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Vorwort

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Der Streit um die Cheopspyramide ist so alt wie die Beschäftigung mit der Geschichte und Kultur des alten Ägypten überhaupt. Man kann in ihm den zentralen Teil der wissenschaftlichen Eroberung des alten Ägypten sehen. Seit Jahrhunderten rätselten berühmte Autoren wie Herodot und Plinius über Sinn und Bedeutung dieses einzigen bis heute noch bestehenden Weltwunders des Altertums. Bereits die Araber des Mittelalters hatten die ägyptischen Pyramiden als einzigartige Denkmäler angesehen, die den Verstand verwirren und ihn zum Staunen und Grübeln bringen. So erging es auch mir, als ich vor mehreren Jahrzehnten zum ersten Mal vor der Cheopspyramide stand und ihre geheimnisvollen Gänge und Kammern betreten konnte. Seit dieser Zeit vertiefte ich mich nicht nur in die historischen Beschreibungen und Deutungsversuche über Sinn und Zweck dieser größten aller Pyramiden, sondern ich beschäftigte mich vor allem mit der von den heutigen Ägyptologen immer wieder kritisch gestellten Frage, „warum angesehene Gelehrte, Astronomen oder Mathematiker und gerade solche, die auf ihrem eigentlichen Gebiet stets die größte Strenge und wissenschaftliche Sorgfalt haben walten lassen, über die Pyramiden und besonders über die Cheopspyramide die erstaunlichsten Behauptungen aufgestellt haben“ (Lauer 1980).

Diese Frage will das vorliegende Buch beantworten. Es handelt sich dabei also weder um die Vorstellung eines Schreibtischpyramidologen, der eine neue Version der Lösung der angeblichen „Rätsel“ oder „Geheimnisse“ der Cheopspyramide propagieren will, noch um eine ägyptologische Fachabhandlung, sondern es geht hier um eine historisch-kritische Untersuchung, mit der gezeigt werden soll, dass der Streit um die Cheopspyramide, wie er in den Originalschriften jener Pyramidenforscher geführt worden ist, die als die Ahnherren aller Pyramidenfantasten gelten, in einem größeren Zusammenhang betrachtet werden muss. Dabei soll nicht nur der wissenschaftliche, sondern auch der jeweilige politisch-wirtschaftliche Zustand berücksichtigt werden. Denn der englische Bürgerkrieg bestimmte das Schicksal des Oxforder Astronomen John Greaves, die Untersuchungen der französischen Gelehrten Napoleon Bonapartes geschahen unter Kriegsbedingungen, das Engagement der britischen Offiziere in Ägypten mit ihrer „Schießpulver-Archäologie“ hatte nach dem Sieg über Napoleon auch im Mangel an militärischen Aufgaben seinen Grund. Wirtschaftliche Verhältnisse, die durch die Verschuldung Ägyptens mit den Suezkanalaktien entstanden sind, führten zur Unterdrückung des ägyptischen Volkes und dadurch zur Revolution in Unterägypten und im Sudan zu einer Zeit, in der Piazzi Smyth und Flinders Petrie ihre Kontroversen über die Cheopspyramide austrugen. Aktualität hat diese Betrachtungsweise dadurch gewonnen, dass nach der arabischen Revolution in unserem Jahrhundert der Umgang mit den ägyptischen Altertümern unsicher geworden ist. Das zeigt vor allem die Forderung radikaler Islamisten, die Pyramiden als Denkmäler des Götzendienstes zu zerstören.

Der Streit um die Cheopspyramide war auch mehrmals Gegenstand meiner wissenschaftstheoretischen Vorlesungen an der Universität Wien und mancher interdisziplinären Lehrveranstaltungen und Diskussionen, an denen sich sowohl Ägyptologen, wie meine Kollegin vom damaligen Ägyptologisch-Afrikanistischen Institut der Universität Wien, Gertrud Thausing, ebenso wie Historiker als auch Naturwissenschaftler beteiligt haben. Den eigentlichen Anstoß zur Veröffentlichung meiner Untersuchungen zu diesen kontroversen Anfängen der Erforschung der Cheopspyramide habe ich aber schließlich von dem Ägyptologen Joachim Friedrich Quack von der Universität Heidelberg bekommen, mit dem ich im Herbst 2010 anlässlich einer Tagung in Liechtenstein erneut über dieses Thema sprechen konnte und der mich darauf hinwies, dass eine an den historischen Originalschriften der alten Pyramidenforscher orientierte Rekonstruktion dieser jahrhundertealten Streitigkeiten über Sinn und Zweck der größten aller Pyramiden auch für die moderne Ägyptologie von Interesse sein könnte. Ich hoffe jedenfalls, mit meinen Ausführungen zeigen zu können, dass diese vergessenen oder verdrängten Anfänge der Pyramidenforschung trotz mancher Irrwege und mystischer Deutungsversuche zu einem nicht wegzuleugnenden Teil der Entstehungsgeschichte der wissenschaftlichen Ägyptologie und Archäologie zu rechnen sind. Denn es war gerade die kritische Überprüfung der Fantasien eines Jomard, Taylor und Piazzi Smyth, welche die frühen Vertreter der modernen Ägyptologie wie Flinders Petrie oder Ludwig Borchardt die Entwicklung der wissenschaftlichen Pyramidenforschung vorantreiben ließen.

Bei diesen aufwendigen Unternehmen, die wahren Meinungen der alten Pyramidenforscher aus ihren Originalschriften, die ich über viele Jahre hinweg gesammelt habe, zu rekonstruieren, hat mich meine Familie – meine Frau Sylvia, meine Tochter Victoria und mein Bruder Wolf – durch Übersetzungen der alten, zum Teil kaum mehr zugänglichen englischen und französischen Originaltexte tatkräftig, wenn auch nicht ohne gelegentliches Kopfschütteln über den Inhalt dieser Texte, unterstützt.

Wien im Januar 2013

Erhard Oeser

Cheops' Geheimnis

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