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1.2 DER HYPOTHALAMUS DER HAMSTER IM KOPF Ein winziger Multitasker

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Lernen Sie den Hypothalamus kennen, den Hamster in Ihrem Kopf. Eine winzige Hirnregion von der Größe eines Zuckerwürfels. Sein Umfang mag klein sein – er umfasst weniger als ein Prozent des gesamten Hirnvolumens –, aber er verfügt über eine enorme Kraft.


Der Hypothalamus ist im Hinblick auf seinen Ursprung ein »altes« Hirnareal, das nicht nur bei allen Säugetieren, sondern in einer Urform beispielsweise auch bei Würmern vorkommt. Beim Menschen spielt er nicht nur für das Überleben des Einzelnen eine wichtige Rolle, sondern auch für das Überleben der Menschheit als Ganzes. Aufgrund seiner Funktion bei der Steuerung der Hormone und des autonomen – das heißt unabhängigen – Nervensystems regelt er insbesondere Dinge wie die Körpertemperatur, die Atmung, den Herzschlag, das Hunger- und Durstgefühl, den Tag-Nacht-Rhythmus sowie unsere Fortpflanzung. Diese Prozesse sind automatisiert und laufen oft unbewusst ab. Sie vollziehen sich einfach von ganz allein.

Bei einem Baby, bei dem der Hypothalamus im Verhältnis zum Rest des Gehirns größer ist als bei Erwachsenen (weil andere Hirnbereiche relativ gesehen noch stärker wachsen als der Hypothalamus), können wir die Bedeutung dieser Prozesse gut nachvollziehen. Solange einem Baby warm genug ist und es regelmäßig gefüttert und geknuddelt wird, ist es eigentlich schon zufrieden. Die höheren Hirnfunktionen mit dem präfrontalen Kortex als maßgeblichem Hirnareal, in dem beispielsweise das Denken und Planen geleistet werden, spielen bei ihm noch keine entscheidende Rolle. Wir sehen, dass der präfrontale Kortex erst im Erwachsenenalter voll entwickelt ist, während der Hypothalamus schon im Mutterleib funktionieren muss.

Der Hypothalamus liegt tief im Inneren des Gehirns verborgen; er setzt sich aus einer Reihe von Kernen zusammen, die in engem Kontakt miteinander, mit dem Rest des Gehirns und mit dem Körper stehen. Diese Struktur kann man sich am besten als eine Gruppe von separaten Computern vorstellen, von denen jeder seine eigene Aufgabe hat. Sie stehen zwar mit anderen in Verbindung, arbeiten aber relativ selbstständig. Diese Computer sind allesamt so abgesichert, dass die anderen ihre Aufgaben noch einigermaßen erfüllen können, wenn einer der Rechner aus welchen Gründen auch immer ausfallen sollte. Der gesamte Bereich ist gut geschützt, wie eine Art Tresor, und eigentlich nicht zu beeinflussen oder abzulenken. Diese Region übt also Tag und Nacht unbeirrbar ihre wichtigen Funktionen aus.

Die Kommunikation all dieser Bereiche mit dem Rest des Körpers läuft über drei Wege:

1 Über den direkten Kontakt entlang der Nerven, die wiederum ein Teil des kleinteiligen Netzwerks sind, das zu den entferntesten Stellen unseres Körpers hin- und zurückführt.

2 Über das Versenden und Empfangen von Hormonen, die als Boten den Hypothalamus genau über den Zustand des Körpers informieren und von ferne Prozesse in Gang setzen.

3 Durch das Messen von Nährstoffen, etwa von Zucker und Fett im Blut.

Darüber hinaus erhält der Hypothalamus noch über spezielle Sensoren Informationen über die Umwelt. So verfügt er beispielsweise über einen Sensor für die Temperatur und einen Sensor für das Licht in der Umgebung. Diese Sensoren stehen in Verbindung mit der biologischen Uhr des Hypothalamus, auf die wir in Teil II noch genauer eingehen.

Der Hamster im Kopf

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