Читать книгу Es geschah aus Liebe - Ernst Meder - Страница 18
ОглавлениеÜbermüdet betrat Ayla das Büro, sah in die erwartungsvollen Gesichter ihrer Kollegen, die nicht weniger angestrengt wirkten. »Tut mir leid, dass ich mich verspäte, aber« sie zögerte kurz »ist auch egal, hoffentlich habt ihr ein paar gute Nachrichten.«
Ihr Blick ging in die Runde, als Günther Wagner sich meldete »bei der Suche nach vergleichbaren Tathergängen bin ich zehn Jahre zurückgegangen, dabei habe ich als Kriterien Tod, Fesselung im Zusammenhang mit sexuellen Vorgängen ausgewählt. Für den von mir gewählten Zeitraum habe ich sechs Opfer gefunden, die ein gleiches oder ähnliches Bild aufweisen.«
Um die Spannung zu erhöhen, legte er eine Pause ein, dann fuhr er fort »dann habe ich einfach mal den Zeitraum erhöht und auf dreißig Jahre angehoben.«
Nun war er sich der Aufmerksamkeit seiner Kollegen bewusst.
»In dem Zeitraum habe insgesamt achtzehn junge Frauen gefunden, die auf ähnliche Weise ermordet wurden.«
»Wo wurden die Opfer gefunden«, Ayla beugte sich vor »und weshalb haben wir bisher noch nie etwas davon gehört.«
»Die ersten drei Opfer, die ich gefunden habe, liegen fast fünfundzwanzig Jahre zurück und sind hier in Berlin passiert. Bei einem vierten Opfer bin ich mir nicht sicher, die müssten wir uns noch näher ansehen. Diese drei Opfer wurden in einem Zeitraum von zwei Jahren gefunden.«
Sein Blick in die Aufzeichnungen verriet ihm die genauen Zahlen und Daten »bei den ersten Frauen handelte es sich um Prostituierte und damals hat man das als Betriebsunfall abgetan und nicht sehr intensiv nach Tätern gesucht. Erst die dritte Frau« er machte Anführungszeichen in die Luft »oder Vierte weckte die Herrschaften damals aus ihrem Schlaf. Es handelte sich um eine einundzwanzigjährige Studentin, die nachweislich nichts mit der Prostituiertenszene zu tun hatte.«
»Wie jetzt« kam die trockene Antwort von Walter Dörrobst, der seine Beine ausstreckte, um es sich bequemer zu machen.
»Stimmt«, ohne auf die Unterbrechung einzugehen, »aber die Ermittlungen wurden knapp sieben Monate später eingestellt, als man weder Spuren noch Täter finden konnte. Sie wurden auch nie wieder aufgenommen, da kein weiterer Fall dazu kam. Man hatte angenommen, dass der Täter sein Revier gewechselt und die Stadt verlassen hat.«
»Gibt es Hinweise, die diese These bestätigen« Sven, der bisher schweigend den Ausführungen gelauscht hatte, und der selten Fragen stellte, sah plötzlich drei verwunderte Augenpaare auf sich ruhen.
Während die Augen von Günther verwundert die von Walter spöttisch auf ihn wirkten, sah er die Bestätigung in den Augen von Ayla. Vielleicht sollte er doch häufiger Fragen stellen, wenn sie sich ihm aufdrängten und nicht wie bisher hoffen, dass ein anderer diese stellte. Die Frage war ihm spontan in den Sinn gekommen und er hatte nicht lange nachgedacht, sonst hätte er sie vielleicht nicht gestellt.
»Ja und da das nächste Opfer drei Jahre später in Hannover aufgefunden wurde, fühlte man sich in der Annahme bestätigt.«
»Da fehlen nach meiner Rechnung immer noch vierzehn Frauen, wenn wir von der Zahl achtzehn ausgehen« Ayla sah ihn fragend an.
»Dreizehn verteilen sich bundesweit auf die letzten zwanzig Jahre, die Vierzehnte ist Sarah Winkler. Eine Besonderheit ist bei allen Tatorten gleich, sie liegen alle in Großstädten und bis auf die Ausnahme Berlin gab es maximal zwei Opfer in jeder anderen Stadt.«
»Gibt es eine Häufung, sind es Städte in einer bestimmten Region wie dem Ruhrgebiet oder liegen die Städte im Norden in Niedersachsen und Schleswig-Holstein«, fragte Ayla.
»Oder in Bayern«, fragte süffisant Walter.
»Keine signifikante Häufung es sind Städte im Süden im Westen und im Norden. Es hat den Anschein, als hätte er diese bereist wie ein Handelsvertreter. Noch etwas hätte ich beinahe vergessen, wenn in einer Stadt zwei Frauen ermordet wurden, dann lag immer ein Zeitraum von mindestens vierundzwanzig Monaten dazwischen.«
»Sch...« brach sie ab, »wenn ich Dich richtig verstehe, haben wir einen Täter, der in den letzten zwanzig Jahren Reisen in die Republik mit Morden an jungen Frauen in Einklang bringen musste. Wenn er bei jeder Reise eine Frau umgebracht hat, ist er also spätestens nach eineinhalb Jahren wieder auf Reisen gegangen.« Sie kratzte sich am Kopf »komplizierter wird es, wenn er bei der zweiten oder dritten Reise eine Frau umgebracht hat, aber wie sollen wir da einen gemeinsamen Nenner finden.«
Sie wandte sich an Walter Dörrobst der die Aussagen im Hotel auf Herz und Nieren überprüft hatte. Egal wie sie beide zueinanderstanden, seine Aufgaben nahm er sehr genau und behandelte sie entsprechend professionell. Keiner sollte ihm Nachlässigkeit bei der Arbeit oder Absicht unterstellen können.
»Bei der Überprüfung der Aussagen konnte ich erhebliche Differenzen zwischen der Eigentümerin einer Frau Galiba Müller und dem Ehepaar Habermas feststellen. Während Frau Müller gegenüber dem Polizeibeamten Peters aussagte, dass sie die Tote gefunden hat, erklärte Friedrich Habermas, dass eine junge Angestellte die Tote entdeckt hat. Diese soll die tägliche Reinigung der Zimmer ausgeführt haben, hat aber so gut wie kein Wort Deutsch oder Englisch gesprochen. Die einzige Person, die sich mit ihr verständigen konnte, soll Frau Müller gewesen sein.«
Er ließ seine Notizen sinken »das kam mir durchaus plausibel vor, denn wir wissen, dass nicht jeder Angestellte im Hotel angemeldet wird. Also habe ich sie direkt angesprochen und ihr gedroht sie in die Mordermittlung mit einzubeziehen. Sie hat dann ziemlich schnell zugegeben, dass das Zimmermädchen eine entfernte Verwandte aus Bosnien ist, die ihr hilft. Als ich ihr gesagt habe, dass wir kein Interesse an Schwarzarbeit, sondern an dem Mord haben, wurde sie zugänglicher.«
Ein Blick zu den Notizen genügte »sie war es auch, die das Zimmer an Sarah Winkler vermietet hat. Der Begleiter von Frau Winkler hielt sich im Hintergrund, von dem hat sie nicht allzu viel gesehen. Ihr Eindruck war, dass er sehr viel älter, als sie war, sie sagte was von vierzig bis fünfzig und eine gepflegte Erscheinung. Was sie genau damit meinte, mit der gepflegten Erscheinung hat sie nicht näher ausgeführt, sagte aber, dass er einen Anzug getragen haben soll. Ach ja Frau Winkler hat das Zimmer bar bezahlt und den Champagner mitgebracht. Nur die Gläser, die hat sie sich geben lassen«
Ohne noch einmal seine Notizen zu Rate ziehen zu müssen, fuhr er fort »Friedrich Habermas wurde erst durch den Schrei des Zimmermädchens auf die Tragödie aufmerksam, wie er es nannte. Er öffnete seine Zimmertür und sah das Zimmermädchen, das in das Zimmer zeigte und immer wieder rief »tot Frau tot«. Nachdem er kurz von der Tür ins Zimmer blickte und sah, was los war, hat er seine Frau, die ihm inzwischen auf den Flur gefolgt war, beauftragt die Polizei zu rufen. Außerdem hat er Frau Müller den Zugang verwehrt, die unbedingt in das Zimmer wollte, warum sie unbedingt in das Zimmer wollte, konnte oder wollte sie nicht sagen.«
Er blickte kurz in die Runde »zwei Paare, die in den Zimmern in unmittelbarer Nähe übernachtet hatten, haben das Hotel zu dem Zeitpunkt bereits verlassen und waren abgereist. Namen und Adressen habe ich, ob sie was zu sagen haben, ich vermute eher nicht. Die Angestellte heißt im Übrigen Sadida Maric und kann im Hotel über Frau Müller erreicht werden.«
»Danke Walter sehr gut, jetzt wissen wir wenigstens, dass unser Täter zwischen vierzig und fünfzig ist und über ein gewisses Vermögen verfügt.«
Sie wandte sich an Günther »ein Detail ist mir in dem Zimmer aufgefallen, das war der nicht ganz billige Champagner, kannst Du überprüfen, ob bei den anderen Toten auch Champagner eine Rolle gespielt hat.«
Nun fehlten nur noch die Berichte vom Besuch bei der Sexualtherapeutin und ihrem Besuch bei Rotluff. Sie beendete ihren Bericht, dann erzählte sie von ihrem Treffen mit dem Polizeidirektor.
»Der hat mir eine Nachricht von unserem hoch verehrten Oberstaatsanwalt von der Heyde unter die Nase gehalten, in der dieser täglich über unseren Fortschritt unterrichtet werden möchte.«
»Ist sein Gesicht noch nicht oft genug in irgendeiner Zeitung«, der spöttische Kommentar von Walter zeigte die allgemeine Einschätzung über »Herrn Pressegeil« so seine interne Bezeichnung.
»Egal wie pressegeil er ist, für morgen Nachmittag wurde ich in sein Allerheiligstes zitiert, um Bericht zu erstatten.«
»Aber …«, Günther brach ab als Ayla ihre Hand hob.
»Kann Deinen Einwand nachvollziehen und habe gegenüber Rotluff meine Bedenken auch geäußert. Natürlich hat auch er Angst, dass der Herr Oberstaatsanwalt als Erstes zum Telefonhörer greift, um einen Journalisten anzurufen, um sich den nächsten Platz auf einer Titelseite zu sichern. Er hat mir geraten nur das preiszugeben, was unverfänglich ist und keinen Schaden anrichtet. Wenn er damit nicht zufrieden ist, soll ich ihn an Rotluff verweisen, der ihn dann auflaufen lässt.«