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Kapitel 15: Schöpfer Pluralis

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Ich sagte immer: wenn, wenn überhaupt, und daß ich als verstockter Atheist nicht von außen, sondern aus dem Kern heraus des katholischen Glaubens argumentierte, das war es sicher, was die beiden theologischen Hausfreunde so sehr in den Bann zog und faszinierte. Und auch, daß ich meinen Nicht-Glauben als Glauben bezeichnete, denn, was weiß ich so sicher, ob es nicht doch einen Gott gibt und die Hölle auf mich wartet, auf daß ich dort dann richtig weichgekocht werde zur Läuterung meiner Seele – von Bestrafung redet ja keiner mehr, seit sie uns ihren einstmals strafenden nun als einen lieben und verzeihenden Gott hinstellen wollen. Er nimmt hinweg die Sünde der Welt, er hat die Sünde auf sich genommen und ergo, predigte ich den beiden, auch die meine. Ich kann gar keine mehr begehen, ist ja alles hinweggenommen, und meine Verwirrung und Abirrung, das liegt alles im Heilsplan, da brauche ich mir doch keinen Kopf mehr zu machen, keine Sorgen um meine Zukunft nach dem Leben, Ableben, und außerdem, so sagte ich den beiden, dürfte es um einiges heroischer sein, diese Schmutzkampagne hier auf Erden ohne den Glauben an ein Jenseits zu ertragen, ohne den Gedanken an eine Entschädigung danach für all die erlittene Unbill. Das stärkste Argument, das ist natürlich immer wieder, daß die Welt so schlecht ist, und das wissen sie ja selber, die Gläubigen und sogar ihre Theologen, und es soll ja alles vortrefflich gewesen sein am siebenten Tag der Schöpfung. Irgendwas muß danach verdammt schiefgelaufen sein, oder das ist ein verdammt grausamer Kerl da oben, daß er uns solche gemeinen Strafen auferlegt. Er ergötzt sich wohl noch dran, und bemerkenswert wäre nur, er schickte mal als göttlichen Fingerzeig eine Marienerscheinung bei einem Atheisten wie mir vorbei und nicht immer nur bei irgendwelchen hysterischen Weibsbildern eh schon katholischen Glaubens. Erscheinungen, die habe ich als Künstler doch jeden Tag – nichts Ungewöhnliches unter der Sonne also. Ich werde doch nicht so dumm sein, deshalb eine Schlechter-Religion begründen zu wollen. Davor hat schon Nietzsche gewarnt: hüten wir uns davor, eine Religion begründen zu wollen – ja, hüten wir uns davor. Das Gegenargument, daß solche nicht ganz unbegabten Künstler wie Johann Sebastian Bach oder Grünewald, der Mann vom Isenheimer Altar, an Gott geglaubt haben, damit kommen sie ja dann immer, das zieht doch nicht. Fraenger hat ja sehr gut über ihn geschrieben und ganz gut aufgedeckt, was Matthis, den Maler, antrieb – Fraenger hat auch gut über mich geschrieben, den Text zu meinem ersten Ausstellungskatalog überhaupt, in der Galerie Buchard 1920 schon, Fraenger versteht was von Kunscht, und er würde mir das sicher durchgehen lassen, wenn ich sage, daß wir Künstler halt von dem abhängig sind, was an Material so da ist, und früher war es eben das christliche, aus dem was zu machen war, das hat doch was mit den Menschen, mit der Gesellschaft und nicht unbedingt mit Gott was zu tun. Es geht ja auch ohne, ohne Gott mit der Kunst weiter.

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