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Der Scout des HSV
ОглавлениеDie Hamburger schicken einen Scout, dem auffällt, dass Klopp zu spät zum Training kommt und raucht. Er weiß nicht, dass es ein Ritual in Mainz ist, dass Klopp als Letzter auf den Trainingsplatz läuft. Und zum Rauchen sagt Klopp: »Na ja.« Der HSV hält ihn so lange hin, bis Klopp dem von sich aus ein Ende macht. Bleiben Leverkusen und der BVB. Die Leverkusener machen ihm klar, dass er nur die Nummer zwei hinter Mirko Slomka ist, der es dann auch nicht wird, sondern Bruno Labbadia. Also geht Klopp, weil Mainz nicht aufsteigt, zum BVB.
Ein guter Scout hätte gesehen, dass Klopp, wenn er früher mittrainierte, mit ganzem Herzen dabei ist, »und es immer mal schafft, einen Ball reinzustochern, der alte Stürmer«, sagt Weiland. Mit Willen. Willenskraft, von der er eine Menge hat, schätzt Klopp auch bei anderen. »Wenn das einer nicht hatte, Willen, dann bekam Kloppo eine dicke Halsschlagader«, sagt Weiland. Ein guter Scout hätte die Begeisterung gesehen, mit der in Mainz gearbeitet wurde, den Enthusiasmus, den Spaß des Trainers an der Arbeit, den Spaß der Spieler, und die Präzision, die Akribie.
Im Rahmen des Internationalen Trainerkongresses 2011 in Bochum im Juli 2011 äußerte sich Jürgen Klopp im Interview mit Moderator Max Jung zu den Anfängen seiner Trainerzeit – im Einzelnen über ...12
... die ersten Trainertage 2001:
»Ich kenne noch den Montag, den Tag vorher, den Tag nachher. Die kann ich alle eins zu eins wiedergeben, klar. Das war ein entscheidender Einschnitt in meinem Leben. Man darf nicht vergessen: Ich war damals als Zweitliga-Spieler bei Mainz 05 ein alternder Spieler. (...) Vom alternden Kicker zum blutjungen Trainer war eine eher angenehme Metamorphose. Ich hatte auch direkt das Gefühl, das Leben ist wieder schöner. Und dann durfte ich die Mannschaft übernehmen. Ich habe für wenige Dinge ein Talent, aber dafür scheine ich ein bisschen zu haben. Das hat damals dazu ausgereicht, gemeinsam mit der Mannschaft aus einer schier aussichtslosen Situation heraus noch die Liga zu halten.«
... das Risiko, einen Abstiegskandidaten zu übernehmen:
»Ich habe das damals nicht bewusst wahrgenommen, aber heute ist mir klar: Wäre ich mit 33 Jahren zwei, drei Spieltage vor Saisonende mit Mainz abgestiegen, dann wäre das Trainergeschäft relativ hart gewesen. Dann hätte ich auf meiner Agenda stehen gehabt: erster Versuch, gleich abgestiegen. Da hätte keiner mehr nachgefragt, (...) und einem solchen Trainer noch eine zweite Chance gegeben. Und daher musste ich schon extrem viel Glück in Anspruch nehmen und eben auch auf die Mannschaft vertrauen, das zu schaffen.«
... über die Erfüllung einer Passion:
»Zeitnah war mir klar, dass ich den Trainerjob gerne den Rest meines Lebens machen würde, aber du kannst dich ja nicht bewerben. Ich kann ja nicht sagen: ›Freunde, passt auf, ich kann zwar nicht so gut kicken, aber ich habe einigermaßen durchstiegen, wie das Spiel funktioniert. Also lasst mich mal eure Mannschaft übernehmen.‹ Das geht ja nicht. Mit meiner Legende, die ich als Spieler habe, musst du eigentlich in der vierten oder fünften Liga anfangen (...). Und ich hatte das Glück, als durchschnittlicher Spieler gleich in der zweiten Liga anzufangen.«
... über den famosen Start in die Trainerkarriere mit sechs Siegen in sieben Spielen:
»Das mussten wir auch. Wir hätten keinen Punkt weniger holen dürfen. Es war schon dramatisch, wobei ich das damals nicht so empfand. Wir waren einigermaßen entspannt, denn wir wussten eigentlich, dass das Ding schon verloren war. Jetzt konnten wir nur noch versuchen, an der Sensation zu schrauben und das hat wirklich sehr, sehr gut funktioniert. Wir hatten eine charakterlich außergewöhnlich gute Mannschaft, die alles angenommen hat, was ich mit ihnen veranstaltet habe. Das hat wirklich großen Spaß gemacht.«
Stellvertretend für diesen Spaß berichtete Klopp von der Rückreise nach einem gewonnenen Auswärtsspiel in Ulm: »Wir haben dem Busfahrer gesagt: ›Fahr’ rechts raus‹ und haben an einer Tankstelle angehalten. Dann sind alle mit Sonnenbrillen raus und haben Bier geholt. Wenn sie den Mannschaftsbus von Mainz 05 gesehen haben, haben damals noch alle gedacht: ›Wer sind denn die Ochsen, die da rauskommen?‹ Heute wäre das so nicht mehr möglich. Aber mit dieser Mannschaft, von der etwa alle so alt waren wie ich, war das durchaus nicht die falsche Maßnahme. Das ist mehr als zehn Jahre her, es war eine andere Zeit.«
Weiland erinnert sich lachend an die internationalen Spiele, als Mainz dank der Fairplay-Regelung im UEFA-Pokal spielt, etwa gegen MIKA Aschtarak in Armenien, gegen Keflavik ÍF auf Island und gegen den FC Sevilla. Als Klopp ein Keflavik-Video vorführt, bittet er um Ernsthaftigkeit, weil er selbst darüber lachen muss, wie die Isländer Ecken und Freistöße hoch vor das Tor treten, in der Hoffnung, der Wind schiebt den Ball Richtung Kasten, oder am besten gleich rein. Was er auch tut.