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Der Vater stand am Fenster der Werkstatt. Fahles Licht auf dem Gesicht voller Falten und Bartstoppeln. Er schaute hinüber zur «Alpenrose». Seine Hände fuhren in den Hosentaschen unruhig auf und ab, wie Maulwürfe, die sich in die Erde bohren.

«Magnus?» Seine Stimme war belegt. Er sah sich nicht um.

Magnus murmelte einen Gruss. Hängte Rucksack, Faserpelz und Hut an einen Haken beim Kanonenofen. Das Feuer aus Abfallholz war am Verglimmen. Angenehm warm strahlte das Abzugsrohr. Er holte eine Zeitung vom Stapel, stopfte die nassen Schuhe aus, stellte sie aufs Blech neben den Ofen.

«Die ‹Alpenrose› wird verkauft», sagte der Vater gegen das Fenster.

«Ich weiss.»

Magnus hatte das Schild gesehen. Am Morgen hatte es der Verwalter hingehängt. Er war an ihm vorbeigegangen, hatte nicht gegrüsst. Ein geschniegelter Herr, keiner von hier.

«Wo bist du gewesen?» Der Vater trat vom Fenster weg, stützte sich mit einer Hand auf die Hobelmaschine. In seinem Bart hingen Holzspäne. Er hatte gearbeitet. Ein kleiner Auftrag nur. Wenn er keinen hatte, drechselte er Spindeln und Speichen und fertigte Spinnräder. Magnus schwieg.

«Auf der Alp?»

Er nickte. Wärmte die Hände am Ofenrohr, ohne das heisse Metall zu berühren.

«Liegt noch Schnee dort oben?»

«Nicht mehr viel.»

Der Vater begann, die Werkbank aufzuräumen. Er blies Späne von einem Drechselstahl, hängte ihn an seinen Platz im Werkzeugschrank, klappte ein Metermass zusammen, schob es in die schmale Tasche am Hosenbein. Holte Kehrichtschaufel und Wischer und fegte die Bank. Uraltes Holz, speckig braun glänzte es, mit Kerben und Rissen. Schon Grossvater hatte hier geschreinert. Er war gestorben, bevor Magnus auf die Welt kam.

Magnus schaute zu, wie der Vater mit dem Besen Späne am Boden zu einem Haufen zusammenkehrte. Er ging zu seinem Rucksack, löste die Riemen der Klappe, unter der ein Bündel Zweige klemmte, legte sie auf die Werkbank.

Der Vater stellte den Besen neben die Tür, griff sich einen Zweig. «Weidenkätzchen. Wo hast du sie gefunden?»

«Am Alpweg.»

«Ich geb sie Sandra. Sie soll sie einstellen.» Er strich mit dem Finger über eines der silbergrauen Pelzbällchen, die wie Perlen aufgereiht auf dem Zweig sassen.

Heftig schüttelte Magnus den Kopf. «Für das da.» Er griff in den Rucksack, zog das Buch von den Waljägern heraus. Anita hatte es ihm geschenkt. Und das Fernglas.

«Morgen geh ich in die Stadt», sagte der Vater leise. «Ich nehme die Kätzchen mit.» Er holte ein Messer aus dem Werkzeugschrank, schnitt die Stile schräg an. Dann zupfte er ein paar Fasern aus einem Büschel Flachs, das über der Werkbank hing, band den Strauss. Er stellte ihn in eine Blechbüchse. «Ich hol dann noch Wasser.»

Magnus schlüpfte in ein Paar Filzpantoffeln, schlurfte durch die Werkstatt zur Treppe, die zur Wohnung führte. Das Buch hielt er unter den Arm geklemmt.

Spurlos

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