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Die Vulgata

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Die Geschichte der lateinischen Vulgata ist abenteuerlich. Hieronymus hat ca. 380 bis 400 n. Chr. die griechischen Texte ins Lateinische übersetzt. Dass er dabei die zeitgemäß üblichen frommen Änderungen und Ergänzungen vorgenommen hat, ist bekannt. Bis heute ist die komplette Auflistung seiner Änderungen und Ergänzungen noch im Stadium der wissenschaftlichen Bearbeitung. Die Ergebnisse dürften bald vorliegen und entlarven dann faktisch sein pseudoreligiöses Handeln. Hieronymus war ein Vertrauter des Papstes Damasus I. Er revidierte zunächst die Evangelien und danach die übrigen Schriften des NT. Besonders bei den Evangelien hat er - mittlerweile detailliert nachweisbar - deutlich die älteren Texte verändert.

Im Jahre 384 übersiedelte er nach Bethlehem und begann mit der Übersetzung des AT. Anfangs beschränkte er sich auf die Bücher Psalter, Hiob, Sprichwörter, Hohelied, Prediger und Chronik. Es ist für seine Einstellung bezeichnend, dass er gerade diese Bücher auswählte. Die stützen am deutlichsten sein überarbeitetes NT. Ab 393 widmete er sich dem gesamten AT, laut eigenen Angaben auf Basis der hebräischen Texte. Die moderne Forschung wies jedoch nach, dass er nicht ausreichend hebräisch sprach, und dass seine lateinische Übersetzung wortgleich auf der griechischen Hexapla des Origenes beruhte. Hieronymus war offenbar nicht zimperlich, wenn es darum ging, Kompetenz und Authentizität vorzutäuschen.

Über mehrere Jahrhunderte gab es konkurrierende Vulgata-Versionen. Am stärksten vertreten waren die nach 400 n. Chr. geschriebene vetus latina und die alte biblia sacra vulgata. Es gibt eine Reihe von Revisionen mit verschiedensten Färbungen. Karl der Große veranlasste, dass ab dem 9. Jahrhundert nur noch die derzeitige Version der Vulgata gelten durfte. Diese hatte durch den von Gutenberg erfundenen Buchdruck Mitte des 15. Jahrhunderts ihren Verbreitungshöhepunkt.

Die Vulgata hatte bekanntermaßen sehr viele Übersetzungsfehler. Einer der populärsten ist in Michelangelos Moses-Statue in Stein gemeißelt. In der Vulgata war das hebräische Wort für leuchtend mit gehörnt übersetzt worden. Deswegen hat Michelangelos Moses-Statue von ihm zwei Hörner erhalten.

Im Jahre 1546 erklärte das Konzil von Trient die damalige Vulgata für authentisch und ließ eine möglichst fehlerfreie Ausgabe vorbereiten. Der 1621 verstorbene Theologe Roberto Bellarmino stellte allerdings die höhere Autorität der hebräischen und griechischen Texte mit den Worten heraus: "Sie sind die Quelle, die Vulgata ist der Bach." Alles in allem liegt bei der wirren Geschichte der Vulgata kein vertrauenerweckendes Dokument vor.

Mittlerweile gilt das katholische Dogma, dass Übersetzungen in Landesprachen nur auf Basis der Vulgata gemacht werden dürfen. Urtext-Übersetzungen sind nicht geduldet. Ob dies eine Schutzklausel ist, bleibt dahingestellt.

Behauptung statt Wahrheit

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