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Kapitel 1: Rom

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Sie schritt erhobenen Hauptes aus ihrem Haus auf die Gasse hinaus, die stolze Römerin. Dann aber stockte sie schon, und sie stockte, weil ich stocke und schon nicht mehr weiterweiß, der ich mir vorgenommen habe, über sie zu schreiben, die stolze Römerin in einem stolzen Rom, damals die Hauptstadt der Welt, der antiken Welt, und nun könnte ich vielleicht von meiner Heldin, bevor ich sie überhaupt als Heldin etabliert habe, abweichen, ablenken, wenn ich hier erst einmal nichts weiter über sie zu sagen weiß, und ich könnte jetzt von den vielen elenden Gassen Roms zu reden anfangen, Hauptstadt der Welt, eines Weltreiches, eines, des Imperiums, und doch weitestgehend ein Dreckloch – nicht, daß sie da etwa alle in Marmorpalästen wohnten, die Herrscher der Welt. Abfälle, einfach aus dem Fenster geworfen mehrstöckiger Häuser, Mietskasernen, der Gestank von Kot und Urin in der Vormittagshitze – aber öffentliche Toiletten, die hatten sie doch wohl, und jeder brachte sein Schwämmchen mit. Und natürlich hätte ich auch damit einiges schon über meine Heldin und ihre Lebensverhältnisse gesagt, wenn ich sie eine der vielen Schwämmchenbenutzerinnen sein ließe, es ginge ihr dann nämlich gar nicht gut, so ohne eigene Toilette, materiell, finanziell gesehen, aber nicht nur in dieser Hinsicht nicht gut, Armut hat doch seine Gründe, seine Ursachen, und Armut hat auch psychische Folgen, die Not macht nicht jeden erfinderisch. Doch sie kämpft dagegen an, sie läßt sich nicht unterkriegen, die stolze Römerin, und wenn ich hier nicht gleich über ihre konkreten Lebensverhältnisse etwas schreiben will, weil mir die noch gar nicht so im einzelnen klar sind, dann sollte ich auf die Gasse ausweichen in ihrer konkreten Gestalt, doch dazu müßte ich eine Vorstellung von einer solchen Gasse in Rom haben, im antiken Rom dazumal, und ich war doch nicht mal im Rom, im faschistischen Rom unserer Tage. Und ich habe meine Bücher nicht zur Hand, daß ich mal wenigstens nachschauen könnte, wie so die verschiedenen Gegenden heißen in Rom, die Stadtviertel der ärmeren Bevölkerungsteile, denn auf dem Palatin wird sie nicht gewohnt haben oder in der Nähe des Forums, des Forum Romanum – so ohne Bücher und die Möglichkeit, mal eben schnell nachzusehen, wenn man ein Detail braucht, einen historischen Roman schreiben zu wollen, das will ja schon mal was heißen. Darauf kann natürlich nur ich wieder kommen, ich, der ich noch nie einen Roman geschrieben habe und deshalb um die Schwierigkeiten nicht weiß, besonders, wenn man nicht einfach frei phantasieren kann und sich ein bißchen wenigstens an die historisch verbürgten Fakten doch halten muß.

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