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NEUNTES KAPITEL

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Wie unter der Regierung des Hohepriesters Eli Boaz die Ruth heiratete.

1. Nach dem Tode Samsons regierte die Israeliten der Hohepriester Eli. Um diese Zeit entstand eine Hungersnot im Lande, infolge deren Elimelech, der aus Bethlehem im Stamme Judas war und das Unglück nicht länger ertragen konnte, mit seinem Weibe Naamis und deren Söhnen Chellion und Mallon in das Land der Moabiter auswanderte. Und da es ihm hier nach seinem Sinne ging, gab er seinen Söhnen moabitische Weiber zur Ehe, dem Chellion die Orpha und dem Mallon die Ruth. Nach zehn Jahren starben Elimelech und seine beiden Söhne kurz nacheinander, und Naamis, hierüber sehr betrübt, konnte ihre Vereinsamung und den Verlust ihrer Lieben, um deretwillen sie ihr Vaterland verlassen hatte, kaum ertragen, weshalb sie wieder in ihre Heimat zog. Denn sie hatte auch vernommen, dass dort wieder alles geordnet und im Wohlstand sei. Ihre Schwiegertöchter aber wollten sich nicht von ihr trennen, und obgleich sie ihnen von der Mitreise abriet, ließen sie sich doch nicht überreden. Da sie nun noch mehr in sie drangen, wünschte sie ihnen eine glücklichere Ehe, als sie mit ihren ersten Männern gehabt, und alles sonstige Gute, beschwor sie aber unter Auseinandersetzung ihrer Verhältnisse, sie möchten hier bleiben und ihr Vaterland nicht verlassen, um ihr in ungewisse Zukunft nachzufolgen. Darauf blieb Orpha zurück; Ruth aber ließ sich nicht bereden, sondern zog mit ihr fort und wollte jedes Schicksal mit ihr teilen.

2. Als nun Ruth mit ihrer Schwiegermutter nach Bethlehem kam, wurden sie von Boaz, einem Verwandten des Elimelech, gastfreundlich aufgenommen. Naamis aber meinte, als sie von den Mitbürgern bei ihrem Namen genannt wurde, mit mehr Recht könne man sie Mara nennen, denn in hebräischer Sprache bedeutet Naamis »Glück«, Mara aber »Schmerz.« Zur Erntezeit nun ging Ruth mit Erlaubnis ihrer Schwiegermutter zum Ährenlesen aufs Feld, damit sie etwas zum Leben hätten, und es traf sich, dass sie auf das Grundstück des Boaz kam. Als bald darauf auch Boaz anlangte und die Ruth erblickte, erkundigte er sich ihretwegen bei seinem Verwalter, der ihm alles erzählte, was er über sie vernommen hatte. Da umarmte Boaz sie liebreich und wünschte ihr sowohl aus Zuneigung gegen ihre Schwiegermutter als auch in der Erinnerung an deren Sohn, mit dem sie verheiratet gewesen war, alles Gute. Auch litt er nicht, dass sie sich noch mit dem Auflesen von Ähren abgeben sollte, sondern erlaubte ihr, sich so viel abzumähen, als sie könnte, und es mitzunehmen; seinem Verwalter aber befahl er, er solle ihr nichts in den Weg legen und ihr Speise und Trank mit den übrigen Schnittern gewähren. Die Mehlspeise nun, die Ruth von ihm erhielt, bewahrte sie für ihre Schwiegermutter auf und brachte sie ihr abends mit den Ähren, ebenso wie auch Naamis einen Teil des Essens, das die Nachbarn ihr in fürsorglicher Wohltätigkeit gebracht hatten, für Ruth aufbewahrt hatte. Ruth erzählte nun ihrer Schwiegermutter alles, was Boaz ihr gesagt hatte, und da Naamis ihr mitteilte, er sei ihr Verwandter und werde aus Frömmigkeit vielleicht für sie sorgen, ging sie auch an den folgenden Tagen mit den Mägden des Boaz auf das Feld zum Ährenlesen.

3. Einige Tage nachher, als die Gerste schon ausgedroschen war, kam auch Boaz wieder auf das Feld und schlief auf seiner Tenne. Als Naamis das hörte, hatte sie den Einfall, Ruth solle sich zu ihm legen; denn sie glaubte, es werde für sie von Nutzen sein, wenn er mit Ruth sich unterhielte. Sie schickte also die Ruth hin, damit sie zu seinen Füßen sich schlafen lege. Ruth, die es als ihre Pflicht ansah, keinem Befehl ihrer Schwiegermutter zu widersprechen, begab sich nach der Tenne, und Boaz merkte zunächst ihre Anwesenheit nicht, da er fest schlief. Mitten in der Nacht aber erwachte er, und da er merkte, dass ein Weib bei ihm schlief, fragte er sie, wer sie sei. Und als sie ihren Namen nannte und um Verzeihung bat, da sie nur als seine Dienerin hier liege, schwieg er. Morgens früh aber, ehe noch das Gesinde sich zur Arbeit erhoben hatte, weckte er sie, hieß sie so viel Gerste mitnehmen, als sie tragen könne, und damit zu ihrer Schwiegermutter gehen, bevor jemand erfahre, dass sie dort gelegen habe. Denn die Klugheit gebiete, sich vor Verleumdung zu hüten, zumal sie sich nichts hätten zuschulden kommen lassen. »Über die ganze Angelegenheit aber«, sagte er, »bestimme ich Folgendes. Zunächst muss ich denjenigen, der dir näher verwandt ist als ich, fragen, ob er dich heiraten will. Will er das, so folgst du ihm, im anderen Falle werde ich dich zu meiner rechtmäßigen Gattin machen.«

4. Als Ruth diese Worte ihrer Schwiegermutter mitteilte, war diese wohlgemut in der Hoffnung, Boaz werde sich ihrer annehmen. Um Mittag kam Boaz in die Stadt, ließ die Ältesten zusammentreten und die Ruth nebst ihrem nächsten Verwandten herbeirufen. Als der Letztere gekommen war, fragte ihn Boaz: »Willst du das Erbe des Elimelech und seiner Söhne in Besitz nehmen?« Und da dieser ja sagte, weil es ihm als Verwandten von Rechts wegen zustehe, fuhr Boaz fort: »Du musst aber das Gesetz nicht nur zur Hälfte erfüllen, sondern alles tun, was es vorschreibt. Dieses Weib nämlich ist die Witwe des Mallon, die du nach dem Gesetz heiraten musst, wenn du das Erbe antreten willst.« Jener aber überließ nun dem Boaz, der ja den Verstorbenen ebenfalls verwandt sei, Weib und Erbe, weil er selbst schon Frau und Kinder habe. Boaz rief also die Ältesten zu Zeugen an und befahl dem Weibe, sie solle herantreten, dem anderen den Schuh ausziehen und ihm ins Angesicht speien. Nachdem das geschehen, nahm Boaz die Ruth zur Ehe, und nach Jahresfrist bekam er von ihr einen Sohn. Diesen zog Naamis auf und nannte ihn auf den Rat der anderen Weiber Obed, weil sie ihn zur Pflege ihres Greisenalters großzog; denn Obed heißt in hebräischer Sprache »Diener.« Von Obed stammte Jesse, der Vater Davids, der als König regierte und seinen Nachkommen bis ins einundzwanzigste Geschlecht die Herrschaft hinterließ. Dies glaubte ich von Ruth erzählen zu müssen, um daran Gottes Allmacht zu zeigen, dem es leicht ist, auch niedrige Menschen zur höchsten Würde zu erheben, wie er das mit David tat, der von unbedeutenden Ahnen abstammte.

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