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Ist das noch Psychotherapie?

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Die lösungsorientierten Verfahren und speziell die Integrierte Lösungsorientierte Psychologie sind ohne Zweifel Psychotherapie, wenn sie als Psychotherapie eingesetzt werden. Denn mit ihnen lässt sich das, was Psychotherapie als Ziel hat, nämlich Menschen darin zu unterstützen, psychisch gesund zu werden, besser erreichen. Doch diese Methoden sind nicht therapiespezifisch. Sie dürfen nicht von der Psychotherapie vereinnahmt werden. Sie können beim gleichen Klienten und gleichem Thema ebenso als psychologische Beratung oder Coaching verwendet werden, ohne dass ein Unterschied in der Vorgehensweise oder im Ergebnis erkennbar wäre. Das macht deutlich, wie unsinnig diese Unterscheidungen heute sind.

Manche Befürworter der lösungsorientierten Verfahren haben jedoch Bedenken, ihre neu entwickelten Verfahren als Psychotherapie zu bezeichnen, weil sie befürchten, dass sie mit der herkömmlichen Psychotherapie verwechselt werden. Bandler schreibt: „Obwohl viele Psychologen und Sozialarbeiter NLP verwenden, um das zu tun, was sie ‚Therapie‘ nennen, denke ich, dass es angemessener ist, NLP als lernpädagogischen Prozess zu bezeichnen.“64 Und Walter und Peller, die aus der Schule De Shazers kommen, meinen zum gleichen Thema: „Wir verwenden in diesem Handbuch den Begriff ‚Therapie‘, obwohl wir viel lieber ein anderes Wort benutzt hätten. Uns missfallen die Konnotationen von Behandlung, Pathologie und ExpertInnentum der TherapeutIn, die der Begriff ‚Therapie‘ impliziert.“65

Wenn ich von Lösungsorientierter Psychologie spreche, dann deshalb, weil dies Psychotherapie, Beratung, Coaching, Pädagogik, Autonomie-Training oder andere Anwendungen beinhalten kann. Doch ich habe kein Problem damit, diese neuen Verfahren auch als Psychotherapie zu bezeichnen. Denn sie lösen das ein, was Psychotherapie immer versprochen hat.

In den letzten Jahren beobachte ich, dass die Lösungsorientierte Kurztherapie eine vorsichtige Anerkennung erfährt, allerdings verbunden mit der Einschränkung, dass sie eher für Beratung geeignet sei und eine ‚richtige‘ Therapie nicht ersetze – während es zum guten Ton zu gehören scheint, andere Therapien der neuen Richtungen unisono abzulehnen als oberflächlich, manipulativ usw. Ich bin kein kritikloser Bewunderer irgendwelcher therapeutischen Richtungen, doch diese Kritiken lassen häufig eine genaue Kenntnis dieser Therapien vermissen.

Die Skepsis gegenüber neueren Therapien hat mehr mit wissenschaftstheoretischen, gesellschaftlichen und gesundheitspolitischen Ansichten zu tun als mit der Problematik dieser Verfahren. Dadurch, dass sie benachteiligt, ausgegrenzt und diffamiert werden, gehört Idealismus dazu, als Ausbilder für eine hochwertige Ausbildung zu sorgen und als Auszubildender eine derartige Ausbildung zu machen. Das ‚Gute des Schlechten‘ ist, dass man Zeit hat und in aller Ruhe qualitativ Hochwertiges entwickeln kann, damit dann, wenn die künstlich errichteten Dämme beseitigt werden, für Qualität gesorgt ist hinsichtlich der neuen Verfahren, der Organisation der Ausbildung und der Anwendung.

ILP - Integrierte Lösungsorientierte Psychologie

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