Читать книгу Verhaltenstherapeutische Paartherapie - Elisa Ewald - Страница 13
3.1.2 Körperliche Erkrankungen
ОглавлениеNeben den vorgestellten Befunden zur psychischen Gesundheit fokussieren zahlreiche Studien die Rolle der Partnerschaft im Zusammenhang mit körperlichen Erkrankungen. Bereits der Beziehungsstatus scheint sich hierbei auf das individuelle Befinden und die körperliche Gesundheit auszuwirken. Verheiratete Personen, insbesondere verheiratete Männer, zeichnen sich bspw. im Vergleich zu geschiedenen oder verwitweten Personen durch ein besseres Befinden, eine längere Lebensdauer, ein geringeres Risiko für akute oder chronische Erkrankungen und eine niedrigere Mortalitätsrate aus (Hughes und Waite 2009). Insbesondere die niedrigere Mortalitätsrate für verheiratete Personen bleibt auch bestehen, wenn potenzielle Einflussvariablen, wie das Alter oder Geschlecht, der sozioökonomischer Status und die Nationalität, kontrolliert werden (Carr und Springer 2010).
Zusätzlich wirkt sich die Partnerschaftsqualität indirekt auf das individuelle Gesundheitsverhalten und direkt auf kardiovaskuläre, endokrinologische, immunfunktionelle, neurosensorische und weitere physiologische Mechanismen aus (Kiecolt-Glaser und Newton 2001). Vor allem förderliches soziales Unterstützungsverhalten in einer Partnerschaft stärkt hierbei kardiovaskuläre, neuroendokrine und immunfunktionelle Systeme (Uchino 2006), wohingegen das Risiko für ischämische Herzkrankheiten und Tod infolge von Herzinsuffizienz nach Trennungen steigt (Kriegbaum et al. 2008). Chronisch unglückliche Beziehungen gehen mit einer Schwächung des Immunsystems durch einen chronisch erhöhten und später sinkenden Kortisolspiegel sowie einer erhöhten Krankheitsanfälligkeit einher (Gruenewald et al. 2006; Kiecolt-Glaser et al. 2005; Robles und Kiecolt-Glaser 2003). Im Umkehrschluss wirkt sich insbesondere bei Frauen ein regenerationsförderndes Zuhause i. S. einer positiven partnerschaftlichen Interaktion günstig auf die individuellen Kortisolprofile aus (Saxbe und Repetti 2010). Auch die Wundheilung wird positiv durch die Partnerschafts- und Interaktionsqualität beeinflusst (Kiecolt-Glaser et al. 2005; Whisman und Sbarra 2012). Da Partnerschaftskonflikte auch mit einer stärkeren Unterdrückung immunologischer Reaktionen und vermehrt auftretenden Entzündungsprozessen einhergehen, gilt das Risiko für Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes, Arthritis und Alzheimer als erhöht (Kiecolt-Glaser et al. 2010).
Um die Auswirkungen der Partnerschaftsqualität auf die körperliche Gesundheit differenzierter zu betrachten, bringen Rosland et al. (2012) in ihrem systematischen Review positives und negatives Partnerschaftsverhalten mit verschiedenen somatischen Störungen (z. B. Arthritis, chronische kardiovaskuläre Erkrankungen, Diabetes, Niereninsuffizienz) in Verbindung. Hierbei zeigt sich, dass günstiges Partnerschaftsverhalten negativ mit somatischen Beschwerden korreliert ist, sodass paarbezogene Interventionen zunehmend relevanter für die Behandlung diverser Erkrankungen werden (z. B. bei Arthritis, chronischen Schmerzen, kardiovaskulären Erkrankungen und Typ-2-Diabetes).