Читать книгу Von der Weisheit und vom Brauchtum unserer bäuerlichen Vorfahren - Dieter Kremp - Страница 54
Eigener Herd ist Goldes Wert
ОглавлениеEs gibt auch heute noch wunderschöne Bauernhäuser und Gehöfte, die teilweise noch so gebaut werden wie vor einigen hundert Jahren. In manchen sind Wohnung, Scheune und Ställe unter einem Dach – wie im Schwarzwaldhaus, das in Form eines Walmdaches mit Schindeln und Platten bedeckt ist. Ganz früher waren sie mit Stroh bedeckt. Oft stehen die Bauernhäuser an einem Hang. Von seinem Wohnteil aus sieht der Bauer hinunter ins Tal, und dem Hang zu kann er gleich in die Scheune einfahren und das Vieh in die Ställe treiben.
Es gab auch oberbayrische Bauernhäuser mit recht flachen Satteldächern und größtenteils aus Holz gebaut, und in Friesland gab es Ziegelhäuser, die mit Reet, mit Riedgräsern gedeckt waren.
Ein reines Fachwerkhaus, also ein mit Balken verstrebter Ziegelbau, war das Niedersachsenhaus, dessen First mit gekreuzten Pferdeköpfen geziert war. Diese Holzsymbole weisen auf eine alte Tradition der Bauern hin, die Pferdezucht. Gleichzeitig aber sollten sie, nach einem alten Aberglauben, böse Geister von der Türschwelle fernhalten.
Ob es sich nun um Häuser handelt, in denen alles unter Dach und Fach gebracht werden konnte – das Bauen ist nicht erst in unserer Zeit teuer geworden. Davon zeugen viele alte Bauernsprüche, die oft auch den Sparsinn der Landbevölkerung widerspiegeln:
„Man muss so bauen, dass man sich nicht aus dem Haus hinausbaut.“
„Maurerschweiß – steht hoch im Preis.“
„Die Zimmerleut’ und Maurer,
das sind die rechten Laurer;
eine Stunde tun sie essen,
eine Stunde tun sie messen,
eine Stunde rauchen sie Tabak,
damit vergeht der halbe Tag.“
Man schätzte sich glücklich, ein Haus zu besitzen, auch wenn man von dem Ertrag der Äcker und Wiesen und der Viehzucht oft mehr als den Zehnten an den Landes- oder Grundherrn abliefern musste.
„In seinem eigenen Haus ist jeder ein König.“
„Meine Haus ist meine Burg.“
Freilich wusste man auch von der Gastrolle, die man auf Erden in seinem eigenen Haus spielt.
„Ein jeder baut nach seinem Sinn,
und nachher wohnt ein andrer drin.“
Ein Tiroler Hausspruch stellt dazu eine Frage, die niemand beantworten kann:
„Das Haus ist mein und doch nicht mein;
Der nach mir kommt, ist auch nicht sein;
und wird’s dem dritten übergeben,
so wird’s ihm ebenso ergehen;
den vierten trägt man auch hinaus –
nun sagt mir doch, wes ist das Haus?“
Hier klingt die immerwährende Erbfolge an, aus dem Vergehen erwächst stets ein neues Werden:
„Wenn ein alter Bauer stirbt,
so lacht das Geld
und weint das Feld.“
Wer sich auf das Erben verließ, dem wurde entgegengehalten:
„Wer sich verlässt aufs Erben,
ist ein Narr bis zum Sterben.“
Da war es besser, man arbeitete und lebte für den Augenblick.