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Ästhetisch neugierig

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Dieses Wort „Sinneswahrnehmung“, das Aristoteles benutzt, heißt auf Griechisch „aisthesis“. Damit sagt er eigentlich, dass Menschen ästhetisch neugierig sind. Und das sind wir ja.

Kinder sind ästhetisch neugierig. Sie wollen wissen, warum das Wasser nass ist. Sie wollen wissen, warum man trinken muss. Sie wollen wissen, warum Männer Bärte haben und Frauen nicht. Sie wollen wissen, warum die Wolken nicht vom Himmel fallen. Sie wollen wissen, warum der Himmel blau ist. Das alles wollen Kinder aus ästhetischer Neugierde wissen. Wir alle sind als Kinder ästhetisch neugierig gewesen. Jetzt kommt ein Problem, das aber nur als Nebenbemerkung erwähnt werden soll. Wenn Kinder zur Schule gehen, werden sie dort nicht ästhetisch neugierig empfangen, sondern begrifflich gelangweilt. Denn in der Schule lernen sie Naturgesetze.

Ich lerne das Reflexionsgesetz. Ich verwandle etwas wie das Licht, das draußen leuchtet, das scheint, das glitzert, das blendet, das blinkt, das wärmt. Alles das, was Licht kann, verschwindet im Physikunterricht und wird zu einem schwarzen Strich, der sozusagen durch ein Buch geistert. Daran aber sind der ästhetisch neugierige Knabe und das ästhetisch neugierige Mädchen nicht interessiert.

Wir sind ästhetisch neugierig und genau deshalb treiben wir Naturwissenschaft. Es ist unsere Natur: Aus der Freude an der Wahrnehmung der Welt, das Wissen erwerben zu wollen, das dieser Freude weiter auf die Beine hilft. Das ist der erste Grund, warum wir Naturwissenschaft treiben. Das können wir in kurzen Worten zusammenfassen:

Wir treiben Naturwissenschaft, um die Freude zu vermehren.

Wissenschaft und Mensch

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