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Phase 13 \\ 10. August – 11:54 Uhr

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Enzo Milano folgt einem Glasflügel der langsam rotierenden, automatischen Drehtür des The Charles Hotel in die langgestreckte Eingangshalle. Über die großen, diagonal verlegten Bodenfliesen geht er zielstrebig auf die Lifts zu. Während er wartet, macht sich Unruhe in ihm breit. Merkwürdig, dass zu diesem Zeitpunkt ein Treffen anberaumt wurde. Die Lifttür öffnet sich. Milano betritt die geräumige Kabine und drückt die Taste für den achten Stock. Kaum wahrnehmbar setzt sich der Aufzug in Bewegung. Eigentlich ist bereits Kontaktsperre angeordnet, so kurz vor dem Ereignis. Der Aufzug hält, gibt hinter den sich öffnenden Türen den Weg frei zur Monforte Royal Suite.

Milano klopft sanft an die Tür. Nach einer Viertelminute hört er leise Schritte aus dem Inneren der Suite. Kurz darauf öffnet ihm Alessandro Marchetti. "Kommen Sie, kommen Sie!" Der kleine, dickliche Finanzchef des Forcone-Clans winkt ihn mit einer ungeduldigen Bewegung ins Innere. Milano betritt die weitläufige Suite. Hinter sich hört er das Zuschnappen der Tür.

Ein Geräusch lasst ihn nach links blicken. Durch die geöffneten Türen der zweihundert Quadratmeter großen Suite sieht er aus dem übernächsten Raum Chiara Marchetti auf sich zugehen. Die knorrigsten Bäume tragen die schönsten Früchte, kommt ihm in den Sinn, während die rassige Schönheit mit geschmeidigen Bewegungen durch das luxuriöse Appartement schwebt. Unter ihrem halbtransparenten, mit großem Blumendekor versehenen Strandkleid zeichnet sich ein schwarzer Bikini ab.

"Ah, Chiara, meine Liebe, schau, wer gekommen ist. Warum bietest du Enzo nicht etwas an?"

Das tut sie bereits, schießt es Milano durch den Kopf, dann ruft er sich zur Ordnung. Mit einem contabile sollte man nicht in Konflikt geraten.

"Kann ich Ihnen einen Drink einschenken?" fragt sie lächelnd, während sie auf das Barschränkchen zugeht.

"Probieren Sie den Grappa Anfora von Marzadro", hört er den contabile hinter seinem Rücken. "Wir haben ihn selbst mitgebracht. So etwas gibt es nicht einmal in diesem Hotel."

"Bitte."

Chiara gießt aus der einer Amphore nachempfundenen Glasflasche etwas in ein schmales Glas und reicht es Enzo mit einem Lächeln. "Salute."

Milano nickt ihr dankend zu und wendet sich ab, bevor seine Hormone wieder die Kontrolle übernehmen können. Aus dem Nebenraum lenkt ein Gemälde seine Aufmerksamkeit auf sich, das den Anschein erweckt, ein Lenbach zu sein. Er zeigt darauf. "Darf ich?" fragt er den contabile.

"Natürlich, fühlen Sie sich wie zu Hause."

Milano tritt vor das Bild. Neben ihm nimmt Marchetti Aufstellung. "Eine hervorragende Reproduktion", sagt Milano anerkennend.

Marchetti rückt seine modische Brille zurecht. "Das ist ein Original, wie die anderen".

"Ein echter Franz von Lenbach? Tatsächlich?"

"Wenn man dem Hoteldirektor glauben darf, ja."

"Und glauben Sie dem Hoteldirektor?"

"Ich hatte noch nie Grund zur Klage, seit ich hier absteige."

Chiara hat sich an den Bechstein-Flügel gesetzt und beginnt zu spielen. Milano erkennt Puccinis La Rondine, etwas aus dem zweiten Akt. Die romantische Melodieführung verschafft ihm schließlich Klarheit. Nella dolce carezza della danza.

Er tritt an den Flügel, betrachtet die anmutige Frau. "Sie spielen hervorragend." Sie dankt mit einer lächelnden Verbeugung, während sie ihr Spiel fortsetzt. Was sucht ein solcher Paradiesvogel bei einem so ungeschlachten Mann? Er lässt wieder den Blick durch die luxuriöse Suite gleiten. Natürlich, er weiß, was sie sucht. Aber ist sie sich über den Preis klar, den sie dafür zu zahlen hat?

Alessandro Marchetti hat sich auf einer der beiden gewölbten Couchen niedergelassen, die mitten im zentralen Raum vor den raumhohen Glastüren zur privaten Dachterrasse stehen. "Chiara, mein Liebling, würdest du uns bitte entschuldigen? Enzo und ich müssen uns unterhalten. Du weißt, Geschäfte, Geschäfte."

Chiara beendet ihr Spiel mitten im Takt. "Natürlich, mein Lieber." Sie erhebt sich, und geht mit einer letzten lächelnden Verbeugung zu Milano auf die Dachterrasse zu. Marchetti weist mit der Hand neben sich auf die Couch. "Si sieda, si sieda."

Milano nimmt auf der drei Meter breiten Couch Platz und richtet den Blick auf Marchetti. An ihm vorbei beobachtet er Chiara, die auf der Dachterrasse die Glastür hinter sich schließt, das Strandkleid abstreift und sich im Bikini auf der Sonnenliege ausstreckt. Das kann ja heiter werden, stellt er unbehaglich fest.

"Jetzt dauert es nicht mehr lang, Enzo. Sind Sie aufgeregt?"

"Eigentlich nicht, Alessandro. Wenn mich etwas beunruhigt, ist es höchstens der Zeitpunkt unseres Treffens."

"Ah ja, die Kontaktsperre." Marchetti lacht. Er greift nach einer offenen Packung Benson & Hedges, die neben ihm auf der Couch liegt, zieht ein goldenes Dupont Feuerzeug mit Schildpattdekor aus der Hosentasche und zündet sich eine Zigarette an. "Immer in Alarmbereitschaft, was?"

"Diese Regelung gibt es nicht ohne Grund."

"Natürlich, natürlich. Allerdings hatte Raphaele den Wunsch, dass einige Punkte noch einmal erläutert werden. Wir wissen alle, was diesmal auf dem Spiel steht, da sollte es keine Fehler geben."

"Gerade, weil so viel auf dem Spiel steht, sollten alle Sicherheitsstandards unbedingt eingehalten werden."

Marchetti nimmt einen tiefen Zug aus seiner Zigarette. "Sie können sicher sein, dass alle Vorsichtsmaßnahmen ergriffen wurden."

"Die Gegenseite schläft nicht. Und die Behörden haben ihre Observationstechniken im Laufe der letzten Jahre stark verfeinert. Es ist gut möglich, dass Ihre Reise nicht unbemerkt geblieben ist."

Marchetti lacht. "Natürlich ist sie nicht unbemerkt geblieben! Warum auch? Jeder in der Gemeinschaft weiß, dass München Forcone-Gebiet ist. Warum sollte der contabile nicht in sein Geschäftsgebiet reisen?"

"Aber so kurz vor dem Ereignis ..."

Marchetti beugt sich zu Milano, klopft ihm mit einer Hand freundschaftlich auf den Oberschenkel. "Calmati, amico mio, calmati. Das Projekt ist bei Ihnen in besten Händen."

Milano beobachtet, wie sich Chiara auf den Bauch legt. Kannst du nicht endlich verschwinden? Ich habe schon Probleme genug. "Ich bezweifle, dass Paolo diese Kontaktaufnahme gut geheißen hätte."

"Es geschieht auf Raphaeles Anweisung."

"Noch ist er nicht capobastone."

"Aber er wird es bald sein. Seine Entscheidungen werden unsere Zukunft bestimmen, ob er sie jetzt trifft oder später."

Das ist ja das Problem. Milanos Zweifel an der Wahl Paolo Forcones, seinen Nachfolger betreffend, erwachen aufs Neue. "Ja, so ist es wohl." Schon vor langer Zeit hat er beschlossen, mit seiner Skepsis in Bezug auf Raphaele Campovallo hinter dem Berg zu halten. Das letzte, was er auslösen will, ist der Verdacht von Rivalitätsneid. Meine Zeit wird kommen, nur Geduld.

Wieder nimmt Marchetti einen tiefen Zug. "Paolo Forcone ist einer der besten capibastone, die unsere `ndrina je hatte, ja, die es unter allen cosche je gegeben hat."

"Das zweifle ich nicht an."

"Er hat uns ein Wachstum beschert wie noch niemand zuvor."

"Das ist wahr."

"Seine Pläne und Entscheidungen haben sich immer als richtig und nutzbringend erwiesen."

"Das sehe ich auch so."

"Es ist also davon auszugehen, dass auch die Wahl seines Nachfolgers klug und weitsichtig ist."

"Das ... ist richtig."

Marchetti drückt seine Zigarette in einem großen Marmoraschenbecher aus, der auf dem Tischen neben der Couch steht. Dabei fällt sein Blick auf Chiara, die, auf dem Bauch liegend, mit den Beinen wippt. Nach einer fast unmerklichen Phase der Erstarrung wendet er sich wieder Milano zu.

"Höre ich da Skepsis?"

"Contabile, alles, was Sie über Paolo Forcone gesagt haben, kann ich mit voller Überzeugung unterschreiben. Beim Punkt der Nachfolge ist aber ein besonderer Umstand zu beachten."

"Und der wäre?"

"Der wäre, dass der Nachfolger, für den sich Paolo eigentlich entschieden hätte, leider nicht mehr unter uns weilt."

Trauer zeigt sich auf Marchettis Gesicht. "Das ist wohl wahr."

„Und daher ist Raphaele, wie überragend seine Fähigkeiten als zukünftiger capobastone auch sein mögen, in jedem Fall Paolo Forcones zweite Wahl."

"Und deshalb misstrauen Sie ihm?"

"Das wollte ich damit nicht sagen!" Wieso kann ich nicht das Maul halten, ich Idiot? "Ich bin voller Zuversicht beim Gedanken an Raphaeles Führung."

"Das ist die richtige Einstellung, amico mio. Es wird alles hervorragend klappen, davon bin ich überzeugt."

"Und ich werde alles in meiner Macht stehende tun, um unseren Erfolg zu sichern."

"Daran habe ich keinen Zweifel, ebenso wie Paolo. Er spricht immer mit großer Anerkennung von Ihnen."

Aber für den capobastone reicht es dann doch nicht, verdammt noch mal. "Das macht mich sehr stolz."

"Also lassen Sie uns zu der Sache kommen, wegen der ich mit Ihnen sprechen wollte. Sie kennen den Finanzplan der Kampagne?"

"Es handelt sich um 8,4 Millionen Euro, wenn ich mich nicht irre."

"Wir konnten da einiges optimieren, es sind jetzt 8,2 Millionen. Das betrifft allerdings nur den operativen Teil einschließlich der Honorare und Bestechungsgelder. Für die Teufel müssen wir zusätzlich dreißig Millionen Dollar ansetzen."

"Du liebe Güte!"

"So ist es, leider. Allerdings war zu erwarten, dass es etwas in dieser Größenordnung sein wird, wenn man von deren Situation ausgeht."

"Wir sollen ihre Probleme lösen?"

"Sehen Sie es als Gegengeschäft. Sie lösen unser Problem, wir lösen ihr Problem. Eine Hand wäscht die andere."

"Wobei wir aber eine erheblich größere Hand zu waschen haben als sie."

Marchetti lacht. "Ja, das stimmt wohl, aber was will man machen? Außerdem – wenn wir den Gewinn sehen, den die Aktion uns langfristig einbringt, ist das Geld gut angelegt."

"Das stimmt wohl."

"Jetzt zu Ihnen. Beim Transfer der Mittel benötigen wir Ihre Unterstützung."

"Gerne, was soll ich tun?"

"Wir müssen die Bezahlung der legalen Dienstleister über weiße Kanäle abwickeln. Das regeln wir über unsere Offshore-Consultingfirmen. Zu diesem Zweck müssen sie Rechnungen an Unternehmen mit regulären Einkünften stellen."

"Verstehe."

"In dem Zusammenhang bräuchten wir auch das Tartufo Nero. Es wäre ideal, wenn die Nassau GastroConsult dem Restaurant eine Rechnung über Beratungsleistungen stellen könnte. Die Entschädigung geht dann an Ihr Konto bei der Bank of Maledives zuzüglich fünf Prozent Aufwandsentschädigung."

"Kein Problem."

"Wie viel können Sie maximal übernehmen?"

"Wie viel brauchen Sie?"

"Ideal wären 3,6 Millionen."

Milano stellt im Kopf eine kurze, aber intensive Überschlagsrechnung an. "Das lässt sich machen."

"Hervorragend. Dann geht Ihnen die Rechnung heute noch zu. Könnten Sie die Überweisung bis spätestens morgen veranlassen?"

"Natürlich."

"Wunderbar."

Hinter Marchetti beobachtet er, wie sich Chiara von der Liege erhebt und die Glastür aufschiebt. Marchetti hört das Geräusch und wendet sich um. "Chiara, carissima, wir sind noch nicht fertig."

"Ich muss ins Badezimmer."

"Oh, selbstverständlich."

Milano versucht vergeblich, nicht zu beachten, wie die dunkelhaarige Schönheit im Bikini quer durch den Salon schwebt und im Badezimmer verschwindet.

Marchetti zündet sich eine neue Zigarette an. "Und wie verlaufen die Vorarbeiten?"

"Wir sind hundertprozentig im Plan. Keinerlei Verzögerungen."

"Wir können den Teufeln also den Zeitplan bestätigen?"

"Unbedingt."

"Wunderbar, wunderbar", murmelt Marchetti abwesend. Vom Tischchen neben der Couch angelt er seinen in dunkelbraunes Leder gebundenen Filofax, blättert darin herum. "Was uns ein wenig Sorge macht, ist, dass uns die Medienkommunikation nach dem Ereignis um die Ohren fliegen könnte."

"Wieso? Das betrifft uns doch gar nicht."

"Ja, so ist es geplant. Aber wenn die Teufel ihren Teil des Prozesses in den Sand setzen, bricht die ganze schöne Konstruktion zusammen."

"War nicht schon im Vorhinein klar, dass es sich um eine nicht wirklich professionelle Einheit handelt? Sie wissen ja, mit wem wir es zu tun haben."

Marchetti seufzt. "Ja, das war uns klar, leider. Aber ohne sie lässt sich der Kodex nicht einhalten."

"Das ist ein verzwicktes Problem, meine Güte."

"Das ist es wohl."

Die Badezimmertür öffnet sich. Bevor er sich stoppen kann, blickt Milano bereits in die Richtung, aus der Chiara auf die beiden Männer zugeht. Sie bleibt neben Milano stehen. "Kann ich Ihnen noch etwas bringen?"

Bring mir meine Walther PPQ 9mm, damit ich deinen Mann abknallen kann! "Nein vielen Dank, sehr freundlich." Chiara geht wieder auf die Terrasse und lässt sich auf der Sonnenliege nieder, auf dem Rücken jetzt.

Milano zwingt seine Gedanken wieder in sachliche Bahnen. "Nicht auszudenken, wenn die Zusammenhänge publik werden."

"Das wäre tatsächlich extrem unschön."

"Haben wir einen Krisenplan für diesen Fall?"

"Es würde wohl darauf hinauslaufen, dass unsere politischen Verbindungsleute aktiv werden."

"Aber was könnten die schon ausrichten, angesichts der Kommunikationslage?"

"Ohne ein blaues Auge kämen wir aus dieser Sache nicht heraus, aber zumindest die politische Großwetterlage könnte man auf diese Weise bis zu einem gewissen Grad deeskalieren, um allzu drastische Gegenmaßnahmen auf Regierungsebene zu verhindern."

"Sprechen Sie von Italien oder Deutschland?"

"In diesem Fall geht es vor allem um Deutschland, wenn wir die Infrastruktur möglichst unbeschadet erhalten wollen."

"Alles in allem hört sich das nicht besonders gut an."

"Nein, da haben Sie Recht. Wollen wir hoffen, dass unsere diabolischen Freunde ihren Part fehlerlos abwickeln. Schließlich wäre es auch in ihrem eigenen Interesse."

"Wieso? Das Geld erhalten sie vor der Auftragsausführung, und eine Rückerstattung dürfte wohl außerhalb der Realität liegen."

Marchetti lacht. "Das glaube ich auch. Jedenfalls habe ich nichts von einer Reklamations- und Kundendienstabteilung bei den Teufeln gehört."

Auch Milano lacht. "Ja, das ist wirklich schwer vorstellbar. Also, inwiefern wäre die korrekte Ausführung in ihrem Interesse?"

"Stellen Sie sich den Werbeeffekt vor. Wenn sie den Auftrag korrekt abwickeln, dürften Anschlussaufträge, auch von anderer Seite, nicht lange auf sich warten lassen."

"Daran hatte ich noch gar nicht gedacht."

"Wenn sie nicht dumm sind, und ich glaube, dass sie das nicht sind, werden sie die Chancen für ein neues Geschäftsfeld erkennen und sich die größte Mühe geben."

"Das könnte sich für die Teufel zu einer sehr lukrativen Diversifikation auswachsen."

"Und ihre finanziellen Probleme gehörten ein- für allemal der Vergangenheit an." Marchetti drückt seine Zigarette aus und lehnt sich zurück. "Haben Sie noch etwas?"

"Im Grunde ist alles klar. Nur eine Kleinigkeit, wenn es Ihnen nichts ausmacht."

"Bitte."

"Es könnte sein, dass die Gegend um das Restaurant nach dem Ereignis einige Zeit für den Publikumsverkehr unzugänglich ist, was sich natürlich auf den Geschäftsbetrieb auswirkt. Wäre in diesem Fall eine Entschädigung denkbar?"

Marchetti sieht ihn überlegend an.

"Das ist selbstverständlich nur eine unverbindliche Anfrage", sagt Milano schnell. "Wenn das nicht vorgesehen ist, bin ich natürlich einverstanden."

Auf Marchettis Gesicht zeigt sich ein Lächeln. "Immer ganz Geschäftsmann, was? Aber Sie haben Recht, diesen Aspekt haben wir bisher nicht bedacht. Ich werde mit Raphaele darüber sprechen."

"Bitte übermitteln Sie ihm meine Grüße und richten Sie ihm aus, dass ich in keinem Fall darauf bestehe."

"Das werde ich gerne tun."

Die Terrassentür öffnet sich wieder. "Alessandro, mir ist langweilig." Chiara zieht eine Schnute.

"Mein armer Schatz, habe ich dich vernachlässigt? Komm herein, leiste uns Gesellschaft."

Chiara streift ihr Strandkleid über und lässt sich zwischen den beiden Männern auf der Couch nieder.

Milanos Atem beschleunigt sich. Komm mir bloß nicht zu nahe, du, mit deinem Parfum. "Gefällt es Ihnen in München?"

Chiara blickt ihn an. "Ja, die Stadt ist ganz hübsch, besonders die Architektur. Aber wenn es ums Einkaufen geht, habe ich andere Vorlieben. Ich finde beispielsweise Milano recht schön."

Enzo Milano glotzt sie an. Ist das eine Einladung? "Ja ... da mögen Sie Recht haben ... ist recht schön."

Chiara lächelt.

"Und ... waren Sie schon in der Oper?"

"Dieses Mal nicht, es ist einfach zu wenig Zeit dafür."

Milano fühlt, wie auf seinem Rücken Schweiß ausbricht. Regt mich das Weib auf, oder die Aussicht auf die Kugel zwischen den Augen, wenn ich sie mir hole? "Oh, wie schade, in dieser Saison steht Tosca auf dem Spielplan."

"Tosca habe ich 2008 in Bregenz gesehen."

"Auf der Seebühne?"

"Richtig. Es war traumhaft."

Wie alt warst du da? Sechzehn? Mit einem Mal findet er einen Ausweg aus der verführerischen Notlage. "Wollen Sie nicht noch etwas für uns spielen? Es war so wunderbar."

"Ja, mia cara, spiel für uns", bekräftigt Marchetti.

Chiara schwebt auf den Flügel zu. Gleich darauf erklingt wieder die romantische Arie aus La Rondine.

Milano entspannt sich. So ist es richtig, meine Süße. Spiel schön weiter. Hauptsache, du kommst nicht in meine Nähe.

Kostrows Wahrheit

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