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3.2.3 Systemisch-transaktionales Modell

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Während sich kritische Lebensereignisse (z. B. schwere Erkrankungen) zunächst positiv auf die Paarkohäsion auswirken (z. B. »Wir stehen das gemeinsam durch«) und erst bei dauerhafter Einwirkung problematisch werden können, untergraben alltägliche Stressoren langfristig die Paarbeziehung und wirken sich negativ auf die Partnerschaftsqualität und den -verlauf aus (Bodenmann und Cina 1999, 2000; Bodenmann et al. 2007). Gleichzeitig nehmen die Alltagsbelastungen im Verlauf einer Partnerschaft und entsprechend der verschiedenen Stationen im Familienzyklus ( Einleitung) bis in mittlere Erwachsenenalter zu (Bodenmann 2012).

Bodenmann (1995, 2000) hat in diesem Zusammenhang das systemisch-transaktionale Stressmodell (STM) entwickelt, welches mittlerweile als international anerkannt gilt und sich auf die Stressbewältigung in Partnerschaften und Familien bezieht. Dem STM liegen folgende Kernannahmen zugrunde:

1. Alltagsstress hat einen längerfristig negativen Einfluss auf die Partnerschaftsqualität sowie den Verlauf und die Stabilität einer Beziehung.

2. Stress wirkt sich in Paarbeziehungen auf beide Partner aus.

3. Paare verfügen über individuelle und dyadische Coping-Ressourcen.

4. Im Rahmen der Stressbewältigung werden zunächst individuelle, dann dyadische und im letzten Schritt professionelle Unterstützungsangebote genutzt.

5. Dyadisches Coping ist ein Hauptprädiktor für das Funktionsniveau des Paares (z. B. Reduktion des Stressniveaus, Festigung des Wir-Gefühls und der Intimität des Paares).

Aus dem Modell gehen sowohl ein Selbstbeurteilungsverfahren (siehe Dyadisches Coping Inventar, Bodenmann 2008) zur Diagnostik als auch ein Präventionsprogramm für Paare (Paarlife, www.paarlife.ch, Bodenmann et al. 2008) hervor.

Das Konzept des dyadischen Copings ist ein wesentlicher Bestandteil des STMs. Die Grundlage dieser Bewältigungsstrategie bildet der Trichter des psychischen Erlebens, wobei sich das Paar gemeinsam von der oberflächlichen Situation als das eigentliche Stressereignis, mit seinen faktischen Umständen in die Tiefe arbeitet, um sowohl leicht zugängliche oberflächliche Emotionen (z. B. Gereiztheit, Unruhe, Anspannung, Ärger) als auch tieferliegende Gefühle (z. B. Scham, Angst, Einsamkeit, Hilflosigkeit, Verzweiflung, Ekel) benennen zu können. Ziel dieses »Abtauchens« der sogenannten Trichtermethode ( Kap. 5.1.7), ist die Freilegung und das Bewusstmachen der zentralen Schemata und Konstrukte, die für die Stresssituation und deren individuelle Bewertung und Verarbeitung relevant sind. Erst die Kenntnis dieser Schemata macht eine angemessene und funktionale, im Idealfall gemeinsame Bewältigung der Belastung möglich. Mithilfe des positiven supportiven dyadischen Copings werden sowohl das psychische als auch physische Wohlbefinden, aber auch die individuelle Leistungsfähigkeit und Zufriedenheit gesteigert. Die Partnerschaft wird als hilfreich, unterstützend und wertvoll erlebt, was unmittelbar positive Auswirkungen auf die Partnerschaftsqualität, -zufriedenheit und -stabilität hat, aber auch die Sicherheit bezüglich der Partnerschaft fördert.

Verhaltenstherapeutische Paartherapie

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