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Prolog

September 1990

Mit Bedauern blickt er auf die nackte Frau, die mit geschlossenen Augen auf dem Bett liegt. Das Bedauern gilt nicht der Frau, bei der er die Hände und Füße an die Bettpfosten gefesselt hat und die ihre Augen nie wieder öffnen wird. Woher er dies weiß, er hatte sie vor wenigen Minuten selbst geschlossen, nachdem sie unter seinen Händen zum letzten Mal gestöhnt hatte.

War es Mord, aus juristischer Sicht vielleicht aus emotionaler Sicht eher nicht. Tat ihm der Mord leid, nein er bedauerte nicht die Frau, er bedauerte sich, bedauerte, dass er künftig auf ein derartig erregendes Spiel würde verzichten müssen. Das Lächeln, das sein Gesicht überzog, hätte ein Außenstehender vielleicht als schmerzlich beschrieben, obwohl er sich gerade an die letzten Minuten vor seinem Höhepunkt erinnerte.

Es war bereits die dritte Frau, die in ihm diese ungezügelte Leidenschaft hervorgerufen hatte und es war die erste Frau, die keine Prostituierte war.

Beim ersten Mal war es eher Zufall oder die Neugier einer alternden Hure, die in ihm den Neuling erkannte und dem sie, aus welchen Gründen auch immer, etwas Besonderes zeigen wollte. Ob sie sich davon mehr Geld versprach oder ob es tatsächlich nur Neugierde war, konnte sie ihm später nicht mehr sagen, da sie tot und er reichlich lädiert war.

»Drück ein bisschen fester zu« hatte sie ihn aufgefordert, während er ängstlich seine Hände um ihren Hals gelegt hatte.

»Du musst drücken, bis ich blau anlaufe, dann ist es besonders geil«, wies sie ihn an. »Aber pass auf, Du musst darauf achten wieder loszulassen, sonst hast Du eine Leiche unter Dir.« Sie ahnte zu diesem Zeitpunkt noch nicht, wie nah sie der Wahrheit gekommen war.

Die Befürchtung das soeben beschriebene Szenario herbeizuführen hatte dazu geführt, dass er spürte, wie seine Erektion zu schwinden drohte. Auch die erfahrene Hure unter ihm spürte das nahende Ende und forderte ihn spöttisch auf sich etwas anzustrengen.

Der Spott der Hure, die Geld von ihm angenommen hatte, ließ ihn fester als vorgesehen zudrücken. War es ihr Keuchen und das verzweifelte Winden unter ihm, als er fester zudrückte oder die aufkeimende Angst, die sich in ihren Augen widerspiegelte, plötzlich spürte er, dass sein Glied wieder härter wurde.

In ihrer Verzweiflung begann sie um sich zu schlagen, versuchte ihn von sich zu stoßen aber nun begann er, seine körperliche Überlegenheit auszuspielen. Dazu kam, dass er begann, wie in einem Rausch in sie zu stoßen und mit jedem Stoß fester zuzudrücken. Sein Schmerzempfinden schien mit dem Entfalten der Lust ausgeschaltet, denn er spürte die Schläge der Hure nicht mehr.

Die Explosion in seinem Körper, als er in dem Augenblick kam, als das Leben aus den Augen entwich und diese langsam trüber wurden, war unbeschreiblich. Erst nach und nach fand er sich in die Realität zurück und erkannte, was seine Hände angerichtet hatten.

Er schob das Erschrecken beiseite, als er erkannte, dass die Frau unter ihm nicht mehr atmete. Die Frage der Schuld stellte sich für ihn schon lange nicht mehr, sie hatte schließlich gewollt, dass er seine Hände um ihren Hals legte und zudrückte. Ihn traf keine Schuld, alle die ihn kannten würden bestätigen, dass er außerstande sei, eine derart schreckliche Tat zu begehen.

Es geschah aus Liebe

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