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Die Psychologie des Wegeunfalls

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Erklärungen findet man in den wissenschaftlichen Untersuchungen von Prof. Dr. Markus Hackenfort von der Züricher Hochschule für angewandte Wissenschaften. 2011/12 hat er die Risikofaktoren im Züricher Radverkehr untersucht

Sich sicherheits- oder regelwidrig verhaltende Radfahrende schätzen die Gefahr der vorliegenden Situation signifikant geringer ein, als sich regelgerecht verhaltende Radfahrende. …

Die wahrscheinliche eigene Unfallfreiheit nährt fortlaufend den individuellen Eindruck, kompetenter als andere zu sein.38.

Ehemals Erzieher von Beruf, gibt er in seinen Vorträgen bestechend einfache, aber überzeugende Erklärungen für das Gefährlichkeitsurteil und das Routineverhalten der Radfahrer.

Die sich herausbildende Routine überlagert das Gefahrenbewusstsein. Wer tagein und tagaus immer die gleiche Strecke fährt, merkt sich jede Kleinigkeit im Straßenraum. Aus dieser Vertrautheit erwächst der Spruch: Den Weg fahr ich im Schlaf! Routine reduziert aber auch die Gehirnfunktion. Das Gehirn taktet nicht mit gleichbleibenden Impulsen reihum wie ein Computer, sondern teilt und reduziert damit die Aufmerksamkeit. Der Mensch glaubt in seiner Routine, mehrere Dinge gleichzeitig machen zu können, multitaskingfähig zu sein. Diese Selbstüberschätzung führt zu einem falschen Gefahrenradar. Verändert sich nur eine Situation gegenüber der erlebten Routine, kommt es unweigerlich zum Konflikt und schlimmstenfalls zu einem Unfall.

Bei der Unfallaufnahme hören dann meine Kollegen des Öfteren die Entschuldigung: „Da ist doch noch nie einer von rechts rausgekommen!“

Es bedarf daher einer systematischen Verringerung der subjektiven Kontrollüberschätzung.39

Sind nun viele unterschiedliche Verkehrsteilnehmer gleichzeitig auf ihrem Weg, summieren sich natürlich die Gefahrensituationen. Passt nur einer nicht auf, kann es zum Unfall kommen.

Ursächlich ist dabei auch das unterschiedliche Geschwindigkeitsniveau. Die Gemütlichen radeln mit einem Schnitt von 12 km/h. Die Masse bringt es auf etwa 18 km/h. Und dann gibt es die Sportlichen, die selbst auf dem Weg von und zur Arbeit den Wettkampf suchen und immer einen 30er Schnitt fahren müssen.

Seit einigen Jahren kommen nun auch die Pedelecs dazu, mit denen auch ungeübte und ältere Radfahrer mithalten können.

Künftig mischen sich auch noch die E-Tretroller in die Fahrradpulks. Teils mit 12 km/h, aber auch mit flotten 20 km/h sind sie nicht nur eine echte Alternative für den letzten Kilometer. Unter den diskutierten Aspekten wird es sicher zu Konflikten im Verkehrsraum kommen.

Für alle gilt dennoch: Schnelles Fahren im Pulk, Überholen auf dem Radweg oder unter Einbeziehung des Gehweges, Geisterradeln und Missachten von roten Ampeln bringen innerstädtisch nur Minutenvorsprung.

Dafür setzt sich der Radler selbst und andere unter Stress. Die Unfallgefahren steigen. Das partnerschaftliche Miteinander im Straßenverkehr nimmt Schaden.

Der Verkehrspolizist

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