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Übertragung

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Manchmal frage ich mich, was Ronda über leibliche Übertragungen und Gegenübertragungen weiß und wie viel sie davon aus ihrer Ausbildung hat mitnehmen können. Ich gehe ja mal davon aus, dass diese Form der Übertragung an den Psychotherapie-Schulen gelehrt wird.

Leibliche Übertragung nennt man Körperreaktionen, die beispielsweise nicht die eigenen sind, die man aber trotzdem am eigenen Leib spüren und erfahren kann. Es sind also Körpergefühle, die man vom anderen übernimmt. Oder jene Körpergefühle die man aus gegebenen Anlass aus einer früheren Situation mit ins Jetzt nimmt, im Jetzt spüren kann und auf sein Gegenüber projeziert, was scheinbar weit geläufiger ist und öfter auftritt. Die große Herausforderung besteht darin, die eigenen von den fremden Gefühlen unterscheiden zu können.

Also in meinem Leben ist das ja ganz normal, anderer Leute Gefühle, Gedanken und Körperreaktionen zu spüren. Und ich behaupte mal ganz ungeniert, dass Übertragung ohnedies ständig und andauernd im Alltag da draußen zwischen den Menschen passiert. Es ist kein Privileg, und überhaupt nichts Besonderes, auf das sich Therapeuten groß was einzubilden brauchen, wenn Übertragung zwischen ihnen und den Klienten passiert. Es wird aber immer als etwas arg Besonderes in den Praxen der Therapeuten gesehen. Eine besondere Verbindung soll da sein, zwischen beiden Protagonisten. Na ja, das mag schon stimmen. Aber es ist irgendwie, als hätten sie ein Patent darauf angemeldet, dass Übertragung nur in Therapeutenpraxen existieren darf. Allein das Wort Übertragung nervt mich schon schwer. Dass immer ein neue Sprache, ein neuer Ausdruck gefunden werden muss für Alltägliches und ständig Auftretendes, macht mein Leben kompliziert. Warum nennt man Übertragung nicht ganz einfach übersinnliche Wahrnehmung? Oder Gefühlswiederholung? Andererseits, so eine Sache könnte ja in die falsche Richtung weisen, sobald man als Therapeut von übersinnlicher Wahrnehmung spricht. Aber ich glaube auch, dass jede Berufsgruppe so ihre Eigenheiten hat und glaubt, sie müsse das Rad noch mal neu erfinden. Das finde ich eine ausgesprochen blöde Sache und zudem zu nichts gut, außer um etwas wichtiger zu machen, als es in Wahrheit eigentlich ist.

Ich sage zu Ronda: „Übertragung ist meines Erachtens nichts anderes als Hellsichtigkeit, Hellfühligkeit, Hellwissenheit und Hellhörigkeit in einem Wort zusammengefasst. Austrainierte Intuition, nenne ich es. Und die Fähigkeit zur Empathie ermöglicht das Fühlen von und durch andere Personen. So einfach ist das.“

Ronda stimmt mir zu, erklärt mir aber im selben Atemzug, dass sie keine solcher Wahrnehmungen bewusst zu nützen versteht. „Na das kann ja noch heiter werden“, überlege ich schnell. Ronda sollte sich in diesen Dingen meiner Ansicht nach doch etwas besser auskennen. Wir würden uns bei der Überprüfung unserer Gefühle leichter tun. Aber ich sehe schon, dass mich Rondas Gefühle nicht zu interessieren haben, dass sie uns nicht als ein „uns“ sieht. Weil sie sich bedeckt hält, aus welchen Gründen auch immer. Und das trägt nicht unbedingt zur Aufklärung und Heilung bei. Finde ich.

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