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Die zwei Götter des AT

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Gleich am Anfang der Bibel bei der Übersetzung der Schöpfung hätte Luther auffallen müssen, dass es zwei verschiedene Götter gibt, die sogar jeweils anders genannt werden. Er hat dies offenbar im Vertrauen auf die Gültigkeit der Texte von seinem Team ohne Argwohn übernommen.

In lateinischen Texten findet man jeweils konsequent sowohl deus (Gott) als auch dominus deus (Gott der Herr). Dass die hebräischen Gottesnamen Elohim und Jahwe zwei verschiedene Gottesbegriffe sind, mag ihm nicht aufgefallen sein, oder es hat nicht in seine Vorstellung gepasst. Dennoch wagte er nicht, den Gottesnamen zu vereinheitlichen. In den griechischen Basistexten wurde konsequent Elohim mit ho theos (der Gott), und Jahwe durchgängig mit ho kyrios (der Herr) übersetzt.

Es ist offensichtlich, dass in den hebräischen Texten von zwei verschiedenen Göttern gesprochen wird, einmal von Elohim und zum anderen von Jahwe, der mit den Buchstaben JHWH geschrieben wird. Vokale werden im Alt-Hebräischen und im Aramäischen nicht geschrieben. Die hier ersichtliche bedeutungsvolle Unschärfe wurde auch von den Übersetzern übernommen, die an der Herstellung der Septuaginta beteiligt waren.

Die Erklärung für die Doppelnamigkeit gilt mittlerweile als wissenschaftlich gesichert. Die Texte des AT wurden im Zeitraum von 1200 bis 722 v. Chr. in einem Landstrich geschrieben, der ungefähr dem heutigen Israel und Libanon entspricht. In der gesamten Gegend haben sich Menschen unterschiedlichster Herkunft arrangiert und vermischt. Hierzu gehörten laut AT die Amoriter, Girgashiter, Hethiter, Heviter, Kanaaniter, Jebusiter, Peresiter, Philister und andere. Alle hatten eigene Gottheiten und eigene Wertesysteme.

Diese Menschen haben genau so fest an ihre Götter geglaubt wie die Israeliten. Warum wird der Glaube dieser vielen Völker abwertend mit dem Begriff Naturreligion belegt, während die Israeliten für sich die einzig richtige Religion beanspruchen? Die Antwort ist einfach: Die einzig gültige Religion hat immer nur der Sieger.

Im Kanaan entwickelte sich mit der Zeit El zum höchsten Gott. El war männlich und eine absolutistische Herrscherfigur, er war der Oberste im Rat der Götter. Er wurde von den Kanaanitern als Mann betrachtet und gelegentlich auch als Stier dargestellt. Die gleichen Fähigkeiten sprach man Jahwe zu, dem allerdings nur Menschengestalt zugestanden wurde, ähnlich wie bei den Griechen Zeus. Beiden, El und Jahwe, wurde nachgesagt, sie griffen aktiv und direkt in das tägliche Geschehen ein.

Wie nicht nur in den geschichtlichen Teilen des AT nachzulesen ist, entstanden später aus den ursprünglich gleichberechtigten israelitischen Stämmen zwei Reiche, im Norden Israel und im Süden Juda. In beiden wurden Jahwe und Elohim zu verschiedenen Zeiten und in unterschiedlicher Intensität verehrt. Die Parallelität der beiden Götter hielt bis zur literarischen Vereinigung durch den Redaktor an.

Behauptung statt Wahrheit

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