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3.2 Befürworter zu Freuds Zeiten
ОглавлениеBonaparte (1935) sah in der Aufgabe der »männlichen« Klitoriserotik und der Hinwendung zur passiven, empfangenden weiblichen Vaginalerotik die Grundlage der Weiblichkeit. Sie führt diesen Vorgang wie Freud auf die größere Passivität der Frau zurück, die sie aus dem weiblichen Kastrationskomplex begründet. »Die Klitoris, ein verstümmelter Phallus, kann tatsächlich niemals, nicht einmal in der Fantasie, zu jener Aktivität gelangen, auf die der Penis nach seiner ganz anderen Anlage Anspruch hat« (ebd., S. 29). Lampl de Groot (1927) und Deutsch (1925; 1930) sprachen sogar von der Notwendigkeit der Wendung der Triebe ins masochistische. Erst, wenn sich das Mädchen immer wieder der Kastration unterwirft, sei eine Beziehung zum Vater möglich. Mit der Wahrnehmung der eigenen Penislosigkeit wird bei Deutsch die aktiv-sadistische Klitorislibido ins masochistische gewendet und mündet in den Wunsch, vom Vater kastriert zu werden. Diese Wendung ins Masochistische ist bei Deutsch vorgezeichnet und bildet die erste Grundlage zur endgültigen Entwicklung der Weiblichkeit. Schwangerschaft und Geburt können nur mit Hilfe des Masochismus als lustvoll erlebt und deshalb angestrebt werden. Das Triebleben der Frau diene nicht nur dem Lustprinzip, die Frau müsse auch die durch Menstruation und Geburt mit Schmerzen durchsetzte Sexualität akzeptieren.
Eine Zwischenstellung zwischen Kritikern und Befürwortern nimmt Müller-Braunschweig (1936) ein. Einerseits argumentiert er wie Freud, dass die Mutter ein inadäquates Objekt für das Mädchen ist. Das Mädchen unterdrücke seine weiblichen Strebungen und überbetone seine qua Bisexualität existierenden, männlichen Strebungen. Das Gefühl, mangelhaft zu sein, resultiere aus dem Gefühl, kein adäquates Genital für die Mutter zu haben. Müller-Braunschweig geht im Gegensatz zu Freud aber von einer primär weiblichen, allerdings gleichfalls passiv-masochistischen vaginalen Sexualentwicklung aus, die das Mädchen zuerst unterdrücken müsse. Er sprach von einer primären Anziehungskraft der Geschlechter und erklärte den Objektwechsel nicht mit dem anders gearteten Kastrationskomplex. »Dieses Äquivalent (zur Kastrationsangst des Knaben, E. H., H. H.) sehe ich in der infantilen Weiblichkeit des kleinen Mädchens und der damit, im Gegensatz zum Knaben, von vornherein gegebenen größeren masochistischen und passiven Einstellung« (1926, S. 375).