Читать книгу Der Verkehrspolizist - Dieter Schäfer - Страница 25
Die Radfahrer
ОглавлениеGleich beim ersten Treffen mit dem für ihn neuen Polizeipräsidenten im Februar 2014 äußerte der Heidelberger Oberbürgermeister Dr. Würzner den Wunsch, die Polizei möge etwas zur Verbesserung des Verkehrsverhaltens der Radfahrer in der Stadt tun.
Als Heidelberger ahnte ich, was ich mir aufbürde, als ich den Auftrag im März entgegennahm. Kommunal gab es bereits konkrete Vorstellungen und eine Infrastruktur als fahrradfreundliche Stadt. Der ADFC Heideberg / Rhein-Neckar hat eine starke Stellung, ist sehr aktiv und ist kommunalpolitisch vernetzt. Eine ehrenamtliche Arbeitsgemeinschaft Fahrrad mit kompetenten Lobbyisten trifft sich regelmäßig im Amt für Verkehrsmanagement, um Probleme in der städtischen Infrastruktur zu diskutieren und zu beheben. Und auch der Stabsbereich für Verkehr der bisherigen Polizeidirektion Heidelberg hatte wiederkehrende Schwerpunktkonzepte zur Überwachung des Radverkehrs ausgearbeitet.
Und jetzt stößt der Oberbürgermeister mit seinem Wunsch nach einer Verbesserung des Status Quo all die Genannten vor den Kopf?
Vielleicht war es aber auch etwas dem Unwillen geschuldet, die Eigenständigkeit der örtlichen Polizeidirektion verloren zu haben. Warum fordert man sonst gerade auf dem aktuell verkehrspolitisch bestaufgestellten Feld, dem Radverkehr, nochmalige Verbesserungen?
Auch wenn es die Mehrheit im Gemeinderat vielleicht nicht so sah, als Heideberger mit dem Blick des Verkehrspolizisten war mir schon bewusst, dass das Verkehrsverhalten vieler Radfahrer in der Stadt erkennbar regelwidrig war. Wahrscheinlich nahm dies Dr. Würzner ähnlich wahr.
Und da war sie nun, die unsichtbare Mentalitätsgrenze bei den Arrivierten. Da soll einer aus Mannheim das Verkehrsverhalten der Heidelberger Radfahrer verändern. Die Skepsis und Zurückhaltung der unterschiedlichen Akteure außerhalb der Verwaltung war für mich bei jedem Erstkontakt greifbar. Da mir solche Reaktionen geläufig sind und ich diese auch erwarten konnte, motivierte mich der Gedanke besonders, in solch einem Umfeld erfolgreich zu sein und Anerkennung zu erwerben.
Kommunen, die sich entschließen, zu fahrradfreundlichen Städten zu avancieren, haben alle dasselbe Problem: Die Infrastruktur passt noch nicht zum ideologischen Leitbild.