”, begann Pollinger.
„Na gut, das ist noch nicht aussergewöhnlich!”, warf Linda ein.
„Lass mich ausreden, Fräulein!” Oha, da war wohl einer angesäuert.
„Bitte sehr!” Sie forderte ihn mit einer einladenden Handbewegung zum Weitermachen auf.
„Aussergewöhnlich finde ich eher, dass die Polizei, die in denselben Bestechungsskandal wie Stelzer involviert ist, mit den Ermittlungen zu dessen Tod beauftragt wird – und sie überraschend schnell beendet. Es macht für mich den Anschein, dass das bewusst wie Selbstmord ausschauen musste.”
„Wer war damals für die Ermittlungen in Palma zuständig?”
Pollinger wies auf das Deckblatt eines Ordners.
„Hier steht überall Bartolomé Femenías”
„Und nun?”
„Wir müssen diesen Herrn sprechen!”
„Und wie?”
„Das darf unser ehrenwerter Kommissar Ehrat entscheiden!”