Читать книгу Es geschah aus Liebe - Ernst Meder - Страница 26

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Niedergeschlagen starrte er zu dem Video, es war zum Verzweifeln, wie konnte sie ein harmloses Foto so missverstehen, konnte etwas herauslesen, was so nicht darin stand. Er begriff immer weniger, wie sie auf bestimmte Versuche von ihm reagierte, je länger er sie beobachtete. Sollte er sie tatsächlich so falsch beurteilt haben fragte er sich, als er sah, wie sie nach den Händen von Laura grapschte, und um sie herumtanzte.

Anna, die mit einem langen Shirt bekleidet auf dem Küchenstuhl saß und ihren Kopf auf die hochgestellten Knie legte, schüttelte nur den Kopf.

»Was für eine dumme Idee, Du bist gerade dreiundzwanzig und willst so einen Armleuchter heiraten. Du hast Sie ja nicht mehr alle.«

»Nur weil Dich keiner fragt, musst Du nicht so bösartig sein, außerdem ist er süß.«

»Ja wie Zuckerwatte die klebt Dir auch Dein Gehirn zu.«

Lisa zückte ihr Smartphone und zeigte Anna sein Bild »sieh Dir das an dann wirst Du mich verstehen.«

Dabei grinste sie, als wäre nicht ihr Freund, sondern sie kognitiv beeinträchtigt.

Nachdem Anna das Bild eine Weile betrachtete, stellte sie die für sie einzig logische Frage.

»Und wer hat das Bild gemacht, er ja wohl nicht, er grinst blöd in den Himmel, als ob er jemand beeindrucken möchte.«

Lukas konnte in dem Gesicht von Anna die unterschiedlichen Regungen fast körperlich spüren, konnte in ihr lesen. Sie hatte überlegt, ob sie ihre Gedanken offen aussprechen oder um des lieben Friedens willen ruhig sein sollte. Und er sah den Ruck, der durch ihren Körper ging, als sie ihre Beine auf den Boden stellte. Dann zeigte sie auf das Bild.

»Hast Du dich wirklich nicht gefragt, wer das Bild gemacht hat und wen er mit seiner Pose beeindrucken will. Dich ja wohl nicht denn Du warst nicht dabei. Du warst doch nicht dabei«?

»Nein ich war ...«

»Und ist Dir sonst nichts auf dem Bild aufgefallen«?

»Nein« Lisa Stimme klang jetzt weinerlich.

»Es ist genug Anna, Du hast sie jetzt genug fertiggemacht. Sieh sie dir an, sie weint gleich« Laura drückte Lisa an ihre Brust und tröstete sie.

»Besser jetzt als später« so der lakonische Kommentar von Anna.

»Nochmal zurück zu dem Bild ihr habt es in den letzten Tagen bestimmt tausendmal angesehen und es ist euch nicht aufgefallen« die Frage kam so ungläubig, als wären ihre Mitbewohnerinnen blind. Sie nahm das Smartphone, vergrößerte den Bereich, der ihr aufgefallen war und zeigte erneut darauf.

»Hier auf dem Fußboden seht ihr Teile eines Schattens, der zeigt, dass das Bild manipuliert wurde. Die Person, die den Schatten wirft, wurde ziemlich gekonnt entfernt, aber es wurde versäumt, auch den Schatten zu entfernen. Es war eine Frau« sagte sie nach einer kurzen Pause.

Lukas, die Augen immer noch auf das Standbild gerichtet spürte ein Rumoren in seinen Eingeweiden, dass sich immer weiter ausbreitete. Hatte er tatsächlich so nachlässig gearbeitet und hatte er in der Eile etwas übersehen. Denn dass es eilig war, daran erinnerte er sich nur zu genau. Als würde einen zerbrechlichen Gegenstand bewegen glitt sein Mauszeiger auf das Bild, das er auf das Mobiltelefon geschickt hatte.

Er erkannte nicht sofort, was Anna gesehen hatte, wie konnte sie diesen fast unsichtbaren Schatten nur sehen, der sich auf dem Foto verewigt hatte.

Zugegeben er war blass und nur erkennbar, wenn man sehr genau auf das Bild blickte, aber nichtsdestotrotz hätte er ihn sehen müssen. Ungeachtet dessen grenzte das Auffinden des Schattens auf dem kleinen Bild des Smartphones an ein Wunder.

Anna hatte entweder Sehkraft, die der eines Adlers glich oder sie besaß einen sechsten Sinn, die ihre Augen auf diese Stelle geführt hatte. Dann erkannte er, was sie mit ihrer Andeutung ausdrücken wollte, als sie behauptete, den Schatten einer Frau zu erkennen.

»Sieh Dir diese Stelle an«, forderte Anna Lisa auf, während sie das Smartphone näher zu ihr schob.

Das Kopfschütteln von Lisa verursachte ein Augenrollen »kannst Du das nicht sehen, jetzt verlängere diesen Schatten nach links und diesen Schatten nach unten siehst Du es jetzt«?

Es klang fast flehend »hier siehst Du einen Teil der Beine und bei diesem Schatten siehst Du einen Rock.«

Erst jetzt realisierte Lisa die Umrisse und erkannte, was ihr vorher verborgen geblieben war. Sie nickte bestätigend »ja und es könnte sogar ein Minirock sein aber« sie zögerte, um dann triumphierend fortzufahren »aber das kann eine Passantin sein, die zufällig vorbeigekommen ist.«

»Ja und für Deine nächsten Scheine brauchst Du keine Klausuren schreiben, die kannst Du direkt im Büro abholen« Anna schüttelte den Kopf, über das nicht wahrhaben wollen von Realität »und das Foto hat ein Alien oder der Yeti gemacht.«

Dann mischte sich Laura in das Stakkato von Anna ein »mach mal ne Pause Du kannst ihr doch nicht vorwerfen, dass sie glaubt, die Liebe ihres Lebens gefunden zu haben. Er ist doch die Liebe Deines Lebens« sagte sie mit so viel Skepsis, dass ihre vorherige Aussage widersinnig erschien.

»Alle hacken nur auf ihm rum, ihr, meine Eltern, an der Uni, einfach alle, alle, alle« und dann brach es aus ihr heraus »er hat mich noch gar nicht gefragt, er wollte nur am Wochenende etwas mit mir besprechen und da habe ich angenommen, er will mir einen Antrag machen.«

Jetzt klang ihr Weinen regelrecht hysterisch »wieso könnt ihr euch nicht einfach mit mir freuen« dann stürmte sie heulend aus der Küche und ließ die beiden etwas ratlos blickenden Mitbewohnerinnen zurück.

Lukas unterbrach die Wiedergabe der Aufzeichnung und durchsuchte mit schnellem Vorlauf den Rest. Sie blieb drei Tage verschwunden und die fehlenden Signale ihres Mobiltelefons zeigten, dass sie es nur zwei Stunden später ausgeschaltet hatte. Da seine Software verhinderte, dass nach Abschalten des Smartphones die Kommunikation mit der Funkzelle oder den zur Ortung genutzten Satelliten unterbrochen wurde, konnte er ihren Aufenthalt im Süden der Stadt orten. Sie weinte sich also bei ihren Eltern aus.

Es geschah aus Liebe

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