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6. Erster Besuch auf der Spahn-Ranch [Frühjahr 1968]
ОглавлениеUm den 6. Mai 1968 herum fuhr der schwarze Bus zum ersten Mal zu der verkommenen, baufälligen Spahn-Ranch im kalifornischen Chatsworth. Die Family wollte sich dort mit einem Freund von Sandy Good, einem gewissen John, beraten, der das sogenannte Back House bewohnte, einen morschen Holzbau, der sich am Ende eines holprigen und schmutzigen Weges ungefähr eine halbe Meile unterhalb des Hauptgeländes befand, auf dem früher Western-Filme gedreht worden waren.
Einige Tage später kehrte Manson zurück und überredete Spahn, ihn mit ein paar Freunden einziehen zu lassen. Sie würden helfen, die fünfzig oder sechzig Pferde zu versorgen, die die Ranch an Tagesausflügler vermietete. Seine Mädchen könnten kochen und sich um den alten, fast blinden Mr. Spahn kümmern. George Spahn sagte, sie könnten im hinteren Teil der Ranch, in den sogenannten Outlaw-Hütten, wohnen. In dem schwarzen Bus, der kurz darauf zu den Hütten rollte, befanden sich etwa zwanzig Personen, hauptsächlich junge Mädchen sowie Pooh Bear, der Sohn von Manson und Mary Brunner. Auf Mansons Anweisung hin hatten sich die meisten in die Sitze geduckt, um nicht gesehen zu werden.
John hatte sich mit dem damals 81jährigen George Spahn darauf geeinigt, dass er, anstatt Miete zu zahlen, die verschiedenen Autos und Lastwagen der Spahn-Ranch in Ordnung halten sollte.
Sie blieben ungefähr vier Tage, und John half ihnen, den schwarzen Bus zu reparieren. Manson trug die Spendierhosen. Er schickte zwei Mädchen mit einer Kreditkarte los um einen Satz runderneuerter Reifen für einen alten Chrysler zu kaufen, der einem gewissen Richard Kaplan gehörte. Von ihm sollte Manson später das hintere Ranchhaus der Spahn-Ranch bekommen.
Um diese Zeit spielte Bob Beausoleil in einem Softporno-Western mit, der in der Nähe des Happy-Trail im Topanga-Canyon abgedreht wurde und später unter dem Titel The Ramrodder herauskam. Beausoleil hatte vorher in einem mittlerweile abgebrannten Restaurant gearbeitet, der Topanga Kitchen, die sich im Topanga-Einkaufszentrum befand. Die Produzenten von Ramrodder offerierten ihm für einen Dollar pro Stunde einen Job als Helfer für den Aufbau der Filmkulissen. Beausoleil nahm an und lebte von da an mit seiner Freundin Gail in einem Wigwam auf dem Filmgelände.
Während der Dreharbeiten lernte er ein Mädchen namens Cathy Share alias Gypsy alias Manon Minette alias und so weiter kennen, die auch in dem Film mitspielte. Beausoleil selbst spielte dann die – künftiges Unheil vorwegnehmende – Rolle eines Indianers, der einen weißen Mann zu Tode foltert, weil dieser sich an einer jungen Indianerin vergangen hat.
Gypsy, Gail und Bob wurden unzertrennlich und lebten gemeinsam in dem Wigwam auf dem Filmgelände. Es wurde eine Zwei-Mädchen-ein-Junge-Dreiecksbeziehung, die der Family als Vorbild für weiteres nächtliches Treiben dienen sollte. Beausoleil trat im Canyon als wilder Mann auf, einen mit einer Kappe bedeckten Falken auf der Schulter und mit einem großen schwarzen Hund. Wie Manson verbreitete auch er jene dualistischen »Liebe-Hass-Schwingungen«. Als er dabei erwischt wurde, die Frau des Produzenten zu begrapschen, musste er sich aus dem Staub machen. Er baute sein Wigwam ab, nahm Gypsy mit in seine Gruppe und zog wieder für ein paar Tage in Hinmans Haus.
Nach einiger Zeit tauchte er auf der Spahn-Ranch auf, wo er für ein paar Tage Arbeit bekam; dann fuhren Beausoleil und seine Anhängerinnen nordwärts in die Gegend von San Francisco, und zwar in einem alten, auffrisierten Dodge, den George Spahn ihnen überlassen hatte.
Mittlerweile hatte auch die Manson-Gruppe die Spahn-Ranch wieder verlassen, fuhr in dem schwarzen Bus zunächst nordwärts nach San Francisco und Mendocino-County und kehrte dann nach Los Angeles zurück. Einige Tage scheinen Manson und seine Leute im Topanga-Canyon verbracht und den Bus beim Wendeltreppenhaus abgestellt zu haben.