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Die Suche nach den märchenhaften Schätzen

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Zumindest einen Hinweis auf wertvolle Grabbeigaben, die ursprünglich vorhanden sein mussten, hatte man bei diesem sonst ergebnislosen Einbruch al-Mamuns aber trotzdem bekommen. Denn es heißt, man habe auf dem Körper, der in der Pyramide begraben liegt, ein ganz zerfallenes Gewand gefunden, von dem nur noch die goldenen Fäden erhalten geblieben waren; die Dicke der Schicht von Myrrhe und Aloe, mit welcher der Leichnam überzogen war, soll eine Spanne betragen haben. Erkennt man in solchen Berichten, dass die Araber eine Ahnung von der Bestattungstechnik der alten Ägypter hatten, so uferten weitere Berichte über die Schatzsuche der Araber in der Cheopspyramide zu völlig unglaubwürdigen Märchenfantasien aus. Es heißt, man habe in dieser Pyramide an einer Stelle einen gewölbten Bau entdeckt, dessen Pforten sich durch Bewegen von Figuren von drei Vögeln öffnen ließen. In den dahinter liegenden Gemächern soll man nicht nur drei Leichname entdeckt haben, die auf Totenbahren aus durchsichtigen, leuchtenden Steinen lagen, sondern man soll auch goldene Gefäße, allerlei Edelsteine, Kriegsgerät und Waffenausrüstungen vorgefunden haben.

Aufgrund solcher verlockender Erzählungen und der Tatsache, dass durch den Einbruch al-Mamuns ein Eingang in die Cheopspyramide geschaffen war, waren viele Leute von dem brennenden Wunsche erfüllt, die Pyramide kennenzulernen. Sie drangen in ihre Tiefen ein, aber sie gelangten unweigerlich an einen Punkt, wo sie weiterzugehen außerstande waren. Der Weg, den man drinnen am häufigsten benutzte, ist ein Gang mit schlüpfrigem Boden, der zu dem höchsten Teil der Pyramide führt. Dort findet man ein viereckiges Gemach, in dem ein steinerner Sarkophag steht. Die, die sich dort hineinbegaben, berichteten, nachdem sie wieder heruntergekommen waren, von dem Außerordentlichen, was sie gesehen hatten: „Das Zimmer war angefüllt mit Fledermäusen und mit dem Kot dieser Tiere, die hier die Größe von Tauben erreichten. Es hatte nach oben Luken und Fenster, die angebracht zu sein schienen, um einen Zugang für den Wind zu schaffen und das Eindringen des Lichts zu ermöglichen. Sie waren angebracht in massigen Steinen, jeder Stein hatte eine Länge von 10 bis 20 Ellen und eine Höhe und eine Breite von 2 bis 3 Ellen. Das größte Erstaunen aber erregt es, dass die Steine mit unübertrefflicher Genauigkeit aufeinandergefügt sind, so dass sich zwischen zwei Steinen auch nicht Platz zum Einschieben einer Nadel, auch nicht ein Zwischenraum von Haaresbreite findet. Sie sind durch Lehmschichten von der Dünne eines Blattes Papier verbunden; was und welcher Art dieser Lehm ist, weiß man nicht“ (Makrisi 1911, S. 84).


Abb. 4: Die Araber in der Königskammer (nach Luigi Mayer 1805)

Da nun die Pyramide offen war, ging die Suche nach verborgenen Schätzen weiter: „Zwei Jahre hindurch ließen die Leute nicht davon ab, die Pyramide aufzusuchen und durch den schlüpfrigen Gang darin in sie hinabzusteigen – manche blieben dabei wohlbehalten, andere kamen um. Es einigten sich nun 20 Jünglinge, in die Pyramide einzudringen, und rüsteten zu diesem Zwecke, was sie an Speisen, Getränken, Stricken und Kerzen und Ähnlichem derart brauchten; sie stiegen den schlüpfrigen Gang hinab, wo sie Fledermäuse sahen, die Adlern zu vergleichen waren und ihnen ins Gesicht fuhren, und als sie dann einen aus ihrer Mitte mit Stricken hinabgelassen hatten, schloss sich der Boden über ihm. Da bemühten sie sich, ihn wieder heraufzuziehen, schließlich aber erlahmten ihre Kräfte bei der Arbeit, sie vernahmen einen Entsetzen erregenden Laut und verloren das Bewusstsein. Als sie sich wieder erhoben hatten, verließen sie die Pyramide, und während sie voll Verwunderung über ihr Erlebnis dasaßen, trat plötzlich ihr Gefährte aus der Erde heraus lebend vor sie hin und sprach einige ihnen unverständliche Worte, danach fiel er tot um. Als sie ihn nun forttrugen, wurden sie von den Wächtern ergriffen und zum Statthalter gebracht. Dem erzählten sie ihre Geschichte und suchten dann Auskunft über die Worte, die ihr Gefährte vor seinem Tode gesprochen hatte. Es wurde ihnen gesagt, ihre Bedeutung sei: ‚So wird bestraft, wer nach dem trachtet, was nicht sein ist.‘ Der Mann, der ihnen diese Deutung gab, war aus Oberägypten“ (Makrisi 1911, S. 57).

Nach dem Einbruch al-Mamuns in die Cheopspyramide war klar geworden, dass sie von allem Anfang an Königsgräber waren: „Wenn nämlich der König bei ihnen starb, so bettete man ihn in eine steinerne Mulde und verschloss diese über ihm mit einem Deckel. Dann baute man das Fundament so hoch, wie man es wünschte, trug die Wanne in die Mitte der Pyramide und wölbte darüber den Bau und die Gewölbe. Darauf führten sie die Pyramide zu dieser Höhe empor, die ihr seht“ (Makrisi 1911, S. 62). Während dieser Bericht durchaus glaubwürdig ist und auch den heutigen Erkenntnissen entspricht, dass der Sarkophag in der Königskammer wegen seiner Größe nicht durch die engen Gänge transportiert werden konnte und deshalb bereits vor der Vollendung der Pyramide an seinen Platz gebracht werden musste, waren andere Berichte über die Cheopspyramide als Grabstätte völlig unglaubwürdig. Ein angeblicher Augenzeugenbericht über die Pyramide als Massengrab stammt von Abu Abdallah Muhammad b. Abd ar-Rahim al-Kaisi (gest. 1169), der von einem großen Raum spricht, in dem mehrere Leichname liegen: „Sie sind mit einer großen Zahl von Leichentüchern bedeckt: auf jedem liegen mehr als 100 Tücher, die durch die lange Zeit morsch und schwarz geworden sind. Ihre Leiber gleichen den unseren, doch sind sie nicht von großer Statur. Von ihren Körpern und ihrem Haar ist nichts abgefallen: Kein Greis, keiner, dessen Haar weiß ist, befindet sich unter ihnen. Ihre Körper sind kräftig gebaut; es ist völlig unmöglich, eins ihrer Glieder zu entfernen. Aber sie haben sehr an Gewicht verloren, schließlich sind sie infolge der langen Zeit wie welke Blätter und sonstiger Abfall geworden. Auch von einem Sarg ist die Rede, auf dem steinerne Deckel lagen, nach deren Beseitigung man einen schlummernden Mann erblickte, der auf seinem Hinterkopf lag. Er war vollkommen wohlerhalten und trocken, seine Leibesbeschaffenheit war deutlich zu erkennen und sein Haar noch wohl sichtbar“ (Makrisi 1911, S. 62).

Diese Entdeckungen, die im Gegensatz zu den Erzählungen von der ergebnislosen Schatzsuche des Kalifen al-Mamun stehen, weisen darauf hin, dass dieser nicht der Erste war, der in die Cheopspyramide eingebrochen war. Nach einer koptischen Tradition sollen in dem Sarkophag nur mehr Reste eines Leichnams ohne jeden Schmuck vorhanden gewesen sein, was bezeugen würde, dass das Grab schon geplündert war. Außerdem kann nicht ausgeschlossen werden, dass sich in der Überlieferung der Kopten, auf die sich die arabischen Autoren mangels eigener Tradition stützten, die Erinnerung an ungewöhnliche Reichtümer in irgendeiner Pyramide oder auch in einem anderen Grab aus verhältnismäßig später Zeit gehalten hatte und sie diese Entdeckungen dann mit al-Mamun und der Großen Pyramide in Verbindung gebracht haben.

Cheops' Geheimnis

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