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Kapitel 13: Secret

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Möglicherweise jedoch liegt’s daran, daß ich das sozusagen gewohnt bin, das Versteckspiel, und hier unter anderen Lebensumständen nur einfach weiterspiele und von diesem Kitzel nicht lassen kann, daß das alles doch noch einmal auffliegt, und dann Bumm und die große Explosion, und mich begräbt’s darunter – nun mich, mein Leben, meine Freiheit, die Freiheit, von einem Raum zum anderen zu gehen, wenn’s mir beliebt. Vorher hätte nur meine Ehe eventuell dabei draufgehen können, und möglicherweise wäre es ja doch nur bei einer schweren Ehekrise geblieben und nicht gleich auf eine Scheidung hinausgelaufen, denn das waren ja immer nur bestimmte Zeichnungen, die ich vor Speedy konsequent verborgen hielt. Erotisches Zeug natürlich und Bildchen, die mit ihr zu tun hatten und ihren massenweisen Eskapaden, Zeugnisse meines Voyeurismus, und natürlich wäre ihr das gar nicht recht, wüßte sie um diese Zeichnungen. Ich hab da so eine Mappe, da stecken sie gesammelt drin, und diese Mappe, sie ist gut hinter einem Stapel fertiger Ölbilder versteckt, und würde Speedy da mal rumwühlen in meinem Atelier, sie würde diese Mappe sicher entdecken, aber ich könnte mich zumindest darauf rausreden, daß ich sie dort nicht extra versteckt hätte, daß sie nur dahin geraten wäre und ich sie selber schon mal vergeblich gesucht hätte, und dann käme es nur noch auf die Bilder selber an, für die ich mich rechtfertigen müßte, und da, ich habe mir das natürlich alles zurechtgelegt, würde ich sagen, sie kenne doch viele von meinen Sachen nicht, sie sei doch gar nicht so sehr an meiner Produktion interessiert und wolle gar nicht auf dem laufenden gehalten werden, und damit wär das Ganze schon nicht mehr allein mein, sondern auch ihr Problem. Wenn man gleich mal mit ein paar Vorwürfen kontern kann in einer Ehekrise, ist das ja schon mal nicht schlecht, und dann wäre mit etwas zu kommen, daß sie das doch eigentlich von mir kennen dürfte, die Scham des Künstlers, die nahezu instinktive Abwehr, sich über die Schulter gucken zu lassen, das Unbehagen dabei, etwas zeigen zu sollen, das nicht fertig ist, von dem man selber noch gar nicht weiß, ob’s denn gelungen ist. Ich mochte das schon als Kind nicht, wenn ich malte, zeichnete, und ich würde sagen, daß sich daran bereits zeigte, daß das mehr ist für mich als für andere Kinder, daß sich darin schon der Künstler offenbarte. Denn der Künstler ist ja unzufrieden, unzufrieden mit dem, was er macht, und deshalb macht er ja auch immer weiter und lieber eine Sache noch mal und zeichnet das hundertste Pferd und wie der Indianer im Sattel sitzt. Alle andern, die mal zum Pinsel greifen, zum Stift, die können stolz sein, und die zeigen das dann ja auch, jeden Fitzel, den sie mit ihren kindlichen Patschhänden geschaffen haben, und sie wollen bewundert werden, genauso wie sie mit ihrem Töpfchen kommen, wenn sie die Pipi darein gemacht und die Kacka nicht in der Hose haben. Der Künstler versteht das doch nicht, und schon der kleine Künstler nicht, der Künstler im Protostadium, wenn er für das bewundert wird, was für ihn nur ein ungenügender dilettantischer Versuch ist und mehr nicht – gut, es gibt die anderen, die, denen das alles gar nichts ausmacht, die, die gerne bewundert werden, sich nur zu gerne bewundern lassen und für alles ein dickes Lob haben wollen und den Erfolg auch bei Frauen, aber zu denen gehöre doch ich nicht, und Speedy weiß das doch. Ob sie’s wirklich verstanden hat, das ist eine andere Frage, und sie würde sicher damit kontern, daß ich selber dran schuld bin, wenn sie das meiste von meinen Sachen nicht kennt, ich zeige sie ihr ja nicht.

Speedy – Skizzen

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