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Eine Märchenwelt aus „Tausendundeiner Nacht“

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Allgemein bekannt geworden ist in der schriftlichen Tradition der Araber über die Pyramiden die weltweit verbreitete Erzählung aus der aus dem 15. Jahrhundert stammenden arabischen Märchensammlung von „Tausendundeiner Nacht“. Dort wird besonders von dem Einbruch des Kalifen al-Mamun in die Große Pyramide berichtet.

Doch die Araber schwärmten nicht nur in den Erzählungen aus „Tausendundeiner Nacht“ von sagenhaften Schätzen, die in Pyramiden vorhanden sein sollten, sondern vertraten diese Träumereien allen Ernstes auch in ihren Geschichtswerken. In diesen Berichten legten sie auch den Grund für die Auffassung, dass diese Bauten nicht nur Schatzkammern der verstorbenen Könige, sondern auch die Aufbewahrungsorte jener wissenschaftlichen Erkenntnisse seien, welche die Menschheit bereits vor der Sintflut zustande gebracht hätten. Von den antiken griechischen und lateinischen Berichten über die Erbauer, ihre Namen und ihre Herkunft hatten aber die Araber keine Ahnung mehr. Sie betrachteten dieses untergegangene vorsintflutliche Volk der Pyramidenbauer auch nicht als ihre Vorfahren, die ihnen ihre Schätze und ihr Wissen vererben wollten, sondern diese waren ihrer Meinung nach vielmehr darauf bedacht, all ihr Wissen und ihren Reichtum zu verbergen. Zu diesem Zweck verrammelten sie die Eingänge und machten sie durch eine Verschalung unkenntlich. Und damit nicht genug, glaubten die Araber, dass die so verschlossenen Pyramiden mit todbringenden Fallen ausgestattet sind und von bösen Geistern bewacht werden. Dass es sich dabei oft nur um bloße Fantasien handelt, wussten bereits die arabischen Historiker selbst. Daher findet man schon bei ihnen Warnungen vor Übertreibungen, die deswegen zustande gekommen sind, weil die Pyramiden für sie ein solch unerklärliches Wunder darstellten, dass „die Überschwenglichkeit ihrer Beschreibung und das Überschreiten jedes Maßes, wenn man über sie redet, im Widerspruch zu dem tatsächlichen Zustand steht“ (Makrizi 1911, S. 78). Ein weiterer Grund für die märchenhafte Darstellung der Pyramiden, ihrer Errichtung und Erforschung durch die Araber in islamischer Zeit besteht darin, dass zwischen ihnen und den Berichten der Griechen und Römer nach vielen Jahrhunderten eine unüberbrückbare Kluft entstanden ist. Weder die Namen der Erbauer der großen Pyramiden, wie sie bereits Herodot bekannt gemacht hat, noch der eigentliche Grund für ihre Errichtung sind im Gedächtnis der Araber erhalten geblieben. Auch von der Bauweise der großen Pyramiden hatte man keine Ahnung mehr.

In ihren Berichten hatten die Araber aber schon alle jene Fragen gestellt, auf welche die europäischen Pyramidenfantasten des 18. und 19. Jahrhunderts auf ihren Irrwegen eine Antwort zu geben versucht haben. So sagt einer von ihnen: „Wo lebte der, zu dessen Bauten die Pyramiden gehören? – Sie haben Hitze und Kälte der Zeit jahrhundertelang ertragen, ohne sich über ihre Wechselfälle zu betrüben, und ebenso die Glut der Sonne, das Wehen der Stürme und die Regenfluten. – Hat ein Mensch sie besonders angebetet, und gehörten die Pyramidenbauten zu seinen Göttern? Oder glaubte jemand, es werde seine Seele nach der Trennung zum Körper zurückkehren, und erkor er sie darum zum Grabe für seine Schätze und seinen Körper, damit er sicher sei vor Gefährdung durch die Sintflut? Oder waren sie Orte zur Beobachtung der Planeten, indem sich der, der sie beobachtete, den vorzüglichsten Platz dazu erkor? Oder wurden sie durch die Kunst der Perser oder Griechen jener Tage als Sternentempel gebaut? Oder hat man auf ihren Wänden eine Wissenschafteingemeißelt, bei deren Deutung sich die Gedanken verwirren? In dem Herzen dessen, der die Pyramiden, um ihr eigentliches Wesen zu erkennen, beschaut, bewegen sich Gedanken, bei denen er in seine Fingerspitzen beißt!“ (Makrisi 1911, S. 89). Eine Antwort auf diese Fragen hat bereits ein anderer Araber des Mittelalters im Sinne der späteren europäischen Pyramidenfantasten gegeben, die in der Cheopspyramide das in Stein gemeißeltes Wissen einer besondere Klasse von Menschen sahen, wenn er sagt: „Es geht aus ihren Verhältnissen hervor, dass es unter ihnen eine Klasse von Leuten gab, die im Besitze von Kenntnissen und Wissenschaften waren, und besonders die Geometrie und Astronomie beherrschten. Das beweisen die wunderbaren, überwältigenden Werke, die sie hinterlassen haben, wie die Pyramiden und die Tempel. Denn es sind Denkmäler, die den scharfen Verstand verwirren und der überragenden Gedanken spotten und sie der Beschäftigung des Staunens und Grübelns darüber überlassen“ (Makrisi 1911, S. 75). Als Resultat dieser Grübelei lieferten die Araber eine Reihe von ebenso fantastischen wie widersprüchlichen Berichten, unter denen aber einer besonders herausragt: Sie sollten den Bewohnern Ägyptens einen Zufluchtsort vor der drohenden Sintflut bieten.

Cheops' Geheimnis

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