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Wissenschaft ist unpopulär
ОглавлениеIch glaube auch nicht, dass wir Wissenschaft dadurch populär machen, dass wir alles etwas einfacher darstellen, also schlicht und simple. Dann verschwindet eigentlich das, was wir erklären wollen.
Das Beispiel, das ich immer gerne benutze, ist: Wenn Sie einen Parallelschwung im Tiefschnee erklären wollen und es ganz einfach machen, ist es ein Stemmbogen. Aber den wollten Sie nicht erklären. Es ist auch nicht mehr das, was von Interesse ist.
Planck war der Meinung, dass Wissenschaft ihrem Wesen nach unpopulär ist. Er meinte damit, dass sich niemand außerhalb der Wissenschaft für ihre Methoden interessiert, sowohl für die theoretischen Methoden als auch die Meßmethoden. Er glaubte auch, dass niemand außerhalb der Wissenschaft sich für die Verschärfung ihrer Begriffe wirklich interessiert. Wenn ein Wissenschaftler über Kraft spricht, dann meint er etwas anderes, als wenn Sie im Alltag über Kraft sprechen. Oder wenn die Wissenschaftler über Energie sprechen, dann meinen sie etwas anderes, als wenn Sie im Alltag über Energie sprechen.
Das ist nicht immer leicht zur Deckung zu bringen, deshalb ist die Wissenschaft ihrem Wesen nach unpopulär.
Planck hat aber trotzdem versucht, Wissenschaft öffentlich zu machen, in dem er über die Wissenschaft selbst nachgedacht hat. Die Frage ist: Wie denkt man über Wissenschaft so nach, dass sie für einen gebildeten Menschen interessant sein kann?
Ich persönlich glaube, dass wir das Problem in der allgemeinen Öffentlichkeit nicht einmal im Ansatz gelöst haben.
Seit den 1960er Jahren wird versucht, Wissenschaft an den Mann, an die Frau oder an das Fernsehpublikum, an die Zeitschriftenleser zu bringen. Gar nicht überlegt wurde, was daran eigentlich schief gegangen ist, was daran nicht gelungen ist.
Ich glaube, das Problem ist, dass man sich bei der Wissenschaft auf die Vermittlung von Informationen beschränkt. Was die Menschen aber wirklich interessiert, ist Wissenschaft zu bekommen, mit der sie spazieren gehen können, über die sie sich komplentativ unterhalten können. Oder eben Wissenschaft, die ihnen eine Einheit zeigt.
Diese Einheitlichkeit in der Wissenschaft ist allerdings für die Wissenschaftler selbst schwierig geworden. Als Planck seine Reden gehalten hat, versuchte er diese Einheit zu zeigen und dahinter wenigstens das Bedürfnis der Einheit erkennen zu lassen.
Ich glaube, das ist das, was den gebildeten Menschen interessiert. In diese Richtung möchte ich auch meine Überlegungen richten, also, welche Naturwissenschaft braucht der gebildete Mensch?
Er braucht auf keinen Fall die Informationen, die es heute in vielen Medien gibt. Ebenso braucht er auf keinen Fall die Skepsis, die es in vielen Medien gibt, denn die Wissenschaft bestimmt unser Leben so, dass wir ohne sie den nächsten Tag nicht erleben könnten.
Wenn wir also dieses Thema angehen, dann haben wir zwei große Begriffe über die wir uns zunächst mal verständigen müssen.
Das ist zum einen der Begriff der Naturwissenschaft und zum anderen der Begriff der Bildung.
WAS IST NATURWISSENSCHAFT UND WOZU NATURWISSENSCHAFT?