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ОглавлениеKapitel 14
Eichstätt, Gabrieli-Quartier, Innere Freiwasserstraße,
Samstag, 3. Oktober 2015, 17:17 Uhr
»Einsatzbesprechung an der Esplanade? Geht klar, Dieter.« Anna beendete das Gespräch, steckte das Smartphone zurück in die Jeans. Pallasch hatte angerufen und berichtet, was er und Lachi herausgefunden hatten. Die Tote war Franziska Schlotter, Ehefrau des Immobilienmoguls Bernhard, Berni, Schlotter. Berni leitete eine Baufirma hier in Eichstätt. Anna kannte ihn aus dem Fitnessstudio. Ab und an hatte sie nach dem Cycling ein paar Worte mit ihm gewechselt. Dienstagabends. An der Theke. Bei einem isotonischen Kaltgetränk.
Berni war ein netter Kerl, fand sie, auch wenn ihm ein gewisser Ruf vorauseilte. Ein Weiberheld sollte er sein und auf schnelle Autos stehen. Das mit den Autos konnte Anna bestätigen. Berni fuhr ein nigelnagelneues Audi Sportcoupé. Ob das mit den Frauen stimmte, konnte sie nicht beurteilen. Ihr gegenüber hatte sich Berni jedenfalls immer anständig verhalten. Sie nie angebaggert, obwohl sie nichts dagegen gehabt hätte. Berni war ein Gentleman alter Schule. Attraktiv. Reif. Männlich. Nicht so ein Bubityp. Anna schielte zu Berger hinüber. Der Kollege lümmelte ausgestreckt auf dem Sofa, tippte ins Smartphone. Als er sie bemerkte, quälte er sich auf die Beine, trottete zu ihr. Ohne Zweifel war Berni ein gewiefter Geschäftsmann. Böse Zungen behaupteten sogar ein Skrupelloser. Es war allgemein bekannt, dass er aus dem knappen Wohnungsmarkt in Eichstätt ordentlich Kapital schlug. Berni wusste den von seiner Firma geschaffenen Wohnraum lukrativ an den Mann zu bringen. Nicht ohne Grund nannte man ihn den Schotterschlotter. Für Annas Geschmack war das nicht ganz fair. Geschäftssinn und Ehrgeiz waren ja schließlich keine Verbrechen. Die Leute waren neidisch, gönnten Berni seinen Wohlstand nicht.
»Was wollte der Alte?« Berger steckte das Smartphone in die schmutzig graue Jeansjacke und gähnte. Anna fragte sich, weshalb der Kollege in der Damenwelt so gut ankam. An seiner guten Kinderstube konnte es wohl kaum liegen. Und schon gar nicht am üppigen Beamtengehalt.
»Die Tote ist Franziska Schlotter. Ehefrau von Bernhard Schlotter«, klärte sie ihn auf. Berger hob fragend die Brauen.
»Wie?« Er verrenkte den Kopf. Ließ die Gelenke in der Halswirbelsäule knacken. Anna fand das ekelhaft, hatte sie ihm auch schon oft genug gesagt. Hatte ihn aber nicht beeindruckt.
»Bernhard Schlotter. Der Eichstätter Bauunternehmer. Der Schotterschlotter.« Am dümmlichen Gesichtsausdruck konnte sie ablesen, dass Berger immer noch nicht verstand. »Mei Burgerking, du bist aber auch schwer von Begriff.« Sie verrollte die Augen. »Schlotters Firma baut Luxuswohnungen wie diese hier.« Anna machte eine ausholende Handbewegung. »Aber auch Flüchtlingsheime rund um Eichstätt. Damit macht er mächtig Kohle. Kies. Knete. Mäuse. Steine. Penunsen. Moneten. Schotter. Verstehst? Schotterschlotter.«
»Hhm.« Berger kratzte sich nachdenklich im Nacken. »Und deswegen wurden seine Frau und sein Hund abgemurkst?« Anna berichtete Berger von der Nachricht, die Mendl im Mund der toten Franziska Schlotter gefunden hatte.
»Echt kranker Shit, Mann«, kommentierte Berger. »Wir haben es also mit einem Serienkiller zu tun.« Er drehte das Baseballcap auf seinem Kopf. Schirm nach hinten.
»Nicht so schnell.« Anna blickte durchs Panoramafenster. In der Stadt waren viele Fenster schon beleuchtet. »Noch haben wir nur eine Tote.« Noch? Sie erschauderte. Erst jetzt wurde ihr bewusst, was ihnen bevorstand. Ein Wettlauf gegen die Zeit. Sie jagten einen Geisteskranken. Einen Psychopathen.
»Na super«, maulte Berger. »Und ich wollt mir mit der Ulla einen schönen Sonntag machen.« Anna lachte, schadenfroh.
»Mei Burgerking, was findst nur immer an den Molligen? Meinst, weil du selbst so ein Grisperl bist, musst was kompensieren?« Berger boxte nach ihr. Geschickt wich sie aus, packte ihn am Handgelenk, drehte ihm den Arm auf den Rücken.
»Aua, hör auf!« Ohne Erfolg versuchte er sich aus dem Griff zu befreien. »Lass los oder ich mach dich fertig!«
»Das will ich sehn.« Anna verstärkte den Griff. »Da kommst nicht raus, Burgerking. Jetzt muss die dicke Ulla sich nen neuen Macker suchen. Nix mit Hochzeit.« Schimpfend warf Berger sich von einer Seite auf die andere. Annas Griff hielt.
»Hey, hallo?« Anna sah über die Schulter. Der Vollbärtige lugte durch einen Türspalt aus der Küche. Verflucht, den hatte sie ja völlig vergessen. »Ich wart jetzt schon seit Stunden in der Küche.« Er schob die Tür auf, sah ziemlich ärgerlich aus. »Kann es sein, dass Sie mich vergessen haben?«
»Schmarrn«, log Anna, löste den Polizeigriff. »Gwiss ned.«
»Wir wollten Sie grad holen«, ergänzte Berger, blöde grinsend. Der Bärtige war sauer. Anna versuchte ihr schiefes Lächeln. Das half immer. Dem kam keiner aus.
»Jaja, scho recht.« Krachend flog die Tür zu. Bis heute jedenfalls.