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DIESES BUCH UMFASST EINEN ZEITRAUM
VON 476 JAHREN ERSTES KAPITEL

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Wie Jesus, der Feldherr der Hebräer, die Chananäer bekriegte,

sie ausrottete und ihr Land unter die Stämme verloste.

1. Als nun Moyses, wie gesagt, den Menschen entrückt war, und die gebührenden Trauerfeierlichkeiten für ihn stattgefunden hatten, verkündete Jesus dem Volke, es solle sich zum Kriegszug rüsten. Zugleich schickte er Kundschafter in das Gebiet Jerichos, um die Stärke und die Gesinnung seiner Bewohner zu erforschen. Darauf stellte er das Heer in Schlachtordnung auf, um rechtzeitig den Jordan überschreiten zu können, und berief zu sich die Häupter der Stämme Rubel, Gad und Manasses (denn der Hälfte dieses Stammes war das Land Amoraea, der siebente Teil von Chananaea, eingeräumt worden). Er erinnerte sie an das, was sie dem Moyses versprochen, und beschwor sie, dass sie aus Dank gegen diesen, der bis zum Ende seines Lebens für sie gesorgt habe, wie auch um des allgemeinen Besten willen ihre Versprechungen bereitwillig einlösen möchten. Und da sie ihm Folge leisteten, zog er mit fünfzigtausend Bewaffneten von Abila sechzig Stadien weit an den Jordan.

2. Als hier das Lager aufgeschlagen war, kamen auch sogleich die Kundschafter, welche alles bei den Chananäern erforscht hatten. Da sie nämlich anfangs dort nicht erkannt wurden, konnten sie ohne Furcht deren ganze Stadt durchspähen und in Erfahrung bringen, wo die Mauern am stärksten und wo sie schwächer waren, auch welche Tore wohl am ehesten dem Heere einzudringen gestatten würden. Diejenigen aber, die ihnen zufällig begegneten, achteten nicht darauf, dass sie alles so genau betrachteten, in der Meinung, sie wollten nur nach Art der Fremden die Stadt aus Neugier besichtigen; dass sie das in feindlicher Absicht taten, ahnten sie nicht im Mindesten. Gegen Abend kehrten die Kundschafter in eine Herberge nahe bei der Stadtmauer ein, wo sie auch schon vorher ihr Mahl eingenommen hatten. Und als sie nun über ihre Heimkehr zu beraten anfingen, wurde dem König beim Mahle angezeigt, es seien Leute aus dem Lager der Hebräer gekommen, um die Stadt auszuspionieren; sie seien bei der Rachab eingekehrt und suchten sich hier möglichst verborgen zu halten. Darauf schickte der König sogleich Häscher ab, um sie festzunehmen; denn er wollte durch Anwendung der Folter von ihnen erfahren, in welcher Absicht sie gekommen seien. Sobald aber Rachab von der Ankunft der Häscher erfuhr (sie trocknete gerade Flachsbündel auf dem Dache), verbarg sie die Kundschafter unter dem Flachs und sagte den Boten des Königs, es hätten zwar einige unbekannte Gäste bei ihr gespeist, sie hätten sich indes vor Sonnenuntergang entfernt. Wenn man sie aber im Verdacht habe, dass sie der Stadt oder dem Könige Schaden hätten zufügen wollen, so werde man sie wohl ohne Mühe einholen können, wenn man sie verfolge. Die Häscher ließen sich von dem Weibe täuschen und dachten an nichts Arges, sodass sie nicht einmal die Herberge untersuchten, sondern sich auf die Suche nach den Spionen begaben auf den Wegen, die zum Flusse führten, und die jene wahrscheinlich bei ihrer Flucht benutzt hatten. Da sie aber nicht die Spur von ihnen fanden, ließen sie von weiterer Verfolgung ab. Als sich nun der Tumult gelegt hatte, holte Rachab die Versteckten herunter und erklärte ihnen, in wie großer Gefahr sie sich ihretwegen befunden habe. Wenn sie nämlich wären ertappt worden, so wäre sie der Rache des Königs nicht entgangen, vielmehr mit ihrem ganzen Hause getötet worden. Sie möchten also dessen eingedenk bleiben und ihr für die jetzige Errettung später Dank wissen, wenn sie in den Besitz vom Chananaea gelangt seien. Sie versprachen ihr auch, sich dankbar erweisen zu wollen, und schworen ihr, sie wollten sie und ihre Familie verschonen, wenn sie nach der Eroberung der Stadt alle übrigen Einwohner umbringen würden, wie es ihnen von Gott vorgeschrieben sei. Zugleich rieten sie ihr, sie solle, sobald sie die Einnahme der Stadt bemerke, ihr Hab und Gut und alle ihre Verwandten in ihre Herberge einschließen und ein purpurrotes Band vor ihre Tür hängen, damit der Feldherr ihr Haus kenne und es verschone. Denn sie würden ihm sagen, das sei das Haus, in welchem sie gerettet worden seien. Sollte aber einer ihrer Angehörigen in der Schlacht fallen, so möge sie es ihnen nicht zur Last legen; denn sie würden Gott, bei dem sie geschworen, bitten, sie vor dem Bruch ihres eidlichen Gelöbnisses zu bewahren. Nachdem sie dieses Versprechen geleistet, zogen sie ab, indem sie sich an einem Seile von der Stadtmauer herunterließen. Und sie kehrten wohlbehalten zu den Ihrigen zurück, denen sie alles erzählten, was ihnen in der Stadt begegnet war. Darauf machte Jesus den Hohepriester Eleazar und die Ältesten mit dem Eide bekannt, den die Kundschafter der Rachab geschworen hatten, und diese billigten ihn.

3. Der Feldherr aber war in großer Sorge wegen des Überganges über den Fluss, denn er war sehr angeschwollen und hatte keine Brücken, und hätte man eine solche darüber schlagen wollen, so würde der Feind sie wohl daran gehindert haben; Schiffe aber waren auch keine vorhanden. Da aber verhieß ihnen Gott, er werde den Fluss abschwellen lassen, sodass sie ihn überschreiten könnten. Deshalb führte Jesus nach zwei Tagen das Heer und das ganze Volk in folgender Ordnung hinüber. Voran gingen die Priester mit der heiligen Lade, dann folgten die Leviten, welche die Hütte und die zum Opferdienst bestimmten Geräte trugen. Hinter den Leviten zog dann das ganze Volk nach Stämmen, die Weiber und Kinder in der Mitte, damit sie nicht von der Strömung fortgerissen würden. Da nun die Priester zuerst hineinschritten und das Flussbett passierbar fanden, weil das Wasser nicht tief war und der Kies, den der langsamer strömende Fluss nicht mit Gewalt fortriss, ihnen festen Boden gewährte, so setzten auch alle anderen mutig über. Denn sie sahen, dass der Fluss sich so verhielt, wie Gott ihnen vorhergesagt hatte. Die Priester aber blieben in der Mitte des Flusses stehen, bis die ganze Menge hinüber war und sich in Sicherheit befand. Dann erst schritten auch sie ans Gestade und überließen den Fluss wieder seiner Strömung. Sobald aber alle Hebräer hinüber waren, schwoll der Fluss sogleich wieder an und erlangte seine frühere Höhe.

4. Die Hebräer zogen darauf fünfzig Stadien weiter und schlugen das Lager zehn Stadien von Jericho entfernt auf. Jesus aber baute aus den Steinen, die die einzelnen Stammesoberhäupter auf sein Geheiß im Flussbett aufgehoben hatten, einen Altar zum Andenken an das Zurückweichen des Flusses und opferte darauf. Hier feierte man auch das Paschafest, weil man jetzt alles in Überfluss besaß, woran man früher Mangel gelitten hatte. Denn da die Saaten der Chananäer reif waren, mähte man dieselben ab, und auch sonst machte man Beute. Das Manna aber, das sie vierzig Jahre lang genossen hatten, ging ihnen damals aus.

5. Obgleich nun die Israeliten alles weit und breit verwüsteten, rührten sich die Chananäer nicht, sondern hielten sich hinter ihren Mauern. Jesus beschloss daher, sie zu belagern. Und am ersten Tage des Festes trugen die Priester die rings von bewaffneter Mannschaft umgebene Lade unter dem Schall von sieben Hörnern um die Mauern der Stadt, indem sie das Volk zur Tapferkeit anspornten; die Ältesten aber folgten hintendrein. Alsdann kehrten sie ins Lager zurück, ohne etwas anderes getan zu haben, als die Hörner zu blasen. Als sie das sechs Tage nacheinander getan hatten, versammelte Jesus am siebenten Tage das Heer und das ganze Volk und verkündete ihnen die frohe Nachricht, dass die Stadt fallen werde, denn Gott werde noch an dem nämlichen Tage die Stadtmauern von selbst, ohne jede Anstrengung vonseiten der Belagerer, zusammenstürzen lassen. Zugleich befahl er ihnen, sie sollten alle, die sie festnähmen, mit dem Schwerte umbringen, und sie sollten sich weder von Ermüdung noch von Mitleid und Milde bewegen lassen, Schonung zu üben. Auch sollten sie die Feinde nicht aus Gier nach Beute entschlüpfen lassen, sondern alles Lebendige niedermachen und nichts zu ihrem eigenen Nutzen verwenden. Was sie von Gold und Silber vorfänden, sollten sie zusammenhäufen, um es als Erstlinge von der Beute der zuerst eroberten Stadt Gott darzubringen aus Freude über ihr Glück. Nur die Rachab und deren Verwandte sollten sie in Sicherheit bringen wegen des Eides, durch den die Kundschafter sich ihr verpflichtet hätten.

6. Nach diesen Worten stellte Jesus das Heer in Schlachtordnung und führte es auf die Stadt an. Und man zog wieder rings um die Mauer unter Vorantritt der Lade und der Priester, die mit Hörnerschall das Heer zum Sturm anfeuerten. Als sie so siebenmal die Stadt umkreist hatten, standen sie ein wenig still, und plötzlich stürzten die Stadtmauern ein, ohne dass die Hebräer Sturmgeräte oder irgend eine andere Gewalt gebraucht hätten.

7. Die Hebräer drangen darauf in die Stadt ein und töteten alle Bewohner derselben, denn diese waren über den plötzlichen Einsturz der Mauern entsetzt und dachten nicht daran, Widerstand zu leisten. Und so wurden sie teils auf den Straßen, teils in den Häusern niedergemacht, und nichts wurde verschont bis auf die Weiber und Kinder. Und die ganze Stadt war mit Leichen gefüllt, da keiner lebend entkommen war. Darauf legten die Hebräer Feuer an und zerstörten die Stadt und alles ringsum. Die Rachab aber nebst den Ihrigen, die sich in die Herberge geflüchtet hatten, entrissen die Kundschafter der Gefahr. Und Jesus ließ sie zu sich führen und dankte ihr dafür, dass sie die Kundschafter gerettet habe, versprach ihr auch für ihre gute Tat den gebührenden Lohn. Bald danach beschenkte er sie mit Ackerland und ließ ihr auch sonst alle Ehren antun.

8. Was in der Stadt vom Feuer verschont geblieben war, ließ Jesus von Grund aus zerstören. Auch verfluchte er alle, die etwa die zerstörte Stadt wieder aufbauen wollten; der, welcher den ersten Stein zur neuen Stadtmauer legen würde, sollte seinen Erstgeborenen verlieren und, wenn er sie vollende, auch noch seinen jüngsten Sohn dazu. Diesen Fluch hat Gott später in Erfüllung gehen lassen, wie ich gelegentlich zeigen werde.

9. Bei der Zerstörung der Stadt wurde eine ungeheure Menge Silber, Gold und Erz aufgehäuft, da niemand den Befehl zu übertreten oder etwas zu seinem Vorteil zu verwenden sich getraute. Diese Beute übergab Jesus den Priestern, die sie als besonderen Schatz aufbewahren sollten. So verhielt es sich mit der Zerstörung von Jericho.

10. Ein gewisser Achar, Sohn des Zebedias aus dem Stamme Judas, hatte einen Königsmantel gefunden, der ganz mit Gold durchwirkt war und an Goldmasse zweihundert Sekel wog. Und da er dachte, es sei unbillig, dass er das, was er nach so großen Gefahren als seinen Gewinn einheimsen könne, zu seinem Nachteil Gott opfern müsse, der dessen doch auch nicht bedürfe, machte er in seinem Zelte eine tiefe Grube und vergrub den Mantel in dem Wahn, er könne ihn so vor Gott ebenso wie vor seinen Gefährten verbergen.

11. Der Ort, wo Jesus das Lager errichtet hatte, hieß Galgala, das ist »Freiheit.« Denn nach Überschreitung des Flusses hielt man sich von aller Mühsal, die man in Ägypten und in der Wüste erlitten hatte, befreit.

12. Wenige Tage nach dem Falle Jerichos schickte Jesus nach der Stadt Anna, die oberhalb Jerichos lag, dreitausend Bewaffnete, welche mit den Annitern handgemein wurden, indes fliehen mussten und sechsunddreißig Mann verloren. Als die Israeliten das erfuhren, wurden sie sehr traurig und beklommen, nicht so sehr wegen des Verlustes ihrer Angehörigen, denn diese waren tapfere und hochachtbare Männer, als vielmehr aus Verzweiflung. Denn sie hatten schon geglaubt, sie würden sich des Landes bemächtigen, ohne Verluste zu erleiden, da Gott ihnen dies verheißen habe; und nun sahen sie wider Erwarten, dass die Feinde sogar siegen konnten. Daher legten sie Säcke an, trauerten und weinten den ganzen Tag und dachten nicht einmal daran, etwas zu essen – so schwer hatte sie der Unfall niedergebeugt.

13. Als Jesus das Heer so niedergeschlagen und in Verzweiflung sah, wandte er sich vertrauensvoll zu Gott und betete: »Nicht aus Verwegenheit und Tollkühnheit haben wir uns zur Eroberung dieses Landes mit Waffengewalt angeschickt, sondern dein Diener Moyses hat uns dazu ermuntert, da du unter Wunderzeichen verheißen hattest, du würdest uns den Besitz dieses Landes verschaffen und unser Heer stets die Feinde besiegen lassen. Einiges ist ja auch nach deiner Verheißung bereits eingetroffen. Nun aber erleiden wir unerwartet eine Niederlage und büßen einen Teil unserer Mannschaft ein, weshalb wir an deinen Verheißungen und den Versprechungen des Moyses fast verzweifeln und in großer Betrübnis uns befinden. Und da unser erster Versuch so ungünstig ausgefallen ist, blicken wir mit banger Besorgnis in die Zukunft. Du aber, o Herr, der du unserem Unglück Hilfe bringen kannst, nimm hinweg von uns alle Trauer und die bangen Sorgen wegen der Zukunft, und verleihe uns den Sieg.«

14. So flehte Jesus zu Gott, auf sein Angesicht hingesunken. Gott aber antwortete ihm, er solle aufstehen und das Heer von der Schuld reinigen, mit der es sich befleckt habe, da es an gottgeweihten Gegenständen Diebstahl verübte. Eben deshalb hätten sie die Niederlage erlitten, und sie würden über ihre Feinde wieder siegen, sobald sie den Gottesräuber ermittelt und bestraft hätten. Das verkündete Jesus dem Volke, berief den Hohepriester Eleazar und die Oberhäupter zu sich und ließ über die einzelnen Stämme das Los werfen. Und da das Los den Stamm Judas als denjenigen auswies, dem der Täter angehöre, so wurde über dessen einzelne Familien das Los geworfen, und die Familie des Achar ermittelt. Alsdann wurde Mann für Mann ausgeforscht, und man überführte den Achar, der, als er sah, dass er die Tat nicht leugnen könne und dass Gottes Gericht ihn schwer getroffen habe, den Diebstahl eingestand und das Gestohlene hervorholte. Er wurde alsdann sogleich mit dem Tode bestraft und in der Nacht schimpflich begraben, wie es mit den öffentlich Hingerichteten zu geschehen pflegt.

15. Darauf führte Jesus das Heer nach Anna, richtete in der Nacht Hinterhalte um die Stadt herum ein und griff mit Tagesanbruch die Feinde an. Als diese nun, durch ihren jüngst errungenen Sieg tollkühn gemacht, stürmisch gegen die Hebräer anrannten, lockte er sie durch verstellte Flucht weit von der Stadt weg, sodass sie in dem Glauben, sie verfolgten die Hebräer, schon ihres Sieges gewiss waren. Dann aber wandten sich plötzlich die Hebräer, und zugleich wurden die im Hinterhalt Liegenden durch verabredete Zeichen zum Kampfe aufgefordert. Und sie drangen in die Stadt ein, während die Bürger auf den Mauern standen und diejenigen beobachteten, die aus der Stadt ausgerückt waren. Darauf nahmen sie die Stadt und machten alles nieder, was ihnen entgegenkam, während Jesus sich auf die Feinde warf, ihre Reihen auflöste und sie in die Flucht schlug. Weil diese nun die Stadt noch für unbesetzt hielten, wollten sie sich hierhin zurückziehen. Als sie aber sahen, dass der Feind sich schon daselbst festgesetzt und die Stadt mit den Weibern und Kindern der Vernichtung durch Feuer preisgegeben hatte, zerstreuten sie sich in völliger Verwirrung über das Land und konnten vereinzelt nicht den geringsten Widerstand mehr leisten. Nachdem die Anniter also geschlagen waren, fiel eine große Menge Weiber, Kinder und Sklaven in die Hände der Israeliten. Außerdem erbeuteten sie viel Gepäck, Vieh und bares Geld, denn die Gegend war reich. Alles dieses verteilte Jesus in Galgala unter die Kämpfer.

16. Als die Gabaoniter, die nahe bei Jerusalem wohnten, von dem Schicksal der Städte Jericho und Anna hörten, fürchteten sie auch große Gefahr für sich selbst. Doch verschmähten sie es, den Jesus anzuflehen, da sie bei ihm doch nichts ausrichten zu können glaubten, weil er sich augenscheinlich die gänzliche Vernichtung der Chananäer vorgenommen hatte. Dagegen luden sie die Kepheriter und Kariathiarimiter, ihre Nachbaren, zum Abschluss eines Bündnisses ein, indem sie ihnen vorstellten, dass auch sie in derselben Gefahr schwebten. Als diese hiermit einverstanden waren, schickten sie Gesandte an Jesus ab, die sie unter ihren Mitbürgern als die zu diesem Dienste Tauglichsten ermittelt hatten, und ließen ihm ein Bündnis antragen. Die Gesandten hielten es aber für gefährlich, sich als Chananäer zu bekennen, und glaubten besser zu fahren, wenn sie vorgäben, sie hätten mit den Chananäern nichts zu schaffen, sondern lebten weit von ihnen entfernt. Sie sagten also, sie seien zu ihm gekommen im Vertrauen auf seine Tugend und hätten eine mehrtägige Reise zurückgelegt, wofür ihre Kleider den Beweis erbrächten. Denn sie hätten diese bei der Abreise neu angezogen, doch seien sie über der langen Wanderung verschlissen. Sie hatten aber absichtlich zerrissene Kleider angelegt, um ihren Worten mehr Glauben zu verschaffen. So traten sie also in die Versammlung der Israeliten und erklärten, sie seien von den Gabaonitern und den nächsten Städten, die aber noch weit von da entfernt lägen, geschickt, um nach ihren väterlichen Gebräuchen mit ihnen Frieden und Freundschaft zu schließen. Denn da sie wüssten, dass Gottes Freigebigkeit und Gnade ihnen das Land Chananaea geschenkt habe, so wünschten sie ihnen dazu viel Glück und begehrten sehr, von ihnen in die Zahl ihrer Bürger aufgenommen zu werden. Und indem sie so sprachen, wiesen sie auf die Kennzeichen ihrer langen Reise hin und baten die Hebräer, mit ihnen ein freundschaftliches Bündnis zu schließen. Jesus nun glaubte ihnen, dass sie keine Chananäer seien, und schloss Freundschaft mit ihnen, und auch der Hohepriester und die Ältesten schworen ihnen, dass sie sie als Freunde und Bundesgenossen behandeln und nichts Feindliches gegen sie ersinnen wollten. Dieser eidlichen Versicherung trat auch das ganze Volk bei. Als jene nun durch List ihre Absicht erreicht hatten, kehrten sie zu den Ihrigen zurück. Jesus erfuhr jedoch später, als er mit dem Heere in den gebirgigen Teil von Chananaea kam, dass die Gabaoniter nicht weit von Jerusalem wohnten und zu den Chananäern gehörten. Er beschied daher ihre Vorsteher zu sich und beschuldigte sie des Betruges. Diese aber gaben vor, sie hätten keine andere Möglichkeit ihrer Errettung gesehen und nur notgedrungen dazu ihre Zuflucht genommen. Jesus berief also den Hohepriester Eleazar und die Ältesten zusammen und legte ihnen die Sache zur Entscheidung vor. Diese waren der Meinung, man solle sie zu öffentlichen Diensten verwenden; den eidlich mit ihnen abgeschlossenen Vertrag aber dürfe man nicht verletzen. So fanden die Gabaoniter in der ihnen drohenden Gefahr Schutz und Hilfe.

17. Über diesen Abfall der Gabaoniter war der König von Jerusalem sehr unwillig und ging deshalb die Könige der nächsten Städte um Beistand an, um die Gabaoniter zu bekriegen. Da diese aber merkten, dass die Könige jener Städte (es waren ihrer vier) den Jerusalemern halfen und in der Nähe ihrer Stadt bei einer Quelle ihr Lager aufgeschlagen hatten, riefen sie den Jesus zu Hilfe. Denn ihre Sache stand damals so, dass sie von jenen nur Verderben zu erwarten hatten, von denen aber, die gegen die Chananäer einen Vernichtungskrieg führten, wegen des mit ihnen geschlossenen Bündnisses ihre Rettung hoffen konnten. Jesus eilte ihnen auch sogleich mit dem Heere zu Hilfe, marschierte Tag und Nacht und griff die Feinde, als sie sich zur Belagerung anschickten, eines Morgens früh an, schlug sie in die Flucht und verfolgte sie in eine abschüssige Gegend hinein, die Bethora heißt. Und er erkannte, dass Gott selbst ihm zu Hilfe gekommen sei, an dem augenscheinlichen Beweise, dass es donnerte und blitzte und ein ungewöhnlich heftiger Hagel fiel. Dazu kam noch, dass der Tag sich verlängerte, damit die Hebräer nicht durch die Nacht an der Verfolgung gehindert wären. So kam es, dass Jesus bei Makkeda die Könige, die sich in einer Höhle versteckt hatten, ergriff und tötete. Dass aber der Tag sich damals wirklich verlängerte und über die gewöhnliche Dauer hinaus sich ausdehnte, erhellt aus den heiligen Schriften, die im Archiv des Tempels aufbewahrt werden.

18. Als so die Könige, die die Gabaoniter bekriegen wollten, geschlagen waren, kehrte Jesus in das Gebirge Chananaeas zurück, lieferte hier noch eine große Schlacht und zog sich mit reicher Beute in das Lager von Galgala zurück. Wie aber nun der Ruf von der Tapferkeit der Hebräer zu den benachbarten Völkerschaften gelangte, und diese von der Menge der von jenen Niedergemachten hörten, entsetzten sie sich. Und es nahmen die Könige, die am Gebirge Libanon wohnten und selbst zu den Chananäern gehörten, die in der Ebene wohnenden Chananäer und die Palästiner zu Hilfe und schlugen ihr Lager bei Berotha, einer Stadt des oberen Galiläa, nicht weit von Kedesa, das ebenfalls in Galiläa liegt, auf. Ihr ganzes Heer bestand aus dreihunderttausend Fußsoldaten, zehntausend Reitern und zwanzigtausend Wagen. Von dieser Menge der Feinde wurden Jesus und die Israeliten sehr erschreckt und verloren vor Furcht allen Mut. Gott aber schalt sie, dass sie so zaghaft seien und so wenig auf seine Macht und Hilfe vertrauten, verhieß ihnen Sieg über die Feinde und befahl ihnen, sie sollten deren Pferden die Kniesehnen durchschneiden und ihre Wagen verbrennen. Aus diesen Verheißungen schöpfte Jesus wieder Mut und zog gegen die Feinde, erreichte sie am fünften Tage und kämpfte gegen sie in heißer Schlacht, sodass ein fast unglaubliches Blutbad entstand. Endlich blieb er Sieger, zerstreute die Feinde, setzte ihnen in langer Verfolgung nach und vernichtete fast ihr ganzes Heer; die Könige selbst fielen alle. Und da keine Menschen mehr niederzumachen waren, tötete er auch die Rosse und verbrannte die Wagen. Darauf durchzog er das ganze Land, ohne auf irgendeinen Widerstand zu stoßen, belagerte und nahm die Städte und tötete, was ihm in die Hände fiel.

19. So war das fünfte Jahr bereits verflossen, und alle Chananäer waren vertilgt bis auf diejenigen, die sich hinter feste Mauern geflüchtet hatten. Um diese Zeit zog Jesus von Galgala weg und schlug die heilige Hütte bei der Stadt Silo auf; denn dieser Ort schien ihm wegen seiner Lieblichkeit besonders dazu geeignet, bis die Verhältnisse den Israeliten gestatten würden, einen Tempel zu bauen. Von da rückte er mit dem gesamten Volke nach Sikim und errichtete hier nach dem Befehle des Moyses einen Altar. Dann teilte er das Heer und stellte die eine Hälfte auf dem Berge Garizin, die andere mit den Priestern und Leviten auf dem Berge Gibal auf, wo sich auch der Altar befindet. Und als man hier geopfert, die Wünsche ausgesprochen und sie auf dem Altare aufgeschrieben hatte, kehrte man nach Silo zurück.

20. Da nun Jesus schon alt geworden war und einsah, dass die Städte der Chananäer schwer zu erobern seien, einmal wegen der natürlichen Festigkeit der Orte, wo sie lagen, dann aber auch weil sie so starke Festungsmauern hatten, dass die Feinde sich nicht an die Belagerung wagten, da sie auf die Eroberung doch nicht hoffen konnten (die Chananäer hatten nämlich, als sie merkten, dass die Israeliten Ägypten verlassen hätten, um sie auszurotten, die ganze Zeit auf die Befestigung ihrer Städte verwendet), ließ er das Volk nach Silo zusammenkommen. Und als sie in Menge herbeigeströmt waren, hielt er ihnen vor, welches Glück sie bisher gehabt, welche herrlichen Taten sie vollbracht hätten unter dem Schutze Gottes und der Beobachtung der Gesetze, und wie sie einunddreißig Könige, die mit ihnen zu kämpfen gewagt, überwunden und deren Heer, das im Vertrauen auf seine Stärke mit ihnen gerungen, so gänzlich vernichtet hätten, dass nicht einer ihres Geschlechtes übrig geblieben sei. Weil nun von den Städten einige gefallen seien, andere aber wegen der Stärke ihrer Befestigungen und des festen Vertrauens der Bewohner auf dieselben eine lange und hartnäckige Belagerung erforderten, halte er dafür, dass man diejenigen, die aus der Gegend jenseits des Jordan mit ihnen in den Krieg gezogen seien und als Verwandte gemeinsamer Gefahr mit ihnen sich unterzogen hätten, unter Dankesbezeugung für ihre Hilfe nach Hause entlasse. Alsdann solle man aus jedem der Stämme Einzelne wegen ihrer ausgezeichneten Tugend hervorragende Männer auswählen, die das Land ehrlich und ohne Arglist abzumessen und dann die Größe desselben wahrheitsgemäß zu berichten hätten.

21. Als dieser Vorschlag die Zustimmung des Volkes fand, schickte Jesus sogleich Männer ab, um das Land zu messen, und gab ihnen einige erfahrene Geometer mit, die als Sachverständige die Richtigkeit der Messungen bestätigen könnten. Auch trug er ihnen auf, dass sie das fruchtbare und das minder fruchtbare Land besonders abmessen sollten. Das Land Chananaea ist nämlich so beschaffen, dass es wohl große Felder hat, die, wenn sie auch an sich sehr geeignet sind, Frucht zu tragen und sogar als sehr fruchtbar gelten können, doch im Vergleich mit den Äckern um Jericho oder Jerusalem nichts ausmachen. Denn obgleich diese nur klein und dazu noch meistenteils gebirgig sind, so stehen sie doch an Fruchtbarkeit und Schönheit hinter keinem anderen Lande zurück. Deshalb glaubte auch Jesus, dass die Verteilung mehr nach dem Werte als nach dem Masse stattfinden müsse, da oft ein einziger Acker besser sei als tausend andere. Es wurden also zehn Männer abgeschickt, welche das Land durchzogen und es abschätzten. Im siebenten Monat kehrten sie zu Jesus nach der Stadt Silo zurück, wo die heilige Hütte damals stand.

22. Darauf verteilte Jesus unter Zuziehung des Eleazar, der Ältesten und der Stammeshäupter das Land unter neun Stämme und den halben Stamm Manasses, sodass jeder Stamm einen seiner Größe entsprechenden Teil des Ackerlandes erhielt. Als man nun loste, erhielt der Stamm Judas das ganze obere Judäa, welches sich einerseits bis Jerusalem, andererseits der Breite nach bis zum Sodomitischen See erstreckte. In diesem Lose befanden sich die Städte Askalon und Gaza. Dem Stamme Simeon, der der zweite war, fiel der Teil von Idumäa zu, der von Ägypten und Arabien begrenzt wird. Der Stamm Benjamin erhielt das Land, das sich der Länge nach vom Jordan bis zum Meer und der Breite nach von Jerusalem bis Bethel hinzog. Dieser Teil war der schmalste, hatte aber den besten Boden, denn er enthielt die Städte Jericho und Jerusalem. Dem Stamme Ephraïm fiel das Land zu, welche sich der Länge nach vom Jordan bis nach Gadar und der Breite nach von Bethel bis zur großen Ebene* erstreckte. Der halbe Stamm Manasses bewohnte das Land vom Jordan bis zur Stadt Dora, das sich in der Breite bis Bethsana, dem jetzigen Skythopolis, erstreckte. Der Stamm Isachar erhielt seinen Teil der Länge nach vom Berge Karmel bis zum Flusse, und der Breite nach bis zum Berge Itabyrius. Dem Stamme Zabulon fiel das Land zu, welches bis zum See Gennesaritis, dem Berge Karmel und dem Meere reicht. Die Gegend, die hinter dem Karmel liegt und sich nach Sidon hin erstreckt, wegen ihrer Beschaffenheit »das Tal« genannt, erhielt der Stamm Aser. In diesem Teile liegt die Stadt Arke, die auch Ekdipus heißt. Dem Stamme Nephthali fiel der Teil zu, der im Osten an die Stadt Damaskus und das obere Galiläa heranreicht bis zum Gebirge Libanon und den von diesem entspringenden Quellen des Jordan, welche die Nordgrenze der benachbarten Stadt Arke berühren. Der Stamm Dan endlich erhielt das ganze Tal, das nach Westen zu liegt und an Azot und Dora grenzt, und zu dem auch Jamnia und Getta von Akaron an bis zu dem Berge gehört, wo der Stamm Judas beginnt.

23. Also hat Jesus das Gebiet der sechs Völkerschaften, die nach den Söhnen des Chananaeus genannt sind, verteilt und es den neunundeinhalb Stämmen gegeben. Denn Amoraea, das ebenfalls von einem der Söhne des Chananaeus den Namen hat, hatte schon früher Moyses unter zwei und einen halben Stamm verteilt, wie ich dies oben erwähnt habe. Das Land aber um Sidon herum und das, welches sich bis zu den Arukäern, Amathäern und Arideern erstreckt, war noch nicht verteilt worden.

24. Da aber Jesus wegen seines hohen Alters nicht mehr alles ausführen konnte, was er beabsichtigte, und seinen Nachfolgern im Oberbefehl wenig an der allgemeinen Wohlfahrt zu liegen schien, so befahl er, jeder Stamm solle in dem Gebiet, das ihm durchs Los zugefallen war; die Chananäer gänzlich ausrotten. Denn Moyses habe schon vorhergesagt, dass davon ihre eigene Sicherheit sowie die Aufrechterhaltung der väterlichen Gesetze abhängig sei, und das müsse auch allen einleuchten. Weiter befahl er, dass man den Leviten achtunddreißig Städte einräumen solle; zehn hatten sie ja schon in Amoraea erhalten. Davon bestimmte er drei zu Asylen für Flüchtlinge (denn er ließ sich sehr angelegen sein, dass keine von den Anordnungen des Moyses unausgeführt bliebe), nämlich Chebron im Stamme Judas, Sikim im Stamme Ephraïm und Kedesa im Stamme Nephthali, im oberen Galiläa. Außerdem verteilte er auch den Rest der Beute, deren man eine unbegrenzte Menge gemacht hatte, an die Israeliten. Hierdurch stieg sowohl der öffentliche als auch der private Reichtum, denn es gab eine gewaltige Menge von Gold, Kleidern und anderen Gerätschaften, dazu so viel Vieh, dass man es kaum zählen konnte.

25. Darauf berief Jesus das Heer zusammen und hielt an die fünfzigtausend Bewaffneten, die jenseits des Jordan neben Amoraea wohnten und mit ihnen in den Krieg gezogen waren, folgende Ansprache: »Da Gott, der Vater und Herr des Hebräervolkes, uns dieses Land in Besitz gegeben und die Beibehaltung dieses Besitzes zugesichert hat, wozu ihr uns auf Gottes Befehl eure willkommene Hilfe bereitwillig geleistet habt, so ist es billig, weil wir jetzt keine Anstrengungen mehr zu überwinden haben, dass wir euch nunmehr Ruhe gönnen und euren guten Willen nicht ferner in Anspruch nehmen. Sollten wir euer bei drohenden Gefahren wieder bedürfen, so hoffen wir, dass ihr bereit sein und uns später ebenso willig helfen werdet, trotz der vielen Mühen, die ihr bis jetzt erlitten habt. Wir sagen euch Dank dafür, dass ihr gemeinsam mit uns allen Drangsalen getrotzt habt, und werden euch auch in Zukunft dankbar bleiben. Denn es liegt in unserer Natur, unserer Freunde stets zu gedenken und uns daran zu erinnern, was wir mit eurer Hilfe erreicht haben, und dass ihr, um uns beizustehen, euer eigenes Wohl hintangesetzt und euch abgemüht habt, um das erreichen zu helfen, was Gottes Güte uns gewährte und wovon ja auch ihr euren Anteil erhalten habt. Denn aus unseren gemeinsamen Anstrengungen ist euch großer Reichtum zugefallen, viele Beute an Gold und Silber nehmt ihr mit euch und, was noch mehr wert ist, ihr habt euch besonderen Anspruch auf unser Wohlwollen erworben, das wir jederzeit durch Leistung von Gegendiensten zu betätigen bereit sind. Auch habt ihr alle Vorschriften des Moyses bis ins kleinste befolgt, ohne darauf Rücksicht zu nehmen, dass er nicht mehr unter den Lebenden weilt, und auch dafür habt ihr unseren herzlichen Dank verdient. Ziehet daher fröhlich nach Hause und denket besonders daran, dass unsere gegenseitige Freundschaft eine unbegrenzte ist; glaubet auch nicht, dass wir deshalb, weil der Fluss uns trennt, weniger Hebräer wären als ihr. Denn wir alle stammen von Abram ab, mögen wir nun an diesem oder jenem Ufer wohnen, und ein und derselbe Gott hat eure wie unsere Vorfahren ins Leben gerufen. Seine Verehrung müsst ihr deshalb ebenso fleißig pflegen wie wir, auch die Verfassung, die er durch Moyses eingerichtet hat, treu beobachten. Wenn ihr das tut und standhaft dabei bleibt, wird Gott euch stets ein gnädiger Beschützer sein. Fallt ihr aber zu den Sitten und Gebräuchen anderer Völker ab, so wird er sich von eurem Geschlechte abwenden.« Als er so gesprochen, grüßte er zuerst jeden Obersten, darauf die ganze Volksmenge und entfernte sich dann; das Volk aber gab ihnen weinend das Geleit, bis sie, beiderseits traurig gestimmt, voneinander schieden.

26. Als nun die Stämme Rubel und Gad und was vom Stamme Manasses ihnen gefolgt war, den Fluss überschritten hatten, errichteten sie am Ufer des Jordan einen Altar zum ewigen Gedenkzeichen ihrer Freundschaft mit den jenseitigen Bewohnern. Sobald aber die auf der anderen Seite des Jordan wohnenden Israeliten gehört hatten, diejenigen, die von ihnen geschieden, hätten einen Altar gebaut, griffen sie aus Unkenntnis der Absicht, die jene dazu veranlasst hatte, und im Glauben, dies sei geschehen, um einen neuen Gottesdienst und fremde Götter einzuführen, zu den Waffen, um nach Überschreitung des Flusses die Erbauer des Altars zu verfolgen und sie für die Verletzung der heimischen Gebräuche zu bestrafen. Denn sie hielten dafür, dass man mehr auf den Willen Gottes und seine Verehrung als auf Verwandtschaft und die Stellung derjenigen Rücksicht nehmen müsse, die sich des Frevels schuldig gemacht hätten. Und so rüsteten sie sich in ihrem Zorn zum Kampfe. Jesus aber, der Hohepriester Eleazar und die Ältesten suchten sie davon abzuhalten und beredeten sie, dass sie zuerst in Güte zu erfahren suchen möchten, in welchem Sinne jene den Altar gebaut hätten, und erst wenn sie die böse Absieht festgestellt hätten, sollten sie mit den Waffen einschreiten. Daraufhin schickten sie Phineës, den Sohn des Eleazar, und zehn andere bei den Hebräern sehr angesehene Männer als Gesandte ab, um nachzuforschen, was die anderen mit der Errichtung des Altars am Flussufer beabsichtigt hätten. Als diese nun den Fluss überschritten hatten und bei ihnen angelangt waren, berief man sogleich eine Versammlung, in deren Mitte Phineës trat und also sprach: »Euer Vergehen ist zwar zu groß, als dass man es bloß mit Worten ahnden könnte. Trotzdem haben wir nicht gleich zu den Waffen greifen wollen, vielmehr mit Rücksicht auf unsere Verwandtschaft und im Vertrauen darauf, dass ihr vielleicht durch gute Worte euch zu vernünftigem Handeln bereden lasst, diese Botschaft zu euch unternommen. Wir möchten nämlich nicht gern ohne Grund euch angreifen, wenn ihr den Altar in frommer Absicht gebaut habt; andererseits aber sind wir auch gesonnen, euch streng zu bestrafen, wenn die Anschuldigung gegen euch auf Wahrheit beruht. Wir konnten in der Tat fast nicht glauben, dass ihr, die ihr doch Gottes Willen kennt und die Gesetze, die er euch gegeben, gehört habt, kaum dass ihr von uns weggegangen waret und euch der Heimat zugewandt hattet, schon solltet vergessen haben, was ihr der Fürsorge Gottes verdankt, und dass ihr die heilige Hütte, die Lade und den heimischen Altar hättet verlassen, fremde Götter einführen und die schändlichen Gebräuche der Chananäer annehmen wollen. Doch wollen wir euch nichts Böses nachtragen, wenn ihr in euch geht, keine weitere Torheit begeht, die heimischen Gesetze wieder achtet und sie im Gedächtnis behaltet. Besteht ihr dagegen auf eurem schlechten Vorhaben, so werden wir um unserer Gesetze willen keine Mühe scheuen, sondern über den Fluss ziehen und zum Schutze Gottes und seiner Gebote keinen Unterschied zwischen euch und den Chananäern machen, euch also wie jene vernichten. Hütet euch zu glauben, ihr wäret, da ihr den Fluss überschritten, nun auch Gottes Botmäßigkeit entgangen. Denn überall steht ihr in seiner Gewalt, und auf keinen Fall könnt ihr seiner Allmacht und seinem Strafgerichte entrinnen. Glaubt ihr aber, ihr könntet in diesem eurem Lande eure gute Gesinnung nicht beibehalten, so steht es euch ja frei, das Land abermals zu teilen und es wieder zu verlassen, so gute Viehweiden es auch darbieten mag. Jedenfalls tätet ihr wohl daran, wenn ihr Vernunft annähmt und von neuen Vergehungen abständet. Bei euren Weibern und Kindern beschwören wir euch, nötigt uns nicht den Kampf auf. Und nun beratschlagt und tut so, als ob von dieser Beratung euer und eurer Lieben Wohlergehen abhinge. Bedenket auch, dass es besser ist, sich vernünftiger Überredung zu fügen, als des Krieges Ungemach zu erproben.«

27. Als Phineës so geredet hatte, fingen die Vorsteher der Versammlung und das ganze Volk an, die gegen sie erhobenen Beschuldigungen zurückzuweisen. Sie hätten den Altar weder errichtet, um von ihren Verwandten sich zu trennen, noch um Neuerungen einzuführen. Sie erkennten vielmehr nur einen einzigen Gott an, den alle Hebräer gemeinsam verehrten, und wüssten, dass man nur auf einem Altare Gott opfern dürfe, nämlich dem ehernen Altare vor der heiligen Hütte. »Den Altar aber«, sagten sie, »den wir jetzt erbaut haben, und der einen solchen Verdacht bei euch wachgerufen hat, haben wir nicht zum Zwecke der Gottesverehrung errichtet, sondern damit er ein ewiges Wahrzeichen unser beiderseitigen Verwandtschaft sei. Er sollte, statt uns, wie ihr argwöhntet, zur Übertretung der Gebote zu verführen, uns vielmehr den rechten Anlass geben, stets im wahren Glauben und in den Gebräuchen unserer Väter zu verharren. Gott selbst sei unser Zeuge, dass wir nur in dieser Absicht den Altar errichtet haben. Denket also künftig besser von uns und legt uns kein Vergehen bei, wegen dessen alle Nachkommen Abrams, die von den überkommenen Einrichtungen abwichen und Neuerungen einführten, die Todesstrafe verdient haben.«

28. Wegen dieser vernünftigen Sprache lobte sie Phineës sehr. Darauf kehrte er zu Jesus zurück und erzählte dem Volke, was sich zugetragen. Diese freuten sich, dass sie nicht in den Krieg zu ziehen und das Blut ihrer Verwandten zu vergießen brauchten, und brachten Gott Dankopfer dar. Jesus entließ sodann das Volk und begab sich nach Sikim. Zwanzig Jahre später, als er in hohem Greisenalter stand, berief er aus den einzelneu Städten die Angesehensten, die Behörden und die Ältesten nebst allen aus dem Volke, die er bequem zusammenbringen konnte, zu sich. Und als sie versammelt waren, rief er ihnen die Wohltaten Gottes ins Gedächtnis, deren sie gar viele erfahren hätten, da sie aus Niedrigkeit zu solchem Ruhm und solcher Macht gelangt seien. Dann ermahnte er sie, dem Willen Gottes, der ihnen stets gnädig gewesen, zu folgen, denn nur durch Frömmigkeit würden sie sich Gottes Wohlwollen auch für die Zukunft bewahren. Er sei im Begriff, aus dem Leben zu scheiden, und es stehe ihm deshalb zu, ihnen solche Ermahnungen zu erteilen. Dass sie dieser Ermahnungen stets eingedenk bleiben möchten, darum bitte er sie noch ganz besonders.

29. Nachdem er so zu den Anwesenden gesprochen hatte, starb er im Alter von einhundertzehn Jahren. Hiervon hatte er vierzig Jahre mit Moyses zusammengelebt, von dem er viel Nützliches gelernt, und nach dessen Tod er fünfundzwanzig Jahre lang den Oberbefehl innegehabt hatte. Er war ein Mann, dem es weder an Einsicht noch an der nötigen Beredsamkeit fehlte, um seine Gedanken dem Volke klar zu machen; vielmehr besaß er beides in hohem Maße. In gefahrvollen Unternehmungen tapfer und starkmütig, war er im Frieden ein geschickter Ratgeber und von allzeit erprobter Tüchtigkeit. Begraben wurde er in der Stadt Thamna im Stamme Ephraïm. Um dieselbe Zeit starb auch der Hohepriester Eleazar und hinterließ die Würde seinem Sohne Phineës. Sein Grabdenkmal steht in der Stadt Gabatha.

Jüdische Altertümer

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