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Die Engländer gründen 1607 Jamestown

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Nordamerika war nicht unbewohnt, als die Europäer den neuen Kontinent entdeckten. Rund fünf Millionen Indianer lebten in Nordamerika auf dem heutigen Gebiet der Vereinigten Staaten und von Kanada. Die Indianer Nordamerikas lebten seit Jahrhunderten in verschiedenen, häufig nomadisch umherziehenden Stämmen, darunter die Cherokee, die Creek, die Irokesen, die Apachen, die Sioux und die Powhatan. Vor dem Kontakt mit den Europäern besaßen die Indianer keine Feuerwaffen, keine Pferde und keine Eisenbahn. Einige Indianer siedelten in Dörfern und betrieben Ackerbau. Aber die meisten Indianer waren Jäger, die dem Wild, vor allem den Büffeln, hinterherzogen. Die Indianer lebten angepasst an eine weitläufige Natur und fischten an Flüssen und in Seen. Viele Stämme waren davon überzeugt, dass die Natur von unsichtbaren heiligen Wesen bewohnt ist und dass man den Boden weder besitzen noch verkaufen kann. Umweltverschmutzung gab es damals in Nordamerika nicht.81

Von Küste zu Küste misst Nordamerika fast 5000 Kilometer. Vom Atlantik herkommend breitet sich zuerst die Ostküstenebene aus, die bis zur Appalachen-Bergkette reicht. Das gut bewässerte Gebiet mit kurzen, aber schiffbaren Flüssen und fruchtbarem Boden wurde von den Europäern nach ihrer Ankunft zuerst besiedelt. Hinter den Appalachen folgen Richtung Westen die weitläufigen und flachen Great Plains, die bis zum Gebirge der Rocky Mountains reichen. In den Great Plains liegt der Fluss Mississippi, der in den Golf von Mexiko fließt und von den Kolonialisten als Wasserstraße genutzt wurde, da damals keine Straßen durch die USA führten und vor dem Bau der Eisenbahn das Reisen sehr anstrengend war. Hinter den Rocky Mountains liegt eine schmale Küstenebene, bevor man an die Pazifikküste gelangt. Nordamerika, so kann jeder Besucher feststellen, verfügt über eine wunderschöne und vielfältige Natur. Auf meinen Reisen hat mich vor allem der Yosemite-Nationalpark in Kalifornien mit seiner Schönheit beeindruckt sowie die wilde Pazifikküste im Bundesstaat Washington, und in Kanada im Bundesstaat British Columbia die türkisblauen Seen in der Region um Banff und Jasper.


Grafik 5: 1607: Jamestown – die erste ständig bewohnte englische Kolonie in Nordamerika.

Im Jahr 1607 gründeten die Engländer mit Jamestown die erste ständig bewohnte englische Kolonie an der Ostküste von Nordamerika. Es waren nur 104 Männer, englische Söldner und Abenteurer, die nach einer langen Schiffsfahrt über den Atlantik Nordamerika erreichten und das Land, das sie betraten, zur englischen Kolonie Virginia erklärten, benannt nach der unverheiratet verstorbenen britischen Königin Elisabeth I. Die englischen Kolonialisten wählten eine kleine Halbinsel in einem Fluss, fast 100 Kilometer von der Küste entfernt, um dort ihre befestigte Basis zu errichten. Den Fluss nannten sie zu Ehren ihres damals in England regierenden Königs River James und ihre Siedlung Jamestown. Die Engländer bauten ihre Basis nicht an der Küste, weil sie Überfälle der Spanier fürchteten, die Anspruch auf die gesamte Neue Welt erhoben. Auf drei Seiten von Wasser umgeben, konnte die Halbinsel gut verteidigt werden. Nur durch eine schmale Landbrücke war die Halbinsel mit dem Festland verbunden. Zudem erlaubte die Tiefe des Flusses, dass das gesicherte Fort auf der Insel mit Schiffen direkt vom Atlantik erreicht werden konnte. In Jamestown begann eine Entwicklung, die schließlich zum Entstehen des US-Imperiums führen sollte. Von Anfang an war diese Geschichte geprägt durch Gewalt und den Einsatz von Waffen.

Für die Indianer war die Ankunft der Europäer der Anfang vom Ende, der Beginn eines großen Sterbens. Als immer mehr Engländer mit Schiffen über den Atlantik kamen und sich an der Ostküste niederließen, intensivierten sich die Spannungen mit den Powhatan-Indianern, die seit Jahrhunderten an der Ostküste von Nordamerika lebten. Mit dem Powhatan-Krieg begann 1608 die lange und brutale Zeit der Indianerkriege. Die Powhatan versuchten die Engländer von ihrem Land zu vertreiben und führten den Kolonisten schwere Verluste zu. Die Engländer raubten den Indianern Korn, brannten ihre Häuser nieder und massakrierten die Einwohner. Die Indianer belagerten Jamestown, und die Engländer verschanzten sich in ihrem Fort. Die Belagerung dauerte mehrere Monate und viele Kolonialisten starben an Unterernährung und Krankheiten. Um zu überleben, waren die Bewohner von Jamestown gezwungen, Pferde, Hunde und Ratten zu essen. Im Mai 1610 waren nur noch 60 Siedler am Leben, sie verließen Jamestown und segelten flussabwärts. Die Powhatan glaubten, einen sicheren Sieg errungen zu haben, aber sie irrten sich.

Bald kamen weitere Europäer über den Atlantik und landeten in Nordamerika. Diese überfielen die Dörfer der Powhatan, brannten sie nieder und massakrierten die Bewohner. Aus Sicht der Indianer war der Zustrom von neuen Siedlern aus Europa unerschöpflich. Im großen Aufstand der Powhatan, der von den Engländern als das »Große Massaker« bezeichnet wird, überfielen die Powhatan 1622 Jamestown und töteten 347 der 1200 Kolonisten. Die Engländer übten Vergeltung und löschten bis zum Ende des Powhatan-Krieges 1646 die Powhatan fast völlig aus. Die Überlebenden wurden verdrängt und zu jährlichen Tributzahlungen an Virginia in Form von Pelzen verpflichtet. Für die Powhatan hatte der Kontakt mit den Engländern in einer Katastrophe geendet.82

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