Читать книгу Heinrich Töpfer und die Jubelkugel - Detlef Köhne - Страница 17
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Оглавление»Was hältst du davon, Rolf?«, fragte Oberzerstörungsrat Schmelzer.
Der Angesprochene, ein schmächtiger Kerl mit dünnrandiger Brille und ungleich langen Hörnern, las aufmerksam den öligen Vermerk. »Hm, und du meinst, das fällt in meine Zuständigkeit?«, fragte er Schmelzer und rückte sich die Krawatte zurecht. Rolf Dunkel war Leiter des Dezernates Finsternis und Verderben.
»Klar, ist doch das Gleiche, wie damals beim Marsprojekt«, sagte Schmelzer. »Ist 'ne Weile her, aber ich erinnere mich noch ganz gut.«
»Marsprojekt?«, wagte Alfred Poloser eine Zwischenfrage.
»Das Marsprojekt ist das größte Kaliber, das wir bisher durchgezogen haben«, erklärte Schmelzer. »Und er ist ein gutes Beispiel für die Abgrenzung der Dezernate. Sehen Sie ihn sich an! Den Mars, meine ich. Er ist öde und leblos, aber er ist noch da. Also, nicht Zerstörung, sondern Finsternis.«
»Naja, Franz, man muss allerdings zugeben, ganz unrecht hat Poloser nicht«, widersprach Dunkel. »Chaos und Zerstörung müssen sich nicht zwangsläufig auf das Objekt als Ganzes beziehen, und häufig sind sie auch Vorstufen von Finsternis und Verderben. Und dann wärst du mit deiner Abteilung mit im Boot.«
»Hm, die Dezernate waren in dieser Frage nie ganz sauber zugeschnitten«, brummelte Schmelzer.
Rolf Dunkel und Oberzerstörungsrat Schmelzer sahen sich mit erhobenen Augenbrauen an. Poloser schöpfte Hoffnung. Schmelzer schien mit sich zu ringen, ob er seinen Widerstand aufgeben sollte. Vielleicht dachte er aber auch nur über das kommende Mittagessen nach.
»Hören Sie, Poloser, falls bei Ihrer kleinen Unternehmung auch Gewalt und Unterdrückung eine Rolle spielen –« Du liebe Zeit, war dieser Kerl unflexibel! Natürlich spielten Gewalt und Unterdrückung eine Rolle! Wann ging es bei der Unterjochung einer Welt schon ohne dem ab? »– dann sollten wir auf jeden Fall Gewaltrat Panik hinzuziehen.«
Alfred Poloser ächzte verzweifelt. Noch einer? Dann hätte er schon drei dieser bürokratischen Höllenfürsten an den Hufen. Wie hatten diese verdammten Bürohengste überhaupt jemals ein Projekt zu Ende geführt?
In diesem Moment öffnete sich Dunkels Bürotür und ein glatzköpfiger Gehörnter im faden grauen Anzug schaute durch den Türspalt. Miesmann!, durchfuhr es Poloser.
»Hallo, allerseits«, rief Kai Miesmann fröhlich. »Ich habe gehört, ihr habt hier endlich mal wieder eine richtig große Nummer am Laufen. Also, falls ihr noch jemanden für Meinungsmanipulation und Verleumdung braucht, zögert nicht, bei mir anzuklopfen.«
Zeit ist relativ. Besonders in der Nähe von Verwaltungsbehörden. Während die Amtsträger stets wortreich versichern, sich förmlich zu überschlagen, werden die Antragsteller das Gefühl nicht los, das jede verrinnende Minute per Handschlag verabschiedet wird. Auch in Polosers Büro, den Dezernatsfluren der Naspuhl und in der gesamten Unterwelt war das nicht anders, mit dem Unterschied, dass die Zeit hier tatsächlich höllisch langsam verstrich. Schließlich sollten die hier ankommenden Sünder auch etwas von ihrem Aufenthalt haben. Alfred Poloser war dieser Umstand durchaus bewusst. Ihm war klar, während sie hier scheinbar nur kurz ein paar Zuständigkeiten klärten, konnten in der Oberwelt viele Tage vergehen. Genug Zeit jedenfalls, seinen sorgfältig ausgedachten Plan zu durchkreuzen. Falls die Magier, auf welchem Wege auch immer, von seinem Plan Wind bekommen hatten, waren sie womöglich genau in diesem Augenblick bereits dabei, Gegenmaßnahmen in die Wege zu leiten.