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1953 bis 1966 Drei Brüder und eine katholische Erziehung

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Frühling 1956, ein Sonntagnachmittag im St. Galler Rheintal, drei Kinder in einer Blumenwiese. Gardi Hutter in der Mitte, mit üppigem Blumenstrauss, glattem, blondem Bubikopf, im Trägerröckchen. Fest steht sie da, der Blick etwas kritisch, fragend. Die Kleine zwischen den grösseren Brüdern. Links Erwin, der Älteste, trotziger Mund, dunkleres Haar als die Geschwister, in der Hand eine Blume. Rechts Fredi, der Zweitgeborene. Beide Buben in denselben Shorts mit Kurzarmhemd und Pullunder. Die Kleider der Kinder hat die Mutter selbst genäht. Der vierte im Bunde fehlt auf dem Bild: Gilbert, der Jüngste. Er sitzt im Kinderwagen, kann noch nicht so schnell mitlaufen, wenn die drei Hutter-Kinder durch die Frühlingswiese toben. «Still halten und lächeln», hat Vater Erwin wohl befohlen. Nur Fredi folgt der Anweisung, Gardi und Erwin bleiben ernst. Morgens war die Familie in der Kirche, dann hat die Mutter gekocht. Am Nachmittag geht es noch etwas an die frische Luft. Am Montag wird wieder gearbeitet. Den Eltern gehört das Modehaus E. Hutter in Altstätten. Dort verkaufen sie Mäntel, Hosen, Jacken, Anzüge, Hemden, Blusen, Röcke und lassen im Schneideratelier im Haus Säume kürzen, Nähte anpassen und Kleider nach Mass anfertigen.


Es ist das dritte Kind, das im März 1953 in der Wiege liegt. Irmgard haben sie es getauft. Kaum jemand wird sie je so nennen. Vielleicht mal ein Beamter beim Blick in den Pass oder eine Lehrerin bei der Verlesung einer Klassenliste. Sie heisst Gardi, von Anfang an, Gardi Hutter. In den ersten 28 Jahren ist es ein Name wie viele andere auch. Mit dem 5.3.53 hat sich die kleine Gardi ein besonderes Datum für die Geburt ausgesucht. Dass sie mal berühmt wird, hat man ihr nicht in die Wiege gelegt.

Sie ist die erste Tochter und hat zwei grosse Brüder: Erwin, der wie der Vater heisst und fünf Jahre älter als Gardi ist. Und der 1950 geborene Wilfried, den auch nie jemand so nennt, weil er der Fredi ist. Zwei Jahre nach Gardi kommt 1955 ein weiterer Sohn zur Welt, Gilbert. Nun ist die Familie komplett. Vier Kinder sind in diesem Milieu wenig, verglichen mit den grossen katholischen Bauernfamilien wie jenen der Eltern Erwin und Irma Hutter nur eine Generation zuvor. Das junge Paar ist zwar noch ebenso religiös wie die Vorfahren, aber einen Hof bewirtschaftet es nicht. Sie haben beide Schneider gelernt und führen seit wenigen Jahren ein kleines Modehaus. Es ist eine aufstrebende katholische Kleinbürgerfamilie, in die Gardi Hutter als einziges Mädchen hineingeboren wird. Eine Herkunft, die ihre Kinder- und Jugendjahre stark prägen und noch lange Zeit nachwirken wird.

Trotz allem - Gardi Hutter

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