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2 Arabische Pyramidenfantasien und Zerstörungswut

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Am 12. Dezember 639 überschritt eine arabische Streitmacht die Ostgrenze Ägyptens. Bei ihrem Vormarsch fanden sie wenig Widerstand. Als schließlich auch Alexandria, die einzige noch in der byzantinischen Hand verbliebene Stadt, von den Arabern mit Gewalt erobert wurde, war Ägypten für Byzanz endgültig verloren. In der darauf folgenden Herrschaft der Araber über Ägypten wechselten sich mehrere Dynastien ab, die in die beiden noch heute bestehenden religiösen Richtungen des Islam, in Sunniten und Schiiten, gespalten waren. 100 Jahre herrschten die sunnitischen Omaiyaden, die nicht vom Propheten Mohammed oder einem seiner nächsten Verwandten abstammten und nach Ansicht der schiitischen Moslems zu Unrecht die Herrschaft beansprucht hatten. Im Jahr 749 übernahmen dann die Nachkommen von Mohammeds Onkel, die in Syrien ansässigen Abbasiden, nach der blutigen Ausrottung der Omaiyaden die Macht. Diese Zeit der Abbasiden war eine der glanzvollsten Epochen in der Geschichte des Islam. Die Kalifen von Bagdad, unter ihnen der legendäre aus den arabischen Erzählungen von „Tausendundeiner Nacht“ bekannte Harun al Raschid, machten ihre Hauptstadt zu einem der Mittelpunkte der Welt. Kunst und Wissenschaft erfuhren unter ihnen einen gewaltigen Aufschwung. Kalif al-Mamun, der Sohn Harun al Raschids, der in den Jahren 813–833 herrschte, war nicht nur selbst ein geachteter Wissenschaftler, sondern spielte in den arabischen Schriften über die Pyramiden als Einbrecher in die Cheopspyramide eine zentrale Rolle. Im Jahre 969 erobern die Fatimiden das Reich. Sie gründen Kairo, das von da ab bis heute die Hauptstadt Ägyptens blieb. Der Letzte der Fatimiden rief den Herrscher von Syrien um Beistand gegen die Kreuzfahrer. In dem syrischen Heer befand sich der Kurde Saladin, der den krank gewordenen Fatimiden ermordete und als Sultan Ägypten in Besitz nahm. Er begründete das Geschlecht der Aiyubiden (1171–1250) und machte Kairo zum Zentrum des muslimischen Widerstandes gegen die christlichen Kreuzzüge.

In diesem Zeitraum der arabischen Herrschaft vom Jahr 640 n. Chr. bis 1250 entstanden völlig unabhängig von der griechisch-römischen Tradition die höchst eigenartigen Berichte über die großen Pyramiden von Giseh. Die wichtigste und umfangreichste Quelle darüber ist das Pyramidenkapitel aus dem „Hitat“, dem großen, die Geographie und Geschichte Ägyptens behandelnden Werk des Kairiners Taki ad-Din Ahmad b. Ali b. Abd al-Kadir b. Muhammad al-Makrizi (1364–1442). Beinahe das ganze Kapitel besteht aus Exzerpten anderer arabischer Schriftsteller aus mehreren Jahrhunderten, aus deren Werken Makrizi das Kapitel zusammengeschrieben hat. Am Schluss seines Pyramidenkapitels zitiert Makrizi einige Stellen von Dichtern, unter ihnen den berühmten Spruch über die Unvergänglichkeit der Pyramiden des Rechtsgelehrten Umara al-Jamani (gest. 1175): „Das sind Bauten, die sogar die Zeit fürchtet, und es fürchtet doch alles in der sichtbaren Welt die Zeit“ (Makrizi 1911, S. 86).

Cheops' Geheimnis

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