Читать книгу Zeit für Achtsamkeit - Dorothea Neumayr - Страница 23
ОглавлениеIn der Natur ist deutlich zu spüren, dass ein Zyklus sich vollendet. Es ist die Übergangszeit vom Winter zum Frühling, wo alles Gefrorene, Erstarrte und Verhärtete eingeschmolzen und aufgelöst wird und das Wasser das ganze Erdreich durchdringt, damit das Keimen und Sprossen neu beginnen kann. An manchen Pflanzen zeigen sich schon dicke Knospen, andere halten noch ihren Winterschlaf. Hin und wieder ist ein mutiger Vogel zu hören, der sein fröhliches Lied trällert. Eine Dynamik ist spürbar, die nach Aufbruch drängt, noch liegt Vieles im Verborgenen, Altes löst sich auf, Neues bereitet sich vor, aber es braucht noch seine Zeit, das Ungeformte sichtbar werden zu lassen. Zu diesem Zeitpunkt ist die Verbindung zum Mysterium der Natur besonders stark spürbar, selbst im Augenblick der Vollendung gibt es ein kurzes Innehalten.
Das Bewusstsein, wie wichtig es ist, etwas richtig zu beenden, innezuhalten und den Raum dazwischen zu würdigen, um dann erst neu zu starten, ist das große Geschenk dieser Zeit.
Es ist eine Zeit des Übergangs, als ob wir langsam aus dem Schlaf erwachen und uns noch in einer Zwischenwelt befinden würden.
Der Neubeginn wird schon vorbereitet, unter der Erde und am Himmel, bald ist es soweit, sich mit freudiger Erwartung dem Neuen zu stellen und den beginnenden Sieg des Lichtes in der Frühlings-Tagundnachtgleiche zu feiern.
Nach der närrischen Zeit, die den Winter symbolisch ausgetrieben hat, kommt nun die Fastenzeit, in der wir in Stille und Achtsamkeit Körper und Geist reinigen können, um auf einen neuen Lebenszyklus vorbereitet zu sein.
Urprinzipiell ist es die Zeit von Neptun, der über den weiten Ozean herrscht, in dem Himmel und Erde verschmelzen und eins werden.
Stärken dieses grenzauflösenden Prinzips liegen im Urvertrauen, in seiner Intuition und selbstlosen Hingabefähigkeit, aber auch in der Spiritualität. Medial und feinfühlig lassen sich verborgene Zusammenhänge ebenso erahnen wie die Wirklichkeit hinter der sichtbaren Welt erspüren, es geht um den Glauben und alles, was die Grenzen des Wahrnehmbaren überschreitet, alles Geheime, Unsichtbare, Mystische. Sein großes Geschenk sind Durchlässigkeit und »kosmische Antennen«, die Übersinnliches und Feinstoffliches erspüren lassen. Dieser Archetyp ist beseelt durch die Verbundenheit zu allen fühlenden Wesen, durch allumfassende Liebe und tiefes Mitgefühl jenseits aller Grenzen.
»Nur durch die Liebe finden wir Sinn. Wenn wir in Liebe aufgehen, werden wir Sinn«, sagt der Benediktinermönch und spirituelle Lehrer Bruder David Steindl-Rast.
Im Bewusstsein der Allverbundenheit sind bei Neptun die Grenzen aufgelöst und allumfassende Liebe fließt. Seine Heimat ist das Wasser- element. Es ist die Zeit der »Fische«.
Auf der Körperebene gehören die Füße hierher, unsere »Flossen«, die letzten Gliedmaßen unseres Körpers von oben nach unten betrachtet. Sie verkörpern mit jedem Schritt den Beginn und das Ende eines Zyklus: das Betreten eines Pfades und das Erreichen eines Zieles. Darüber hinaus spiegelt der Fuß als »Landkarte des Körpers« den ganzen Menschen.