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Der Kampf gegen das britische Imperium
ОглавлениеUnabhängig waren die USA auch nach der Verabschiedung der Unabhängigkeitserklärung noch nicht, weil der britische König den Austritt aus dem britischen Imperium nicht akzeptieren wollte. Die Siedler mussten erst hastig eine reguläre Armee aufbauen. George Washington, der Anführer der Rebellen, führte mit nur 15000 Soldaten einen Guerillakrieg gegen die britischen Truppen. Eine Luftwaffe gab es damals nicht. Der Krieg wurde vorwiegend auf dem Land ausgefochten. Dass die Royal Navy, die damals stärkste Flotte der Welt, den Atlantik dominierte, half London wenig. Denn die dreizehn Kolonien konnten sich selbst ernähren. Ein Abschneiden der Versorgungswege und Aushungern des Gegners, die klassische Kriegsführung der britischen Marine, war gegen die Siedler wirkungslos.
Die Franzosen beobachteten die Rebellion in Nordamerika mit Interesse. Sie wünschten sich eine Niederlage der Briten und belieferten daher die Guerillas von Washington mit Waffen. London wiederum stärkte seine Einheiten dadurch, dass in Europa 30000 Söldner angeworben wurden, die große Mehrheit davon Deutsche, welche in den Krieg nach Nordamerika verschifft wurden. Zudem bewaffneten die Briten auch Indianer, weil sie hofften, so die Rebellion in den dreizehn Kolonien zu zerschlagen. Doch dies gelang nicht. Als Frankreich die Unabhängigkeit der dreizehn Kolonien anerkannte und ab 1780 selbst auf der Seite der Siedler mit französischen Soldaten in den Unabhängigkeitskrieg eingriff und mit George Washington gegen die Briten kämpfte, wendete sich das Blatt. Das britische Imperium musste im Vertrag von Paris 1783 alle dreizehn Kolonien in die Unabhängigkeit entlassen und verzichtete auf alle Gebietsansprüche östlich des Mississippi. Nur Kanada blieb unter britischer Souveränität.
Grafik 7: 1783: Im Vertrag von Paris sichern sich die USA das Gebiet bis zum Fluss Mississippi.
Der Vertrag von Paris wurde in London als große Schmach und in Paris und Washington als großer Triumph empfunden. Die dreizehn Kolonien sicherten sich mit diesem Vertrag auch das große Gebiet zwischen den Appalachen und dem Fluss Mississippi, wodurch das Staatsgebiet der noch jungen USA enorm vergrößert wurde. Im Gegenzug erhoben die USA keine Ansprüche mehr auf die britischen Besitztümer im Norden, wodurch die Grenze zu Kanada entstand. Unter der Führung von James Madison gaben sich die 13 Kolonien im Jahre 1788 eine gemeinsame Verfassung und erschufen als Legislative den aus Senat und Repräsentantenhaus bestehenden Kongress, als Exekutive einen von Wahlmännern aus den Einzelstaaten gewählten Präsidenten und als Judikative den Obersten Gerichtshof als höchste juristische Instanz. George Washington, der dank der Unterstützung von Frankreich die Briten geschlagen hatte, wurde 1789 zum ersten Präsidenten der USA gewählt.
Der unersättliche Landhunger der Siedler schob die Siedlungsgrenze, die Frontier, immer weiter nach Westen. Die Indianer, welche sich gegen die Ausbreitung der Siedler wehrten, wurden getötet oder vertrieben. So entstanden östlich vom Mississippi unter anderem die neuen Bundesstaaten Kentucky (1792), Tennessee (1796), Ohio (1803), Louisiana (1812), Indiana (1816), Mississippi (1817), Illinois (1818) und Alabama (1819) auf dem Land, das den Indianern geraubt worden war. Im Norden versuchten die USA Kanada zu erobern, doch das misslang, weil die Briten 1814 im sogenannten Zweiten Unabhängigkeitskrieg die neue Hauptstadt Washington und das Weiße Haus niederbrannten. Erfolgreicher war die US-Expansion nach Westen. Frankreich verkaufte unter Napoleon 1803 seine große Kolonie Louisiana, benannt nach dem französischen Sonnenkönig Ludwig XIV., für den Spottpreis von 15 Millionen Dollar an die USA, die dadurch ihr Staatsgebiet auf einen Schlag verdoppelten. Auf dem riesigen Gebiet westlich des Mississippis entstanden unter anderem die neuen Bundesstaaten Missouri (1821), Arkansas (1836), Iowa 1846), Minnesota (1858), Kansas (1861), Nebraska (1867) und South Dakota (1889). Der »Louisiana Purchase« war das größte Grundstücksgeschäft der Geschichte. Die Indianer, die das Land seit Generationen bewohnt hatten, wurden durch Kriege vertrieben.
Warum nur verkaufte Napoleon ein so großes Gebiet für so wenig Geld? Weil er sich in Europa auf einen großen Krieg mit England vorbereitete und nicht gleichzeitig in der Neuen Welt ein Kolonialreich unterhalten konnte. Napoleon hoffte, mit der prall gefüllten Kriegskasse die Kontrolle über ganz Europa zu erringen und sich danach wieder Nordamerika zuwenden zu können, was ihm aber nicht gelang. 1815 unterlag Napoleon in der Schlacht von Waterloo dem englischen General Wellington und dem preußischen Feldmarschall Blücher. Heute erinnert noch der Name der Stadt New Orleans im Bundesstaat Louisiana am Golf von Mexiko an den einst großen Kolonialbesitz der Franzosen in Nordamerika. Alaska erwarben die USA 1867 für den Spottpreis von 7 Millionen Dollar von Russland und erzielten dadurch einen weiteren riesigen Gebietszuwachs.
Noch heute erinnert die 1886 eingeweihte Freiheitsstatue im Hafen von New York an den großen Einfluss von Frankreich auf die Geschichte der USA. Die Statue wurde von einem französischen Künstler in Paris gefertigt, mit Schiffen über den Atlantik gebracht und in New York wieder zusammengebaut und ist ein Geschenk des französischen Volkes. Die Freiheitsstatue streckt mit der rechten Hand eine Fackel hoch und hält in der linken Hand eine Inschriftentafel mit dem Datum der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung 1776. Zu Füßen der Statue liegt eine zerbrochene Kette, welche die Befreiung aus der britischen Knechtschaft symbolisiert. Tatsächlich hätten die dreizehn Kolonien ohne die Unterstützung von Frankreich vermutlich nie ihre Unabhängigkeit von Großbritannien erlangt.
Grafik 8: 1803: Die USA verdoppeln ihre Fläche durch den Kauf der Kolonie Louisiana hellgrau.