Читать книгу Verhaltenstherapeutische Paartherapie - Elisa Ewald - Страница 18
3.2.2 Die Theorie der partnerschaftlichen Stabilität
ОглавлениеWährend die Zwangsprozesshypothese als ein Modell auf der Mikroebene gilt, bezieht sich die Theorie der partnerschaftlichen Stabilität (Gottman 1994) auf die Makroebene von Partnerschaften. Es handelt sich um ein integratives Modell von dem sich (auch gemeinsam mit dem Paar) Hypothesen ableiten lassen, die auch als Ansatzpunkte für Interventionen in der Paartherapie genutzt werden können.
Im Rahmen der Theorie der partnerschaftlichen Stabilität, die auch als Balancetheorie bezeichnet wird, führen heftige Auseinandersetzungen nicht zwangsläufig zur partnerschaftlichen Unzufriedenheit bzw. Trennung oder Scheidung. Basierend auf Beobachtungsstudien postuliert die Theorie eine wechselseitige Balance von Kommunikation, Psychophysiologie und Wahrnehmung (Gottman 1994), die wie ein Puffer über längere Zeit die Partnerschaftszufriedenheit aufrechterhalten kann. Bspw. wird bei beginnenden Partnerschaften vermutet, dass sich zwischen der Interaktion, Wahrnehmung und Physiologie ein Zustand der Balance einstellt. Das Paar interagiert deutlich positiv (Kommunikation), beide nehmen einander, die Gegenwart und Partnerschaft positiv, durch die sogenannte »rosarote Brille« wahr (Wahrnehmung) und beim Anblick des anderen breitet sich Wohlbefinden aus (Physiologie). Vom Partner geht eine als angenehm und stimulierend erlebte psychophysiologische Wirkung aus; seine Abwesenheit wird als aversiv erlebt. Ihm werden positive Attribute zugeschrieben und Unterschiede zwischen den Partnern entweder als attraktiv bewertet oder negiert. Solange ein Verstärker-Verhältnis von fünf positiv wahrgenommenen Interaktionen zu einer negativen besteht, werden sich die Partner auch im Rahmen von Konflikten psychophysiologisch schneller beruhigen und dadurch eher zu einer Problemlösung beitragen können. Paare mit geringer Kommunikationsfrequenz oder mit intensiven Auseinandersetzungen können langfristig also auch stabil und glücklich zusammenleben, wenn das subjektiv wahrgenommene positive Verhältnis von 5 : 1 aufrechterhalten wird.