Читать книгу Von der Weisheit und vom Brauchtum unserer bäuerlichen Vorfahren - Dieter Kremp - Страница 51

„Wo ein Schaf hingeht, da gehen sie alle hin“ - Vom Schafhirt im Bauerndorf

Оглавление

Rindvieh, Schafe, Schweine und Gänse, jede Gattung für sich, wurden von Hirten, die in dem Gemeindehirtenhaus wohnten, gehütet. Der Schafhirt, auch Schäfer genannt, hatte seine Weide auf allen begrasten Flächen mit Ausnahme des Dorfangers, wo die Kirmes war.

Von April bis November weidete der Schäfer. Die Stoppelweide nach der Ernte wurde der Reihe nach beweidet, zuerst durch den Kuhhirten. Dann kamen der Schweinehirt und der Gänsehirt, und als letztes kam dem Schafhirten vor Winteranfang der in den Stoppeln vorhandene Graswuchs noch zugute.

Der Schäfer zog mit den Schafen im Frühjahr so zeitig wie möglich hinaus. Dem Schäfer wurde nämlich das Futter knapp. Beim Hinaustreiben am frühen Morgen gab der Schäfer durch Pfeifen mit den Fingern ein besonderes Signal. Die Tiere wurden dann vom Hofe getrieben. Abends vor der Dunkelheit kam er mit der Schar wieder heim. Vor jedem Bauernhof hielt er an und teilte die entsprechenden Schafe wieder zu. Bei diesem Auseinandermarschieren gab es immer einen Höllenlärm. Das Geplärr der Mutterschafe nach ihren Lämmern, das Gebell des Hirtenhundes und das Fluchen des Schäfers mit den grässlichsten Ausdrücken kehrten jeden Abend wieder.

Das Schaf ist von allen Tieren wohl das „dümmste“ Geschöpf. So eilen doch das Pferd, die Kühe, die Schweine und die Ziegen beim Heraustreiben jedes nach seinem Gehöft und Stall. Selbst die „dumme“ Gans weiß ihr Heim zu finden. Dagegen sind die Schafe fast nicht von der Stelle zu bewegen. Will man sie aus dem Stalle haben, muss man eines ergreifen und wegschleppen. Erst dann folgen alle anderen eiligst nach. Daher das Sprichwort: „Wo ein Schaf hingeht, gehen sie alle hin.“

So ab Anfang Mai blieben die Schafe samt ihren Lämmern draußen. Es wurden dann Hürden aufgestellt und eine fahrbare Schäferhütte. Für die Nacht kroch der Schäfer im Krebsgang in die Hütte. Nachts um zwölf Uhr hatte der Schäfer die Hürden weiter zu schlagen. Dabei beanspruchte er die Hilfe des Hirtenhundes, der die Schafe beieinander hielt, bis sie in die neue Fläche eingetrieben wurden. Man nannte dieses den Morgenstall. Bei Tagesanbruch kam dann der Schäfer mit seinem Hunde nach Haus. Morgens gegen zehn Uhr zog der Schäfer wieder aus den Hürden zur Weide, nachdem er die Hürden für den nächsten Abend geschlagen hatte.

Von der Weisheit und vom Brauchtum unserer bäuerlichen Vorfahren

Подняться наверх