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Persönlichkeiten und Psychotherapie als ähnliche Prozesse

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So wie die Persönlichkeiten mit ihren Strukturen Lebensprozesse spiegeln, folgt eine wirksame Psychotherapie den Prozessen, die für unterschiedliche Persönlichkeiten32 typisch sind. Dabei ist eine bestimmte Reihenfolge wichtig: Was kommt zuerst, was dann und was dann? Ebenso muss das typspezifische Erleben berücksichtigt werden. Ein Denker (Sachtyp) fühlt sich überrannt, wenn er sofort handeln soll, oder überfallen, wenn er unvorbereitet mit Gefühlen überschüttet wird. Während es für einen kontrollierten und kontrollierenden Menschen (z.B. Beziehungstyp) fast unerträglich ist, sich hilflos zu fühlen, benützt der oben erwähnte Denker Hilflosigkeit dazu, dass andere etwas für ihn tun.

Doch viele Therapeuten gehen von sich, von ihrem Erleben aus. So konnte ich eine Therapeutin (Beziehungstyp) beobachten, die Satz für Satz die Aussagen ihrer Klientin (Sachtyp) in ihre eigene Sprache und ihr eigenes Erleben übersetzte. Klientin: „Ich war ziemlich unsicher in der Situation.“ Therapeutin: „Du wolltest einen guten Eindruck machen und …“ Klientin: „Nein, ich wusste nicht, was die von mir wollten.“ Therapeutin: „Dir fielen nicht die richtigen Worte ein.“ Klientin: „Ich dachte, ich bin nicht gut genug. Ich wusste nicht, was sie von mir erwarten.“ Therapeutin: „Du kamst dir ein bisschen dumm vor.“ Klientin: „Ja, vielleicht auch, doch eher unfähig.“ Die Klientin merkte, dass ihre Therapeutin Schwierigkeiten hatte, sie zu verstehen, und begann ihr sprachlich entgegenzukommen, Kompromisse zu machen.

Als ich begann mit einzelnen Methoden der lösungsorientierten Therapie zu arbeiten, fiel mir auf, dass Sachtypen mit Hilfe der Lösungsorientierten Kurztherapie gute Fortschritte machten. Es ist das Therapie-Verfahren, das sie direkt in ihre Schlüsselfähigkeiten bringt: sich Ziele setzen, Entscheidungen treffen, Verantwortung übernehmen, Handeln. Das war auch das Verfahren, bei dem ich am deutlichsten scheiterte, wenn Sachtyp-Klienten nicht bereit waren, ihre Opfer-Spiele aufzugeben. Einer hatte sich dafür entschieden, gegenüber der ganzen Welt beleidigt zu sein. Als ich ihm nicht recht gab, war er auch mit mir beleidigt.


Abb. 4 Persönlichkeitstyp und Therapie-Verfahren

Bei Handlungstypen habe ich bemerkt, dass sie besonders gut auf systemisch-energetische Methoden ansprachen. Versuchte ich mit ihnen lösungsorientiert zu arbeiten, so machten sie das mit ‚dem Kopf‘ brav mit, doch es änderte sich wenig. Unabhängig vom Thema sind sie in der Regel gefühlsmäßig blockiert. Dadurch versuchen sie Lösungen auf der Handlungs- oder Denkebene zu finden und zu realisieren. Dabei geht es ihnen immer schlechter und die Situation verschlimmert sich. Die systemische Energie-Umwandlung ließ ihre Energien wieder fließen. Oft berichten sie, wie es ihnen dabei warm wird und sie wieder Zugang zu ihren Gefühlen finden.

So kommen sie in ihr Beziehungs-Ich, in ihre Schlüsselfähigkeiten, Fühlen, Spontaneität, Freude und liebevolle Zuwendung, Spaß und spielerisches Verhalten. Sie selbst benützen häufig Bilder wie ‚ins Fließen kommen‘. Die systemische Energie selbst können wir nicht wahrnehmen. Doch wir können mit ihr arbeiten. Die Chinesen sagen von Chi, der Lebensenergie, dass sie bestimmt wird von der Intensität, der Richtung und der Information, die sie transportiert.33 Das bestätigt sich in der systemisch-energetischen Arbeit. Alle drei Bedingungen müssen erfüllt sein, damit sie wirkt. Das ist methodisch erreichbar.

Und bei Beziehungstypen konnte ich beobachten, dass das tiefenpsychologische NLP ihnen besonders gut lag. Zunächst erklärte ich es mir damit, dass viele Beziehungstypen ihr Erleben visuell repräsentieren, also in Bildern denken, und die eingesetzten NLP-Methoden vorzugsweise auf der visuellen Ebene arbeiteten. Doch es dürfte auch hier der Weg in ihre Schlüsselfähigkeiten des Erkenntnis-Ichs sein. In diesem Zusammenhang ist es notwendig, die Funktion des Erkenntnis-Ichs deutlich zu machen. Im Bereich Erkennen geht es um mentale Steuerungen. Dazu zählen das Denken, aber auch die Sinne und die Programme, die unser Erleben steuern.

Wenn Menschen seelisch oder körperlich krank werden, ist das meist die Folge von jahrzehntelangem Leben im Banne einschränkender Programme. Sie wirken sich aus auf allen Ebenen, im Denken, im Handeln und im Fühlen. Da sie sich einmal bewährt haben als Überlebens-Strategien in der Kindheit, erscheinen sie nützlich, verlässlich und vor allem vertraut. Die meisten Menschen merken gar nicht, dass sie sich damit selbst und andere unnötig quälen. Sie meinen, dass das normal und natürlich sei, und sind gelegentlich nur etwas irritiert, dass andere sich auf andere Weisen einschränken, manche mehr, manche weniger. Dass es heute möglich ist, diese einschränkenden Programme zu identifizieren und durch erlaubende zu ersetzen, ist ein kaum zu überschätzender Fortschritt in der angewandten Psychologie. Wir leisten diese Arbeit mit dem tiefenpsychologischen NLP.

ILP - Integrierte Lösungsorientierte Psychologie

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