Читать книгу Es geschah aus Liebe - Ernst Meder - Страница 15

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Die rote Schlagzeile prangte ihr auf ihrem Schreibtisch entgegen und sie war nur zu übersehen, wenn man blind war. »Sextäter schlägt zu, Polizei ratlos« stand in großen Buchstaben auf einem bekannten großen Boulevardblatt und sie wusste genau, wer diese Zeitung auf ihrem Schreibtisch platziert hatte.

Sie hatte es nicht selbst gesehen, war aber sicher, dass es der Kollege Walter Dörrobst war, der sich wieder einmal in Erinnerung bringen wollte. Walter Dörrobst, der Älteste in ihrer Gruppe hatte ihr nie verziehen, dass ihr die Leitung dieser kleinen Gruppe von fünf Kollegen übertragen wurde. Überzeugt von seinen Fähigkeiten hatte er für sich beschlossen, dass ausschließlich er geeignet sei, als Gruppenleiter zu fungieren.

Er war der Beamte mit der größten Erfahrung, er hatte die meisten Fälle bearbeitet und er konnte eine Einheit führen. Als die Entscheidung gegen ihn gefallen war, konnte er die Entscheidung nicht nachvollziehen. Die Berufung von Ayla Aydin empfand er als persönlichen Affront. Seine Erklärung für diese Ungerechtigkeit konnte nur aus einem Grund erfolgt sein dieser vermaledeiten Quotenregelung.

Der Verteilungsschlüssel bzw. die Quote hatte dazu geführt, dass sie die Position innehatte, die ihm zustand. »Sie hat den Posten nur bekommen, weil sie neben der Quote als Frau auch noch die Migrantenquote erfüllt« so sein abfälliger Kommentar bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Gegen jedes andere Argument war er resistent.

Dann war da noch Günther Wagner mit achtunddreißig Jahren wenige Monate jünger als sie aber ungleich sportlicher. Als Computerspezialist hatte er schon häufig dazu beigetragen, schneller zum Ziel zu gelangen. Dies waren auch seine Ambitionen beim Sport dem Laufen. Dem Ziel, einen Marathon endlich unter drei Stunden zu laufen, hatte er sogar seine Ehe untergeordnet. Seine Frau verzichtete auf eigene Hobbys, um ihn bei seinen Läufen mit dem Fahrrad zu begleiten. Ihr Kinderwunsch wurde ebenfalls der Drei-Stunden-Grenze untergeordnet, obwohl es einer der Gründe war, weshalb sie ihm aus Frankreich nach Berlin gefolgt war.

Und zu guter Letzt Svea Wege dreißig Jahre sehr schlank und ein Meter achtzig groß. Sie hätte auch als Model arbeiten können, hätte sie dies gewollt und wäre ihr Gang nicht so maskulin gewesen. Sie lebte mit ihrer Freundin zusammen, hatte dies aber nur Ayla Aydin anvertraut, um Diskussionen aus dem Weg zu gehen. Sie wollte ihr privates Leben nicht thematisieren, wusste sie doch, dass Kollegen jede vermeintliche Schwäche zu ihrem Vorteil zu nutzen versuchten. Jeden Annäherungsversuch eines männlichen Kollegen lehnte sie höflich mit der Begründung ab, kein Verhältnis mit Kollegen anfangen zu wollen. Leider befand sie sich zurzeit im Urlaub.

Ayla ignorierte die Anspielung, solche Kindereien überließ sie ihm, wenn er es denn unbedingt so haben wollte. Die anderen Kollegen, die am Anfang bei solchen Aktionen peinlich berührt waren oder höflich lächelten, würdigten es keines Blickes. So hatten sich seine Sticheleien nach und nach totgelaufen und es kam nur noch vereinzelt zu solchen Entgleisungen.

Die allmorgendliche Besprechung hatte als erstes Thema, den Bericht von Dr. No, der entgegen seiner Zusage diesen am Montag zuzusenden bereits am Sonntag im E-Mail-Fach lag.

»Der Bericht bestätigt was wir bereits erwartet haben« referierte Ayla »neben den beim Würgen normalerweise recht ausgeprägten Stauungssymptomen, konnten am Hals des Opfers, durch den festen Zugriff des Täters, die typischen Würgemale nachgewiesen werden. Die oberflächlichen Kratzer können von Fingernägeln herrühren, die Hämatome sind typisch und treten aufgrund der flächenhaft wirkenden Gewalt beim Erwürgen auf.«

Ayla überflog die nachfolgende Passage, dann fasste sie diese zusammen. »Da wird noch weiter auf die typischen Merkmale zum Erstickungstod eingegangen, was mir jedoch als wichtig erscheint, ist der Hinweis, dass kein Bruch des Zungenbeins vorliegt. Damit können wir davon ausgehen, dass der Täter sein Opfer ungewöhnlich kontrolliert gewürgt hat, vor allem wenn wir davon ausgehen, dass es im Rahmen einer sexuellen Handlung erfolgte.«

Sie legte eine Pause ein, denn was sie jetzt noch sagen musste, hatte beim ersten Lesen dafür gesorgt, dass sich ihr der Magen umdrehte. Sie hatte sich übergeben, dann hatte sie es erneut gelesen allerdings so wütend, dass jedes weitere Gefühl unterdrückt wurde.

»Der Tod von Sarah Winkler hat ungefähr fünfzehn Minuten gedauert vielleicht sogar länger. Das einzig Beruhigende ist, dass Sarah relativ schnell ihr Bewusstsein verloren hat und den Rest nicht mehr miterlebte.«

Ruhig blickte sie in die Runde »und hier ist der erste Ansatz, der für uns relevant ist« sie wandte sich an Günther Wagner. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass er ein derartiges Verbrechen zum ersten Mal begangen hat, suche also erst hier dann bundesweit und schalte meinetwegen auch Europol ein.«

»Wie weit soll ich zurückgehen, welcher Zeitraum ist für uns von Bedeutung.«

Sie wirkte nachdenklich, als sie antwortete »kein Zeitraum wir werden uns jeden Fall einzeln ansehen müssen, allzu viele werden es bestimmt nicht sein.«

»Nun zu den weiteren Verletzungen, eine Penetration ist erfolgt, und zwar ziemlich gewalttätig, wie die Verletzungen in der Vagina zeigten. Leider verwendete der Täter ein Kondom, die Untersuchung hat gezeigt, dass er ein Kondom mit Spermiziden benutzt hat.« Seufzend ergänzte sie »damit also auch kein Sperma.«

»Nun noch zu den Verletzungen an den Gelenken, hier geht Dr. No davon aus, dass ein Material verwendet wurde, das keine besonderen Abschürfungen verursacht. Also keine Handschellen oder Stricke oder Kabel die hätten zu schlimmeren Abschürfungen geführt.«

Sie legte den Ausdruck wieder ordentlich zusammen »der Bericht liegt wie immer für jeden bereit, die toxikologische Untersuchung wird im Laufe des Tages erwartet der Bericht der Kriminaltechnik ebenfalls.«

»Noch Fragen« dann wandte sie sich an Walter »Du nimmst Dir bitte die Protokolle der Befragung aus der Pension vor und klopfst die auf Ungereimtheiten ab. Wenn welche vorhanden sind, klärst du die auch.«

Es gehörte zu ihrem Stil, dass alle alles wissen sollten, damit nicht Details untergingen, die der jeweils andere gebraucht hätte.

»Sven und ich haben einen Termin bei einem Sexualtherapeuten, da mir diese Sexualpraktik etwas ungewöhnlich erscheint.«

Sie hatte davon noch nie gehört, dass man die Gegenüber würgte, um sich zu stimulieren. Sie hatte nur vom Gegenteil gelesen, man ließ sich würgen, weil man hoffte, dass der Sauerstoffmangel den Orgasmus verstärkt. Eine Antwort erhoffte sie sich bei dem vereinbarten Termin.

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