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Der Einbruch in die Pyramide: Al-Mamun

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Trotz dieser Bewachung stimmen alle arabischen Berichte darin überein, dass es einen Eindringling in die Cheopspyramide gegeben hat. Auch über seinen Namen herrschte Übereinstimmung. Es war der Kalif Abdullah al-Mamun, der Sohn Harun al Raschids. Al-Mamun herrschte als Nachfolger seines Vaters in den Jahren 813–833 in Bagdad. Er war ein an den Wissenschaften sehr interessierter Mann. In dem höchstgelegenen Stadtteil hatte er eine Sternwarte errichten lassen und einen Versuch unternommen, den Erdumfang zu bestimmen. Auf seinen Befehl wurde im Jahre 827 in der Wüste Singar (Sennar) in Mesopotamien eine Gradmessung mit angeblich erstaunlicher Genauigkeit durchgeführt. Doch diese ist heutzutage nicht wirklich nachprüfbar. Denn der genaue Wert der zugrunde gelegten Maßeinheiten ist verloren gegangen. Dies ist umso schwerwiegender, als der geodätische Teil der arabischen Gradmessung einen bedeutenden Fortschritt gegenüber der Gradmessung des Eratosthenes darstellte. Denn die Distanz auf der Erde wurde nicht bloß aus den Tagreisen der Karawanen geschätzt, sondern durch ein eigens zu diesem Zweck sehr genau durchgeführtes Messungsprogramm bestimmt: Unter der Führung der beiden arabischen Astronomen Chalid ben Abdulmelik und Ali ben Isa teilte sich der Vermessungstrupp in zwei Gruppen. Die eine maß von dem in der Wüste angenommenen Standpunkt in der Linie des Meridians nach Norden eine Strecke so lange aus, bis sie den Polarstern um einen Grad höher, die andere nach Süden, bis sie ihn um einen Grad tiefer erblickte (vgl. Weiss 1865, S. 91; Oeser 1979, 2. Bd., S. 68). Bei diesem großen wissenschaftlichen Interesse al-Mamuns ist es nicht verwunderlich, dass er, angestachelt von den alten Berichten über die im Innern der großen Pyramide angehäuften Schätze geistiger und materieller Art, den Plan fasste, in sie einzubrechen.

Die arabischen Berichte über das Ergebnis dieses Einbruches gehen weit auseinander. Sie reichen von der Darstellung dort gefundener prächtig geschmückter Leichen über die Auffindung bloßer morscher Knochen bis zur Entdeckung eines leeren Sarkophages. Am bekanntesten ist die Erzählung aus „Tausendundeiner Nacht“, nach der es al-Mamun nach vielen Anstrengungen und außerordentlichen Kosten gelungen war, ein kleines Fensterchen auszubrechen, hinter dem er gerade so viel Geld gefunden hat, wie er ausgegeben hatte, nicht mehr und nicht weniger. Der Ursprung dieser Erzählung reicht aber mehrere Jahrhunderte auf Abu l-Hasan al-Masudi zurück. Dieser erzählt in seinem Werk „Geschichte der Zeit und derer, die die Ereignisse dahinrafften“, dass der Kalif Abdallah al-Mamun, der Sohn Harun al Raschids, als er nach Ägypten kam und die Pyramiden besuchte, den Wunsch hegte, eine von ihnen zu zerstören, damit er wisse, was ihr Inneres berge. „Man sagte ihm: ‚Das steht nicht in deiner Macht!‘, doch er erwiderte: ‚Sie soll auf jeden Fall an irgendeiner Stelle geöffnet werden!‘ Da stellte man für ihn die noch heutigen Tages vorhandene Öffnung her; dazu brauchte man Feuer, Essig und eiserne Brechstangen, und Schmiede mussten sich daran abmühen, so dass er große Summen darauf verwenden musste. Man fand, dass die Dicke der Mauer annähernd 20 Ellen betrug, und als man ans Ende der Mauer gelangt war, entdeckte man hinter dem Eingangsstollen ein Gefäß von grüner Farbe, in dem sich gemünztes Gold befand; jeder Dinar davon wog 1 Unze und die Zahl der Dinare belief sich auf 1000. Da begann sich al-Mamun über dieses Gold und über seine Vorzüglichkeit zu verwundern. Dann ließ er zusammenrechnen, was er für die Herstellung der Bresche verausgabt hatte, und es ergab sich, dass die Summe des gefundenen Goldes ganz genau jenen Ausgaben gleichkam. Da geriet er in großes Erstaunen darüber, dass sie gewusst, was er ausgeben werde, und die genau entsprechende Summe an dem Orte hinterlassen hatten. Das Gefäß aber, in dem man das Gold fand, soll aus Chrysolith gewesen sein, und es wurde auf Befehl al-Mamuns nach seinen Schatzkammern gebracht; danach ließ er nichts mehr von den Wundern Ägyptens wegschaffen“ (Makrisi 1911, S. 56f.).


Abb. 3: Die Araber in der großen Galerie (nach Luigi Mayer 1805)

Im Gegensatz dazu spricht ein weiterer Bericht davon, dass die Araber unter der Führung von al-Mamun weit in das Innere der Pyramide vorgedrungen seien, die Suche nach verborgenen Schätzen aber völlig ergebnislos war: „Da stellte man in eine der beiden Pyramiden nach gewaltigen Anstrengungen und langwierigen Mühen einen Eingang her. Drinnen fanden sie Grausen erregende Treppen und Schächte, wo man nur unter Schwierigkeiten gehen konnte, und ganz oben fand er ein würfelförmiges Gemach; jede Seite hatte eine Länge von etwa acht Ellen und in der Mitte stand eine marmorne Mulde, die mit einem Deckel verschlossen war. Als man den heruntergenommen hatte, fand er darin nur morsche Knochen. Unter diesen Umständen befahl al-Mamun, von einer Öffnung der andern Pyramiden abzusehen. Es heißt, die Kosten, welche die Herstellung dieses Eingangs verursachte, seien sehr groß und die Ausgaben für Lebensmittel gewaltig gewesen“ (Makrisi 1911, S. 76f.).

Cheops' Geheimnis

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