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1. Rundum wirksam – die Integration lösungsorientierter Konzepte Was ist neu an den lösungsorientierten Verfahren?

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Bis Ende der siebziger Jahre erschien es so, als ob es ein gesichertes Wissen darüber gäbe, wie Psychotherapie funktioniert. Doch die Praxis enttäuschte. Dann entschlossen sich einige Praktiker, das Wissen beiseite zu lassen und zu erforschen, wie erwünschte Veränderungen tatsächlich zustande kommen. Immer dann, wenn sie etwas über das Wie des Gelingens herausgefunden hatten, setzten sie es in der Praxis ein. Sie folgten dem Prinzip: Wenn etwas funktioniert, wiederhole es und mache mehr davon! Auf diesem Weg wurden die lösungsorientierten Verfahren entwickelt.4

In der Vergangenheit hatte man sich viel mit Problemen, mit Störungen und psychischen Krankheiten beschäftigt und darüber eine Menge Erkenntnisse gewonnen. Jetzt interessierte man sich für Lösungen, für Fähigkeiten und Ressourcen. Denn man will den Klienten ja nicht beibringen, wie sie seelisch krank werden oder es bleiben können, sondern wie sie gesund werden. Dazu musste man herausfinden, was Klienten seelisch gesund macht und wie sie ihr Leben zufriedenstellend gestalten können.

Dabei hat sich bewährt, mit den Klienten auf deren Kompetenz-Ebene5 zu arbeiten: Was sind ihre Wünsche und Ziele? Was bringen sie mit an Erfahrungen, an Fähigkeiten und Ressourcen? Welche Strategien kennen sie, die sich bei ihnen in der Vergangenheit bewährt haben und die jetzt für eine Lösung eingesetzt werden können? So werden die Klienten von der ersten Minute an als kompetente Partner für die von ihnen gewünschten Veränderungen behandelt. Dann können in wesentlich kürzerer Zeit deutlich bessere Ergebnisse erzielt werden.

Die lösungs- oder ressourcenorientierte Therapie ist relativ jung. 1989 erschien bei uns De Shazers „Wege der erfolgreichen Kurztherapie“, 1992 Bandlers „Veränderung des subjektiven Erlebens“ – beide Bücher wurden 1985 zum ersten Mal veröffentlicht, vorläufige Höhepunkte einer mehr als zehnjährigen intensiven Forschungsarbeit. Eine Generation früher hat Milton Erickson auf eine verblüffend neue Art mit Klienten gearbeitet, die für seine Zeitgenossen ebenso beeindruckend wie unverständlich war.

Für mich waren darüber hinaus Fragen interessant wie: Mit welchen Gesetzmäßigkeiten haben wir es bei unserer psychologischen Arbeit zu tun? Können sie erkannt, beschrieben und bewusst genutzt werden? Wie funktioniert das, was wir als Lebens-Wirklichkeit kennen? Wie spiegeln sich die Gesetzmäßigkeiten des äußeren Lebens in unserer Psyche? Was hat das für Konsequenzen für Psychotherapie und Coaching? 1975 entdeckte ich die drei eigengesetzlichen Lebensbereiche, 1980 die prozessorientierte Persönlichkeitstypologie. Seit 1990 arbeitete ich an der Integrierten Kurztherapie. 2001 begann ich ein typspezifisches Autonomie-Training zu entwickeln.

Die pragmatische und die konstruktivistische Haltung waren entscheidende Voraussetzungen dafür, die lösungsorientierten Therapien entwickeln zu können. Sie hielten wenig oder nichts von Theorie, sondern setzten ganz auf Intuition und praktische Erfahrungen. Doch die Integration der entdeckten Methoden und Verfahren braucht eine neue Art des Wissens. Es beschreibt die Strukturen, Gesetzmäßigkeiten und Prozesse der äußeren und inneren Wirklichkeit.

Alle diese Entdeckungen, Weiter- und Neuentwicklungen, die zur prozessorientierten Persönlichkeitstypologie, zur Integrierten Lösungsorientierten Psychotherapie und zum Autonomie-Training führten, folgen einer bestimmten Gesetzmäßigkeit. Sie lässt sich graphisch durch ein Dreieck mit Pfeilen darstellen. Es beschreibt, wie die äußere und innere Wirklichkeit funktioniert: nicht statisch, sondern in Prozessen. Und es zeigt, wie die Wirklichkeit strukturiert ist, nicht dualistisch, sondern triadisch6. Drei eigengesetzliche Lebensbereiche spiegeln sich in drei Ichs7: die Bereiche Beziehung, Erkennen und Handeln im Beziehungs-, Erkenntnis- und Handlungs-Ich.


Abb. 1 Die triadischen Strukturen der äußeren und inneren Wirklichkeit

Diese Entsprechung von Innen und Außen, die Zuständigkeit eines Ichs für je einen Lebensbereich macht es uns möglich, dass wir, ohne lange nachdenken zu müssen, uns angemessen verhalten, je nachdem was im Leben gerade angesagt ist. Die eigentlichen Entdecker der drei Ichs dürften Berne8 mit seinen Ich-Zuständen bzw. Freud mit seinem Instanzen-Modell9 sein. Doch beide haben ihre Modelle zu eng psychologisch verstanden und erklärt. Zwar sprach Berne gelegentlich von psychischen Organen, doch diese Sichtweise wurde in der Transaktionsanalyse nicht weiter verfolgt.

ILP - Integrierte Lösungsorientierte Psychologie

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