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Die Entdeckung der drei Lebensbereiche

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Ich hatte sieben Jahre als Lehrer an einer Grund- und Hauptschule gearbeitet und die Erfahrung gemacht, dass ein Unterricht nach den Prinzipien der Reformpädagogik immer wieder an der Institution Schule scheiterte. Ich habe dann nochmals Erziehungswissenschaft studiert mit dem Ziel, an einer Schulreform mitzuarbeiten. Für meine Doktorarbeit31 hatte ich mir vorgenommen, eine Schule zu entwerfen, die von ihren organisatorischen Bedingungen her die Prinzipien der Reformpädagogik unterstützt. Mir war klar, dass der gute Wille und das Engagement des Einzelnen nicht ausreichen, um dieses Ziel zu erreichen.

Während die Lern-Leistungs-Schule die Kinder und Jugendlichen jahrzehntelang auf ein späteres Leben hin ausbilden möchte, geht die Reformpädagogik davon aus, dass schon in der Schule interessantes und lebenswertes Leben stattfinden müsse, dass Lernen aus dem Leben hervorgehen und Leben und Lernen sich befruchten sollten. Mir stellte sich die Frage, was dieses ‚Leben‘ sei, das in der Schule stattfinden sollte. Dazu benötigte ich eine einfache und verständliche Philosophie, die das Leben als Ganzes beschreibt, fand aber, dass alle Philosophen, die ich kannte, sich auf eher schwerverständliche Weise mit Teilaspekten befassten. Ich begann selbst zu forschen und entdeckte, dass das Leben nicht einheitlich und nicht mit einer Idee erklärbar ist, sondern aus drei eigengesetzlichen Lebensbereichen besteht. Obwohl diese drei Lebensbereiche in sich autonom sind, stehen sie in einem sich gegenseitig bedingenden Zusammenhang. Schon damals ging ich davon aus, dass es sich bei dieser Theorie nicht um eine zweckmäßige Einteilung handelt, die man auch anders hätte vornehmen können, etwa dass man von zwei, fünf oder sieben Bereichen ausgeht, sondern dass sich in ihr eine grundlegende Gesetzmäßigkeit des Lebens ausdrückt: die Lebenswirklichkeit ist triadisch strukturiert.

Diese Theorie hat sich in den kommenden Jahrzehnten immer wieder bestätigt und bewährt. Um die Eigengesetzlichkeit der drei Bereiche zu beschreiben, stützte ich mich auf die alltäglichen Erfahrungen, dass man unterschiedlich vorgeht und verschiedene Fähigkeiten einsetzt, je nachdem ob man ein Handlungs-, Beziehungs- oder Erkenntnis-Ziel verfolgt. Es ist irritierend, wenn jemand die falsche Strategie anwendet oder eine richtige missversteht. In meiner Dissertation zeigte ich, dass Marx das Hegel’sche zielkausale Denken, das für die geistige Welt gültig ist, auf die politische Welt des Handelns übertrug, was den Marxismus für Intellektuelle faszinierend, aber für die Praxis problematisch machte.

Den sich gegenseitig bedingenden Zusammenhang stellte ich mir so vor, dass jeweils einer der Bereiche die Führung übernimmt und die beiden anderen eine ihm dienende Funktion einnehmen. So braucht beispielsweise berufliches Handeln Fachwissen und kollegiale Zusammenarbeit. Erkenntnisgewinnung in der Wissenschaft braucht ein bestimmtes Handeln, Forschen und fachlichen Austausch. Und Beziehungs-Erleben geht von Wahrnehmungen aus und braucht ein spezielles Handeln, damit es realisiert wird. Heute gehe ich davon aus, dass die Tätigkeit, um die es geht, in den beiden anderen Lebensbereichen vorbereitet wird.

ILP - Integrierte Lösungsorientierte Psychologie

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