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Die Mikwe

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Das rituelle Tauchbad gehörte besonders für Frauen z. B. nach Geburt und Menstruation, zu den religiösen Pflichten, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts noch allgemein eingehalten wurden.179 Das Untertauchen in Wasser war aber auch für neues Geschirr oder rituell genutzte Gegenstände wie das Schächtmesser vorgeschrieben. Die hierfür vorgesehene Einrichtung war die Mikwe, die um 1800 noch in fast jeder Gemeinde vorhanden war.180 Notwendig war das Vorhandensein von »lebendigem« Wasser, also Quell-, Grund- oder Regenwasser. In Wunstorf ist keine Mikwe erhalten, es existieren allerdings schriftliche Zeugnisse, die die Existenz eines beheizbaren Bades belegen. Diese Form der Mikwe kam im frühen 19. Jahrhundert aufgrund medizinischer Erwägungen in Gebrauch.181 Die »Warmbadeanstalt« war 1831 auf Privatinitiative in dem 1828 als Gemeindehaus erworbenen Haus Nr. 199 (Nordstr. 14)182 eingerichtet worden und ging am 30. August 1834 unter der Bedingung in den Besitz der Gemeinde über, dass Neumitglieder 10 Reichsthaler zum Erhalt des Bades beisteuern sollten.183 1848 kam es im Zuge von Renovierungsarbeiten zum Streit über die Kostenaufteilung zwischen Alt- und Neumitgliedern der Synagogengemeinde.184

Dass in der neuen Synagoge in der Küsterstraße keine Mikwe eingerichtet wurde,185 dürfte, neben einer seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert häufig laxeren Haltung den Reinheitsgeboten gegenüber,186 angesichts der schrumpfenden Gemeinde vor allem finanzielle Gründe gehabt haben. Nach einer zeitgenössischen Statistik verfügten in der preußischen Provinz Hannover im Jahre 1905 lediglich 32 % aller Gemeinden in Orten mit einer jüdischen Bevölkerung von weniger als 100 (Wunstorf 1905: 66187) über ein eigenes Ritualbad.188

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