Читать книгу Wissenschaft und Mensch - Ernst Peter Fischer - Страница 16
Die Romantik
ОглавлениеMerkwürdigerweise ist die Wissenschaftsgeschichte durchsetzt mit Vorschlägen, dass die Wissenschaft fertig ist -einen Endpunkt gefunden hat.
Man hat im 18. Jahrhundert schon angefangen Enzyklopädien zu schreiben. Philosophen waren im 18. Jahrhundert der Meinung, dass die Astronomie allmählich fertig sein würde. Im 19. Jahrhundert war man der Meinung, dass die Physik allmählich fertig sein würde.
Max Planck, zum Beispiel, ist als Student entmutigt worden, Physik zu studieren. Da gäbe es nur noch ein paar kleine Korrekturen zu machen, tatsächlich aber wäre die Physik quasi schon fertig. Es gäbe nur noch Materialkonstanten zu entwickeln, und es wäre vielleicht besser, er würde Klavierspieler werden.
Planck ist diesem Rat nicht gefolgt, sondern hat Physik studiert und durch die Entdeckung des Quantums eine ganz neue Welt geschaffen. Diese Idee, dass etwas abgeschlossen sein kann, entspringt dem Geist der Rationalität.
Ratio heißt ursprünglich Rechnung. Alles was berechenbar ist, ist irgendwann abgeschlossen, berechenbar.
Sie können berechnen, wie lange eine Sendung im Fernsehen dauert. Sie können berechnen, wie viel Geld sie auf dem Konto haben.
Die Grundidee ist, dass das Rationale nie alles sein kann. Darüber hinaus gibt es die Grenzen der Vernunft, die aber selbst nicht der Vernunft unterliegen. Sie sind offen, sie bleiben offen. Dieser Grundgedanke kommt im frühen 19. Jahrhundert auf, vertreten u. a. von Wilhelm von Humboldt. Diese Zeit ist durch die Romantik geprägt. Die Romantik ist immer der Meinung, dass es ein offenes System des Denkens gibt, in das die menschliche Kreativität immer neue, grundlegende Gedanken einführen kann.